"In der Anfangszeit der Kneipe lief es fürchterlich. Die Straße war tot. Außer dem Schuster gab es nichts", sagt Wirtin Barbara Petry. Nach drei Jahren hatte es sich dann herumgesprochen, dass es das Backes in der Darmstädter Straße gibt, etwas abseits des Chlodwigplatzes. Künstler und Musiker, die heute in Köln und im Umland bekannt sind, traten zu Beginn ihrer Karriere im Backes auf, wer genau auch heute noch zu den Gästen zählt, will die Wirtin nicht verraten, da Verschwiegenheit wichtig sei. "Eine starke Leber, ein ruhiges Gemüt, ein offenes Ohr und ein geschlossener Mund zeichnen einen guten Wirt aus", sagt Wirtin Barbara Petry. Musik des gleichnamigen Schlager-Sängers hört man im Backes nicht. Anfang der 90er Jahre war das Backes Schauplatz einer Billard-Wette von Wirt Franz Kirchen und Arno Steffens, bekannt geworden mit der Band LSE. Verlierer Franz musste sich in der Kneipe einen Minipli schneiden lassen. Für 20 DM Eintritt war das Backes voll, der Erlös ging an die Heinrich-Böll-Stiftung nach Wolgograd.

 

Der Club der anonymen Verlierer (kurz: CDAV) trifft sich im Backes. Wer dazu gehört, weiß natürlich niemand. Der CDAV hat 15 Vorstandsmitglieder und ein Mitglied. "Es gibt so viele Clubs, da brauchten wir auch einen", sagt Franz Kirchen, der um den mysteriösen Club viele Fragen offen lässt. "Ich habe einmal gefragt, wer das eine Mitglied ist. Zack war ich das Mitglied", berichtet ein Stammgast. Wer mehr wissen will oder vielleicht auch Mitglied werden will, sollte die Wirte nach dem CDAV fragen.

Das Backes hat in der Woche ab 17 Uhr geöffnet, am Wochenende ab 20 Uhr. Reissdorf-Kölsch wird für 1,30 Euro ausgeschenkt. Wenn der Kölsch-Preis wieder mal steigt, stört das hier niemanden. "Kölsch wird immer getrunken", sagt Barbara Petry, aber auch Hefeweizen gibt es im Backes. "Wie viel hab ich damals noch für die 19 Hefeweizen bezahlt?", fragt ein Gast, der wie fast alle Gäste regelmäßig kommt. 80 Prozent der Gäste sind Stammgäste. Einen Deckel darf nur machen, wem die Wirte Vertrauen schenken, höchstens 150 Euro im Monat können Stammgäste im Backes auf Kölns beliebteste Kreditkarte trinken. Deckel, die noch nicht bezahlt wurden, gibt es, über die Anzahl und Beträge der Deckel wird geschwiegen. "Wir machen eigentlich nur Tagesdeckel", sagte Wirt Franz Kirchen, der die Deckel-Wirtschaft nicht an die große Glocke hängen will. "Es soll nicht heißen, dass jeder im Backes ´en Deckel machen kann", sagt er.

 

Immer neue Dekorationen

 

Am Explore-Südstadt-Kneipenmarathon, den 2004 viele Szenekneipen der Südstadt organisiert hatten, wollte Franz Kirchen nicht teilnehmen. "Da hab ich nichts von gehalten" sagt er, der von solchen Werbeaktionen wenig hält und auch wenig Kontakt zu anderen Wirten der Südstadt pflegt. Im Veedel hält man aber zusammen. "Den Zusammenhalt im Veedel gibt es schon, viele kennen sich untereinander" sagt Barbara Petry, die denkt, dass die große Bandbreite an Berufen der Anwohner das gute Südstadt-Flair ergibt. Das Backes ist nicht die typische Veedelskneipe op dr'Eck, es ist eher ein Treffpunkt, wo man über Kultur, Politik und Wirtschaft und die Entwicklungen im Veedel redet und dabei Bier trinkt. "Das Zentrum fürs Wesentliche" so nennt Wirtin Barbara Petry das Backes. Berühmte Kölner Künstler und Musiker trifft man hier auch. Die Wirte sorgen dafür, dass sie anonym bleiben, doch wer öfter im Backes ist, wird sie kennen. Ob sie auch Mitglied im Club der anonymen Verlierer sind, weiß keiner.

 

Dennis Hölzenbein