Transparenz für Gentechnik bei Lebensmitteln
  Mi 10.12.2008 | 13:38 Uhr
Gentechnik.
Wissen, was ist.
TransGen Lebensmitteldatenbank
Pflanzen, Lebensmittel, Zusatzstoffe.
Sie wollen wissen, wo  Gentechnik eine Rolle spielen könnte?
Dann geben Sie hier den Namen einer Pflanze, ein Lebensmittel, eine Zutat oder einen Zusatzstoff ein:
Suche in der TransGen-Datenbank:
Alle Datenbankeinträge in der Übersicht:
Pflanzen
Lebensmittel
Zutaten und Zusatzstoffe
Zusatzstoffe nach
E-Nummern
Enzyme

TransGen Forum
Newsletter
Im Abo. Neuigkeiten und Hintergrundinformationen
Verbraucher Initiative
Schriftgröße ändern
1 2 3

Veränderte Pflanzenentwicklung

Ausgereift - und dennoch länger haltbar


Sie war die erste gentechnisch veränderte Nahrungspflanze und ein Symbol für die Gentechnik bei Lebensmitteln - die "Anti-Matsch-Tomate". 1994 kam sie unter den Namen FlavrSavr in den USA auf den Markt. Inzwischen ist sie längst wieder verschwunden. Doch das Merkmal, was sie auszeichnete, ist in der Pflanzenzüchtung nach wie vor interessant: eine verzögerte Reifung.

Viele Früchte wie Tomaten, Melonen oder Bananen werden üblicherweise in  unreifem Zustand gepflückt. Das dann noch feste Gewebe der Früchte erleichtert die maschinelle Ernte. Vor allem aber sind längere Lager- und Transportzeiten möglich.

Bild vergrößern
Am Strauch ausreifen. Gentechnisch veränderte Tomaten sollten am Strauch rot und reif werden - und dennoch ausreichend transport- und lagerfähig sein.

Bild vergrößern
Auch Bananen werden unreif geerntet. Erst während des Transports wird die Reifung durch Ethylenbegasung ausgelöst.

Bild vergrößern
Reifeverzögerung mit gentechnischen Verfahren. Bei vielen Obst- und einigen Gemüsesorten wird an diesem Ziel gearbeitet.

Bild vergrößern
Nicht mehr auf dem Markt: Puree aus "Anti- Matsch-Tomaten". Das Produkt war in Großbritannien eine Zeit lang sehr erfolgreich. Der Zulassungsantrag für die EU wurde zwar wissenschaftlich geprüft. jedoch aus politischen Gründen nicht entschieden.

Eine wichtige Rolle beim Reifungsprozess spielt das in den Pflanzen selbst gebildete gasförmige Hormon Ethylen. Es löst im pflanzlichen Gewebe eine Reihe biochemischer Prozesse aus, etwa den Abbau von Zellwandsubstanzen - die Früchte werden weich. Werden Früchte unreif geerntet, hat die pflanzeneigene Ethylenproduktion noch nicht voll eingesetzt. Die Reifung und damit auch die jeweils typischen Farb- und Aromabildung wird später auch eine 12 bis 18-stündige Begasung mit Ethylen ausgelöst.

Die "Anti-Matsch-Tomate": Eine kurze Karriere

Schon Ende der 1980er-Jahre hatte man mit gentechnischen Verfahren ein neues Konzept entwickelt, wie empfindliche Früchte länger am Strauch ausreifen und dennoch ausreichend transport- und lagerfähig bleiben sollten.

  • Verantwortlich für das Weichwerden von Früchten ist das EnzymEnzym Polygalacturonase. Dieses baut Pektin ab, eine Stützsubstanz in Zellwänden, die pflanzlichen Geweben Festigkeit verleiht.

  • Die Bildung des Reife-Enzyms Polygalacturonase kann unterdrückt werden, indem das zugehörige Gen blockiert wird (AntisenseAntisense-Technik). Die Früchte können am Strauch ausreifen, produkttypische Färbung und Aroma entwickeln, werden aber nicht oder deutlich verzögert weich. Dennoch können sie transportiert und gelagert werden wie unreif gepflückte Früchte. 

Mehrere solcher gentechnisch veränderter Tomaten wurden ab Mitte der 1990er Jahre in den USA angebaut.  Berühmt wurde vor allem die FlavrSavr-Tomate ("Anti-Matsch-Tomate"), die erste für die Vermarktung zugelassene transgene Pflanze überhaupt. Doch auch sie besitzt heute praktisch keine Bedeutung mehr. Als Gründe führt das Unternehmen Calgene (heute Monsanto) an, dass die FlavrSavr-Sorten nur geringe Erträge lieferte, anfällig gegenüber Schädlinge und Krankheiten war und schlechte Verarbeitungseigenschaften aufwies. 

Das Ziel jedoch, den Reifeprozess gerade bei empfindlichen Früchten zu verlängern und besser steuern zu können, wurde nicht aufgegeben. So wird etwa bei Banane und Melone, Pflaumen und Birnen, Erdbeeren und Himbeeren daran gearbeitet. Eine Vermarktung entsprechender gv-Sorten ist jedoch nicht in Sicht.

Neben dem Ansatz, das "Reife-Enzym" Polygalacturonase abzuschalten, kann in der Pflanze auf ähnliche Weise auch die Bildung von Ethylen als auslösenden Faktor für den Reifungsprozess reduziert oder verzögert werden.

Sorten mit größerer Haltbarkeit lassen sich inzwischen auch mit modernen nicht-gentechnischen Züchtungsmethoden erzeugen.

Schnellsuche
Schnelle Volltextsuche über die gesamten Inhalte der Website
04. Juni 2007 [nach oben springen]

© 1997 - 2008 TransGen Wissenschaftskommunikation | Impressum | Leitlinien und Finanzierung | Website by Webmotive