Suchtforschung

Daten und Fakten
Sucht ist eine behandlungsbedürftige Krankheit. Laut einer Definition der World Health Organisation (WHO) wird Sucht durch vier Kriterien charakterisiert:

  • Unbezwingbares Verlangen zur Einnahme und Beschaffung des Mittels
  • Tendenz zur Dosissteigerung (Toleranzerhöhung)
  • psychische und meist auch physische Abhängigkeit von der Wirkung der Droge sowie
  • Schädlichkeit für den Einzelnen und/oder die Gesellschaft.

Als stoffgebundene Süchte gelten Alkoholismus, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit sowie die Abhängigkeit von illegalen Drogen wie Heroin und Kokain. Die Alkoholabhängigkeit ist das größte sozialmedizinische Problem in Deutschland: Nach Schätzungen haben bis zu 4,4 Millionen Deutsche Alkoholprobleme, die behandelt werden müssten; 1,6 Millionen Deutsche sind alkoholabhängig. Die Rückfallquote bei Alkoholmissbrauch ist extrem hoch: nur drei Prozent schaffen den dauerhaften Entzug nach stationärer Behandlung. Über 40.000 Alkoholkranke sterben pro Jahr an den Folgen ihrer Sucht. 100.000 Deutsche fallen jährlich dem Zigarettenkonsum zum Opfer. Die häufigsten Todesursachen bei Rauchern sind Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Zahl der regelmäßigen Nutzer harter Drogen schätzen Experten deutschlandweit auf mehr als 125.000. Die Zahl der Konsumenten von Ecstasy und anderen Partydrogen wird mit mehr als 500.000 angegeben. Von Medikamenten sind in Deutschland zwischen 740.000 und 1,4 Millionen Menschen abhängig.

Was tut das BMBF?
Seit Beginn der 90er Jahre wird in Deutschland die Erforschung der biologischen und psychosozialen Faktoren von Drogenmissbrauch und -abhängigkeit systematisch gefördert. In den Anfangsjahren stand die Grundlagenforschung im Vordergrund. Die Einzelprojekte und kleinere Verbundvorhaben wurden seinerzeit mit insgesamt 24 Millionen EURO unterstützt (insgesamt 39 Vorhaben im Förderzeitraum von 1991 bis 2001).

Forschungsverbünde - horizontal und vertikal vernetzt

Bei der neuen Auflage des Förderschwerpunktes kommt es vor allem darauf an, dass Forscher aus verschiedenen Disziplinen sowie die Bereiche Forschung und Versorgung stärker zusammenarbeiten. Dies ist umso wichtiger, da der größte Teil der Suchtpatienten in den Einrichtungen der Allgemeinversorgung (zum Beispiel bei niedergelassenen Ärzten, in außeruniversitären Kliniken oder bei Drogenberatungsstellen) behandelt wird und die Universitätskliniken nur eine geringere Rolle spielen.

Ziel ist es, den Transfer von Forschungsergebnissen in die Praxis zu verbessern. Deshalb wurden im Rahmen der neuen Fördermaßnahmen vier regional oder lokal organisierte Verbünde zur Suchtforschung eingerichtet, die vorhandene Ressourcen miteinander verknüpfen und mit den Versorgungseinrichtungen vor Ort zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Alkohol- und Nikotinabhängigkeit. In einzelnen Projekten wird zu den illegalen Drogen (z. B. Cannabis, Opiate, Partydrogen) geforscht. In der ersten Förderphase standen von 2001 bis 2004 rund neun Millionen EURO für die Verbünde zur Verfügung. Die Arbeiten in der zweiten Förderphase (2004 bis 2007) werden ebenfalls mit etwa neun Millionen EURO gefördert.

Die deutsche Suchtforschung ist durch den Zusammenschluss in Verbünden effektiver geworden und findet auch international Anerkennung: Auf Bundesebene bestehen heute Kooperationen mit den USA, Polen und Staaten der Europäischen Union. Auch auf Länderebene ist ein verstärktes Engagement in der Suchtforschung zu verzeichnen.

Beiträge aus der Forschung:

Schneller Drogennachweis im Speichel

Rauchverzicht: Der Hausarzt sorgt für Motivation

Persönliche Beratung erleichtert Rauch-Stopp bei jungen Müttern

Psychische Störungen begünstigen Ecstasymissbrauch

Das Suchtpotenzial von Cannabis wurde bisher unterschätzt

Dokumente