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Bewährungsstrafen für fast alle "Hells Angels"

"Hells Angels"-Prozess in Hannover: Das Gericht unter Vorsitz von Richter Jürgen  Seifert (Mitte) im Gerichtssaal.  © dpa Fotograf: Holger Hollemann
große Bildversion anzeigen Das Landgericht Hannover verurteilte elf "Hells Angels" zu Bewährungsstrafen.

Im Prozess um einen Raubüberfall der "Hells Angels" auf Mitglieder des verfeindeten Rockerklubs "Bandidos" bei Bremen hat das Landgericht Hannover schon am Dienstag das Urteil gesprochen. Nach einer Absprache zwischen allen Beteiligten wurden elf von 14 Angeklagten zu Bewährungsstrafen von zwei Jahren verurteilt. Nur drei Männer erhielten höhere Strafen, darunter der 37 Jahre alte Rädelsführer der Tat. Er soll für zwei Jahre und zehn Monate in Haft. Zwei weitere "Hells Angels" verurteilte das Gericht aufgrund von Vorstrafen zu zwei Jahren und sechs Monaten beziehungsweise zu zwei Jahren und acht Monaten Haft. Das Urteil ist rechtskräftig, weil niemand Rechtsmittel einlegte.

Richter verteidigt Absprache

Alle Angeklagten im Alter von 32 bis 47 Jahren räumten mit knappen Worten ihre Beteiligung an dem Überfall auf das Vereinsheim der "Bandidos" ein. Im Gegenzug ließ die Staatsanwaltschaft den Vorwurf des schweren Raubes fallen, bei dem eine Verurteilung zu Bewährungsstrafen nicht mehr möglich gewesen wäre. Richter Jürgen Seifert verteidigte die Absprache: "Das ist aus unserer Sicht gerecht. Es hat nichts damit zu tun, dass wir "Hells Angels" laufen lassen." Die Mehrzahl der Angeklagten sei nicht einschlägig vorbestraft, so Seifert. Öffentlich werde der Überfall "sehr viel heißer gekocht als er eigentlich ist". Allerdings wurden acht von 14 Rockern schon wegen anderer Delikte verurteilt, meist mehrfach, darunter Betrug, Nötigung und Körperverletzung. Einberechnet wurde auch die lange Untersuchungshaft, in der fast alle Angeklagten mehr als ein halbes Jahr verbrachten. Sie konnten das Gericht am Dienstag auf freiem Fuß verlassen.

Aussteiger als Kronzeuge 

Polizei- und Justizbeamte sichern auf dem Hof des Landgerichts Hannover einen Gefangenentransporter.  © dpa
große Bildversion anzeigen Das Verfahren hatte in Hannover unter strengen polizeilichen Sicherheitsvorkehrungen begonnen.

Ins Rollen war der Prozess durch einen Aussteiger der "Hells Angels" gekommen. Der 32-Jährige war nach Angaben der Staatsanwaltschaft der Kronzeuge der Anklage, saß aber mit den 13 anderen "Hells Angels" auf der Anklagebank. Das Ex-Mitglied hatte den Ermittlern entscheidende Hinweise gegeben, die im Juni 2008 zur Festnahme von zehn Angeklagten führten. Vier weitere stellten sich daraufhin freiwillig der Polizei.  

Rache der "Bandidos"

Bei dem Überfall im März 2006 sollen die "Hells Angels" mit Axtstielen auf die "Bandidos" in deren Vereinsheim in Stuhr-Brinkum eingeschlagen, ihre Opfer gefesselt und ihnen mit Klebeband die Augen verbunden haben. Zum Schluss sollen sie Trophäen der "Bandidos" - darunter Vereinsembleme und andere Insignien - geraubt haben. Die fünf Opfer erlitten zum Teil schwerste Verletzungen. Sie seien aber trotzdem "wenig kooperativ" gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Unter Rockern gilt der Ehrenkodex, dass Streitigkeiten direkt und ohne Einschalten der Polizei ausgetragen werden.

Möglicherweise rächten sich die "Bandidos" unter anderem mit einem Überfall in Ibbenbüren, bei dem 2007 ein Mitglied der "Hells Angels" erschossen wurde. Für die Tat wurden im Sommer 2008 zwei "Bandidos" in Münster zu lebenslanger Haft verurteilt.

Stand: 16.12.2008 17:04
Hände in Handschellen gelegt © Fotolia.com Fotograf: Gina Sanders
Chronologie

Organisierte Kriminalität: "Hells Angels" beschäftigen Justiz

Immer wieder müssen sich deutsche Gerichte mit Straftaten der Rockergruppe "Hells Angels" befassen. Dabei geht es auch um Drogenhandel und Prostitution. Eine Chronologie der Prozesse:

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Mitglieder der Rockergruppe "Hells Angels" © dpa
Hintergrund

"Höllenengel" mit schwarzer Weste

Kriegsveteranen gründen 1948 in den USA die "Hells Angels". Aus einer Gruppe von Motorrad-Fans wird der mächtigste Rockerklub der Welt. Allein in Deutschland gibt es 30 Unterabteilungen.

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Weitere Informationen
Mitglieder der Rockerbande "Hells Angels" © dpa

Hannover: Auftakt im "Hells Angels"-Prozess

Die 14 angeklagten "Hells Angels" sollen fünf Mitglieder eines verfeindeten Motorradklubs schwer verletzt haben. (Meldung vom 16.12.2008)

Kronzeuge belastet "Hells Angels"-Rocker

Die Verhaftung von inzwischen 14 Mitgliedern der Rockergruppe "Hells Angels" geht auf die Aussage eines Kronzeugen zurück. (Meldung vom 10.06.2008)

NDR Info Reportage
Jacke der Rockergruppe "Hells Angels". © picture-alliance/dpa

"In Hannover ein geachteter Mann"

15.12.2008 07:49

In Hannover hat am Montag der bislang größte Prozess gegen Mitglieder der Rockergruppe "Hells Angels" begonnen. In der Stadt spielen die Hells Angels seit Jahren eine zweifelhafte Rolle berichtet Stefan Schölermann.

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