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Im seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg auf Sri Lanka haben Regierungstruppen eine wichtige Basis der Rebellen erobert. Die Stadt Kilinochchi gilt den "Befreiungstigern" als Rückzugsgebiet und Hauptstadt. Trotzdem sind die Aussichten auf ein Ende des Konflikts schlecht.
Von Kai Küstner, ARD-Hörfunkstudio Neu Delhi
[Bildunterschrift: Die Armee setzt ihren Vormarsch im Rebellen-Gebiet fort ]
Sri Lankas Regierung kostet den von ihr verkündeten Sieg so richtig aus. Die Armee erklärte sozusagen in einem Atemzug, sie habe die wichtige Stadt Kilinochchi im Norden der Insel eingenommen und jetzt habe für die Rebellen der Countdown für deren Vernichtung begonnen. Kilinochchi galt als Bastion der "Befreiungstiger", wie sie sich nennen, als inoffizielle Hauptstadt der Tamilen-Rebellen. Präsident Mahinda Rajapakse sprach von einem noch nie da gewesenen Erfolg: "Unsere Soldaten haben die Stadt erobert. Die Menschen haben mir das Mandat gegeben, die Bevölkerung zu vereinen. Dies sollte nicht als Sieg einer Rasse über eine andere gesehen werden." Rajapakse forderte die LTTE-Rebellen auf, die Waffen niederzulegen.
Doch nur wenige Minuten nach der landesweit ausgestrahlten Siegesbotschaft des Präsidenten erschütterte eine schwere Explosion die Hauptstadt Colombo. Armee-Angaben zufolge hatte sich eine Selbstmord-Attentäterin vor der Luftwaffenbasis in die Luft gesprengt. Die Militärs machten die Tamilen-Rebellen für den Anschlag verantwortlich. Die Frage ist, ob die LTTE damit beweisen wollte, dass sie durchaus noch in der Lage ist, zurückzuschlagen.
Denn was die von ihr gehaltenen Gebiete angeht, so schrumpfen die nach Aussagen von Beobachtern immer mehr zusammen. "Es ist noch nicht vorbei, aber es ist eine wichtige Schlacht von der Regierung gewonnen worden", sagt Sinha Ratnatunga, Redakteur der Zeitung "Sunday Times". "Die Rebellen sind nun eingezwängt in einem bestimmten geographischen Gebiet, von dem aus sie vermutlich ihre letzte Schlacht schlagen werden. Es ist ihre letzte Bastion."
[Bildunterschrift: Kampfjets des Militärs starten auf einer Basis in der Nähe von Colombo. ]
Der Kampf zwischen der Regierung und den tamilischen "Befreiungstigern" tobt auf der beliebten Urlaubs-Insel seit einem Viertel-Jahrhundert. Präsident Rajapakse hatte angekündigt, den Aufstand der Rebellen ein für alle mal beenden zu wollen. Wer sich auf der Landkarte die immer winziger werdenden Flecken ansieht, die von den Rebellen noch gehalten werden, kann tatsächlich den Eindruck gewinnen, der Kampf könne nicht mehr lange dauern.
Doch viele Beobachter bezweifeln, dass dieser blutige Konflikt militärisch überhaupt lösbar ist. Die Rebellen könnten sich aus den Städten zurückziehen und sich auf klassische Guerilla-Taktiken verlassen. "Aus dem Dschungel können die eine andere Art von Krieg führen", sagt der Friedensaktivist Jehan Perera. "Es ist also wahrscheinlich, dass sich die Art des Konflikts verändert, aber dass der Krieg weiter geht bis es eine politische Lösung gibt."
Eine politische Lösung hieße: Zugeständnisse an die tamilische Minderheit. Von denen jedoch war in der Ansprache des Präsidenten keine Rede. Die Tamilen fühlen sich von der singhalesischen Mehrheit praktisch seit Staatsgründung benachteiligt. Seit den 80er Jahren kämpfen die "Befreiungstiger" für unabhängige Gebiete. Im Laufe des Jahres 2009, so der ursprüngliche Plan, wollte die Armee wieder die ganze Insel, die wie eine Träne am Südzipfel Indiens hängt, unter Kontrolle haben. Ob damit das Blutvergießen ein Ende hätte, ist mehr als ungewiss.