Martin Luther

Vom Abendmahl Christi. Bekenntnis (1528)

Zum Dritten.

Weil ich sehe / das des rottens vnd yrrens / yhe lenger yhe mehr wird / vnd kein auffho(e)ren ist des tobens vnd wuetens des Satans / Damit nicht hinfurt bey ineyrn. leben oder nach meinem tod / der etliche zuku(e)nfftig sich mit mir beheltffen / vnd meine schrifft / yhr yirthum zu stercken / felschlich furen mo(e)chten / wie die Sacraments vnd Tauffs schwermer anfiengen zu thun / So wil ich mit dieser schrifft fur Gott vnd aller welt meinen glauben von stu(e)ck zu stu(e)ck bekennen / darauff ich gedencke zu bleiben bis ynn den tod / drynnen <des mir Gott helffe> von dieser welt zu scheiden / vnd fur vnsers herrn Ihesu Christi richtstuel komen / Vnd ob yemand nach meinem tode wu(e)rde sagen / wo der Luther itzt lebet / wu(e)rde er diesen odder diesen artickel anders leren vnd halten / Denn er hat yhn nicht gnugsam bedacht (et)c(etera). Da widder sage ich itzt als denn / vnd denn als itzt / Das ich von Gotts gnaden alle diese [500] artickel habe auffs vleyssigst bedacht / durch die schrifft vnd widder herdurch offtmals gezogen / vnd so gewis die selbigen wolt verfechten / als ich itzt habe das sacrament des altars verfochten. Ich byn itzt nicht truncken / noch vnbedacht / Ich weis / was ich rede / füle auch wol / was mirs gilt auff des herrn Ihesu Christi zukunfft am iu(e)ngsten genicht / Darumb sol mir niemand schertz odder lose teydung draus machen / Es ist mir ernst / Denn ich kenne den Satan / von Gotts gnaden / ein gros teil kan er Gotts wort vnd schrifft verkeren vnd verwirren / was solt er nicht thun mit meinen odder eins andern worten?

Erstlich gleube ich von hertzen den hohen artickel der go(e)ttlichen maiestet / das Vater son / heiliger geist drey vnterschiedliche personen / ein rechter /einiger natu(e)rlicher / warhafftiger Gott ist / schepffer hymels vnd der erden / aller dinge widder die Arrianer / Macedonier / Sabelliner / vnd der gleichen ketzerey / Gene. 1. wie das alles bis her beyde ynn der Ro(e)mischen kirchen vnd ynn aller welt bey den Christlichen kirchen gehalten ist.

Zum andern gleub ich / vnd weis / das die schrifft vns leret / Das die mittel person ynn Gott / nemlich der Son / allein ist warhafftiger mensch [501] worden / von dem heiligen geist on mans zuthun empfangen / vnd von der reynen heiligen iungfraw Maria / als von rechter natu(e)rlichen mutter / geborn / wie das alle S(ankt) Lucas klerlich beschreibt vnd die Prophete(n) verku(e)ndigt haben. Also / das nicht der Vater oder heiliger geist sey mensch worden / wie etliche ketzer geleret. Auch das Gott der son / nicht allein den leib / on seele <wie etliche ketzer geleret> sondern auch die seele / das ist / eine gantze vo(e)llige menscheit angenomen / vnd rechter samen odder kind Abraham vnd Dauid verheissen vnd natu(e)rlicher son Marie geborn sey / ynn aller weise vnd gestalt / ein rechter mensch / wie ich selbs byn vnd alle andere / on das er on sunde / allein von der Iungfrawen durch den heiligen geist komen ist / Vnd das solcher mensch sey warhafftig Gott / als eine ewige vnzurtrenliche person aus Gott vnd mensch worden / also das Maria die heilige iungfraw sey eine rechte warhafftige mutter / nicht allein des menschen Christi / wie die Nestorianer leren / Sondern des sons Gotts / wie Lucas spricht / Das ynn dir geborn wird / sol Gotts son heissen / Das ist mein vnd aller herr / Ihesus Christus / Gottes vnd Marien einiger / rechter natu(e)rlicher son / warhafftiger Gott vnd mensch.

[502] Auch gleub ich / das solcher Gotts vnd Maria son vnser herr Ihesus Christus / hat für vns arme sunder gelidden / sey gecreutzigt / gestorben vnd begraben / Damit er vns von der sunden / tod vnd ewigen zorn Gotts durch sein vnschuldig blut erlo(e)set / Vnd das er am dritten tage sey aufferstanden vom tode vnd auffgefaren gen hymel / vnd sitzet zur rechten hand Gottes des allmechtigen Vaters / ein Herr vber alle herren / ko(e)nig vber alle ko(e)nige / vnd vber alle Creaturn ym hymel / erden vnd vnter der erden / vber tod vnd leben / vber sunde vnd gerechtickeit. Denn ich bekenne / vnd weis aus der schrifft zu beweisen / das alle menschen von einem menschen Adam komen sind / vnd von dem selbigen / durch die geburt / mit sich bringen vnd erben / den fall / schu(e)ld vnd sunde / die der selbige Adam ym paradis / durch des teuffels bosheit / begangen hat / vnd also sampt yhm alzumal ynn sunden geborn / leben vnd sterben / vnd des ewigen todes schu(e)ldig sein mu(e)ssen / wo nicht Ihesus Christus vns zu hu(e)lff komen were / vnd solche schuld vnd sund / als ein vnschu(e)ldigs lemlin auff sich genomen hette / für vns durch sein leiden bezalet / vnd noch teglich fur vns stehet vnd trit als ein trewer / barmhertziger mitteler / heiland vnd einiger priester vnd Bischoff vnser seelen.

Hie mit verwerffe vnd verdamne ich / als eitel yrthum / alle lere / so vnsern freyen willen preisen / als die stracks widder solche hu(e)lffe vnd gnade vnsers [503] heilands Ihesu Christi strebt / Denn weil ausser Christo / der tod vnd die sunde vnser herren / vnd der teuffel vnser Gott vnd furst ist / kan da kein krafft noch macht / kein witze noch verstand sein / damit wir zur gerechtickeit vnd leben vns ku(e)ndten schicken odder trachten / sondern mu(e)ssen verblent vnd gefangen / des teuffels vnd der sunden eigen sein / zu thun vnd zu dencken / was yhn gefellet / vnd Gott mit seinen geboten widder ist.

Also verdamne ich auch beyde new vnd alte Pelagianer / so die erbsunde nicht wollen lassen sunde sein / sondern solle ein gebrechen odder feyl sein / Aber weil der tod vber alle menschen gehet / mus die erbsunde nicht ein gebrechen / sondern allzu grosse sunde sein / wie S(ankt) Paulus sagt / Der sunden sold ist der tod / Vnd abermal / Die sunde ist des todes stachel / So spricht auch Dauid Psal. 51. Sihe ich bin ynn sunden empfangen / vnd meine mutter hat mich ynn sunden getragen / Spricht nicht / Meine mutter hat mit sunden mich empfangen / sondern / Ich / Ich / Ich bin ynn sunden empfangen / Vnd meine mutter hat mich ynn sunden getragen / das ist / das ich ynn mutter leibe aus sundlichem samen bin gewachsen / wie das der Ebreische text vermag.

Dem nach verwerffe vnd verdamne ich auch / als eitel teuffels rotten vnd yrthum / als alle orden / Regel / Klo(e)ster / stifft / vnd was von menschen vber [504] vnd ausser der schrifft ist erfunden vnd eingesetzt / mit gelu(e)bden vnd pflichten verfasset ob gleich viel grosser heiligen drynnen gelebt / vnd als die auserweleten Gotts zu dieser zeit dadurch verfuret / vnd doch endlich / durch den glauben an Ihesu Christ erlo(e)set vnd entrunnen sl nd / Denn die weil solch orden stifften / vnd secten / der meynung gelebt vnd gehalten werden / das man durch solche wege vnd werck wolle vnd mu(e)ge selig werden / der sunden vnd dem tod entlauffen / so ists eine o(e)ffentliche / grewliche lesterung vnd verleugnis der einigen hu(e)lffe vnd gnade vnsers einigen heilands vnd mittelers Ihesu Christi / Denn es ist vns sonst kein name gegeben / durch welchen wir sollen selig werden / on dieser der do heist Ihesus Christus / Vnd ist vmmu(e)glich / das mehr heilande wege odder weise seyen / selig zu werden / on durch die einige gerechtickeit die vnser heiland Ihesus Christus ist vnd hat / vns geschenckt / vnd für vns gegen Gott gestellet / als vnser einiger gnaden stuel / Rom. 3.

Wol were es fein / so man klo(e)ster odder stifft / der nieynung hielte / das man iunge leute drynnen leret / Gotts wort / die schrifft vnd Christliche zucht / Da durch man feine geschickte menner / zu Bischofen / Pfarher vnd anderley diener der kirchen / auch zu weltlichem regiment tu(e)chtige gelerte leute / vnd feine zu(e)chtige gelerte weiber / so hernach Christlich haushalten vnd kinder auff ziehen kondten / zurichtet vnd bereitet / Aber ein weg der selickeit da suchen / das ist teuffels lere vnd glauben. 1. Timo. 4. (et)c(etera).

Aber die heiligen orden vnd rechte stiffte von Gott eingesetzt sind diese drey. Das priester ampt / Der Ehestand / Die weltliche o(e)berkeit / Alle die so ym Pfarampt odder dienst des worts funden werden sind ynn einem heiligen / rechten / guten / Gott angenemen orden vnd stand alS1336, / die da predigen / sacrament reichen / dem gemeinen kasten fürstehen / ku(e)ster vnd boten odder knechte / so solchen personen dienen (et)c(etera). Solchs sind eitel heilige werck fu(e)r Gott / Also [505] wer Vater vnd mutter ist / haus wol regirt / vnd kinder zeucht zu Gottes dienst / ist auch eitel heiligthum vnd heilig werck vnd heiliger orden / Des gleichen wo kind odder gesind / den Eldern odder herrn gehorsam sind / ist auch eitel heiligkeit / vnd wer darynn funden wird / der ist ein lebendiger heilige auff erden. Also auch fürst odder oberherr / richter / amptleute / Cantzler / schreiber / knechte / megde / vnd alle die solchen dienen / dazu alle die vntertheniglich gehorsam sind / alles eitel heiligthum / vnd heilig leben für Gott / Darumb das solche drey stiffte odder orden ynn Gotts wort vnd gebot gefasset sind / Was aber ynn Gotts wort gefasset ist das mus heilig ding sein / denn Gotts wort ist heilig vnd heiliget alles / das an yhm vnd ynn yhm ist.

Vber diese drey stifft vnd orden / ist nu der gemeine orden der Christlichen liebe /darynn man nicht allein den dreyen orden / sondern auch ynn gemein einem iglichen du(e)rfftigen mit allerley wolthat dienet / als Speisen die hungerigen / trencken die du(e)rstigen (et)c(etera) vergeben den feynden / bitten fur alle menschen auff erden / leiden allerley bo(e)ses auff erden (et)c(etera). Sihe / das heissen alles eitel gute heilige werck / Dennoch ist keiner solcher o(e)rden ein weg zur Seligkeit / Sondern bleibt der einige weg vber diese alle / nemlich / der glaube an Ihesum Christum / Den(n) es ist gar viel ein anders / heilig vnd selig sein. Selig werden wir allein durch Christum / Heilig aber beide durch solchen glauben vnd auch durch solche Go(e)ttliche stiffie vnd orden. Es mu(e)gen auch gottlose wol viel heiliges dinges haben / sind aber drumb nicht selig drynn / Denn Gott wil solche werck von vns haben zu seinem lob vnd ehre / Vnd alle die so ynn dem glauben Christi selig sind / die thun solche werck / vnd halten solche orden. Was aber vom Ehestand gesagt ist / sol man auch voim widwen vnd lungfraw stand verstehen / Den sie geho(e)ren doch zum hause vnd zum haushalten (et)c(etera). So nu diese orden vnd go(e)ttliche stiffte nicht, selig machen / was solten denn die teuffels stiffte vnd klo(e)ster thun / so blos on Gotts wort auff komen sind / vnd dazu widder den einigen weg des glaubens streben vnd toben?

Zum dritten / gleube ich an den heiligen geist der mit Vater vnd son / ein warhafftiger Gott ist / vnd vom Vater vnd son ewiglich kompt / doch ynn einem go(e)ttlichen wesen vnd natur ein vnterschiedliche person. Durch den selbigen / als eine lebendig / ewige / go(e)ttliche gabe vnd geschencke / werden alle gleubigen mit dem glauben vnd andern geistlichen gaben gezieret / vom tod auff erweckt / von sunden gefreyet / vnd fro(e)lich vnd getrost / frey vnd sicher ym gewissen gemacht / Denn das ist vnser trotz / so wir solchs geists zeugnis ynn vnserin hertzen fülen / das Gott wil vnser Vater sein / sunde vergeben / vnd ewiges leben geschenckt haben.

Das sind die drey person / vnd ein Gott / der sich vns allen selbs gantz vnd gar gegeben hat / mit allem das er ist vnd hat. Der Vater gibt sich vns / mit hymel vnd erden sampt allen creaturen / das sie dienen vnd nu(e)tze sein mu(e)ssen. Aber solche gabe ist durch Adams fal verfinstert / vnd vnnu(e)tze worden / Darumb hat darnach der son sich selbs auch vns gegeben / alle sein werck / [506] leiden / weisheit vnd gerechtickeit geschenckt vnd vns dem Vater versunet / damit wir widder lebendig vnd gerecht / auch den Vater mit seinen gaben erkennen vnd haben mo(e)chten. Weil aber solche gnade niemand nu(e)tze were / wo sie so heymlich verborgen bliebe / vnd zu vns nicht komen ku(e)ndte / So kompt der heilige geist vnd gibt sich auch vns gantz vnd gar / der leret vns solche wolthat Christi vns erzeigt / erkennen / hilfft sie empfahen vnd behalten / nu(e)tzlich brauchen vnd austeilen / mehren vnd foddern / Vnd thut dasselbige beide ynnerlich vnd eusserlich. / Ynnerlich durch den glauben vnd ander geistlich gaben.

Eusserlich aber / durchs Euangelion /durch die tauffe / vnd sacrament des altars, durche welche er als durch drey mittel odder weise / er zu vns kompt vnd das leiden Christi ynn vns vbet vnd zu nutz bringet der seligkeit.

Darumb halt vnd weis ich / das gleich wie nicht mehr denn ein Euangelion vnd ein Christus ist / also ist auch nicht mehr denn eine tauffe / Vnd das die tauffe an yhr selbs eine go(e)ttliche ordnung ist / wie sein Euangelion auch ist / Vnd gleich wie das Euangelion drumb nicht falsch odder vnrecht ist / ob es etliche felsschlich brauchen odder leren / odder nicht gleuben / Also ist auch die tauffe nicht falsch noch vnrecht / ob sie gleich etliche on glauben empfiengen odder geben / odder sonst missebrauchten. Derhalben ich die lere der widderteuffer vnd Donatisten vnd wer sie sind / so widderteuffen / gentzlich verwerffe vnd verdamne. Ebenso rede ich auch vnd bekenne das sacrament des altars / das daselbst warhafftig der leib vnd blut ym brod vnd wein werde mu(e)ndlich geessen vnd getruncken / ob gleich die priester so es reichen / odder die so es empfangen / nicht gleubeten odder sonst misbrauchten / Denn es stehet nicht auff menschen glauben odder vnglauben / sondern auff Gotts wort vnd ordnung / Es were denn das sie zuuor Gottes wort vnd ordnung endern vnd anders deuten / wie die itzigen Sacraments feynde thun / welche freylich eytel brod vnd wein haben / denn sie haben auch die wort vnd eingesetzte ordnung Gottes nicht / sondern die selbigen nach yhrem eigen dunckel verkeret vnd verendert.

Dem nach gleube, ich / das eine heilige Christliche kirche sey auff erden / das ist / die gemeyne vnd zal odder versamlunge aller Christen / ynn aller welt,/ die einige braud Christi vnd sein geistlicher leib / des er auch das einige heubt ist vnd die Bisschoue odder pfarrer nicht heubter / noch herrn / noch breudgame der selbigen sind / sondern diener / freunde / vnd wie das wort Bisschoff gibt / auffseher / pfleger / odder furseher. Vnd die selbige Christenheit ist nicht allein vnter der Ro(e)mischen kirchen odder Bapst / sondern ynn aller welt / wie die Propheten verku(e)ndiget haben / das Christus Euangelion solte ynn alle welt komen Psal. 2. psal. 18 das also vnter Bapst / Tu(e)rcken / Persen Tattern vnd allenthalben die Christenheit zur strawet ist leiblich / aber versamlet geistlich ynn einem Euangelio vnd glauben vnter ein heubt das Ihesus Christus ist / Denn [507] das Bapstum gewislich das recht Endchristisschs regiment / odder die rechte Widderchristissche tyranney ist / die ym tempel Gottes sitzt vnd regiert mit menschen gebot/ wie Matth. 24. Christus / vnd . 2: Tessa. 2. Paulus verku(e)ndigen. Wie wol auch daneben der Tu(e)rcke vnd alle ketzerey / wo sie sind / auch, zu solchem grewel ge ho(e)ren / so ynn der heiligen stete zu stehen / geweissagt ist / Aber dem Bapstum nicht gleich.

Ynn dieser Christenheit vnd wo sie ist / da ist vergebung der sunden / das ist / ein ko(e)nigreich der gnaden vnd des rechten ablas / Denn daselbst ist das Euangelion / die tauffe das sacrament des altars / darynn vergebunge der sunden angeboten / geholet vnd empfangen wird / Vnd ist auch Christus vnd sein geist vnd Gott da selbs. Vnd ausser solcher Christenheit ist kein heyl noch vergebung der sunden / sondern ewiger tod vnd verdamnis / ob gleich grosser schein der heiligkeit da ist / vnd viel guter werck / so ists doch alles verloren. Solche aber vergeb ung der sunden ist nicht auffein mal / als ynn der tauffe zu gewarten / wie die Nouater leren / sondern so offt vnd viel mal man derselbigen bedarff bis ynn den tod.

Das ablas aber / so die Bebstliche kirche hat vnd gibt / ist eine lesterliche triegerey / Nicht allein darumb / das sie vber die gemeyne vergebung / so ynn aller Christenheit durch das Euangelion vnd sacrament gegeben wird / ein sonderliche erticht vnd anricht / vnd damit die gemeine vergebung schendet vnd vemichtiget / sondern das sie auch die gnugthuung für die sunde / stellet vnd grundet auff menschen werck vnd der heiligen verdienst / so doch allein Christus für vns gnug thun kan vnd gethan hat.

[508] Fu(e)r die todten / weil die schrifft nichts dauon meldet / halt ich / das aus freyer andacht nicht sunde sey / so odder des gleichen zu bitten / Lieber Gott / hats mit der seelen solche gestalt / das yhr zu helffen sey / so sey yhr gnedig (et)c(etera). Vnd wenn solchs ein mal geschehen ist odder zwyr / so las es gnug sein / Denn die vigilien vnd seelmessen vnd ierliche begengnisse sind kein nu(e)tz / vnd ist des teuffels iarmarckt. Wir haben auch nichts ynn der schrifft vom fegfewr / Vnd ist freylich auch von den Polter geistern auff bracht / Darumb halt ich / das nicht not sey / eins zu gleube(n) / Wie wol Gott alle ding mu(e)glich / auch wol ku(e)ndte die seelen peinigen lassen nach dem abschied vom leibe. Aber er hats nicht lassen sagen noch schreiben / drumb wil ers auch nicht gegleubt haben / Ich weis aber sonst wol ein fegfewr / Aber dauon ist nichts ynn der gemeyn von zu leren noch da widder mit stifften odder Vigilien zu handeln.

Die heiligen anzuruffen haben andere angriffen / ehe denn ich Vnd mir gefellet es vnd gleubs auch / das allein Christus sey als vnser mitteler anzuruffen / Das gibt die schrifft vnd ist gewis / Von heiligen anzuruffen ist nichts ynn der schrifft / darumb mus es vngewis vnd nicht zu gleuben sein.

Die o(e)lunge / so man sie nach dem Euangelio hielte Marci.6. vnd Iacobi. 5. liesse ich gehen / Aber das ein sacrament draus zu machen sey / ist nichts / Denn gleich wie man an stat der Vigilien vnd seel messen / wol mo(e)cht eine predigt thun vom tod vnd ewigem leben\/ vnd also bey dem begrebnis beten vnd vnser ende bedencken (wie es scheinet) das die alten gethan haben / also were es auch wol feyn / das man zum krancken gienge / bettet vnd vermanet / vnd so man daneben mit o(e)le wolt yhn bestreichen / solt frey sein ym namen Gottes.

Also darff man auch kein Sacrament aus der ehe vnd priesterampt machen / Sie sind sonst heilige orden an yhn selbs gnug. So ist ia die busse nichts anders / denn vbunge vnd kraffi der tauffe. Das die zwey sacrament bleiben / Tauffe vnd abendmal des HERRN neben dem Euangelio / darynnen vns der heilige geist vergebung der sunden reichlich darbeut gibt vnd vbet.

Fu(e)r allen aber greweln halt ich die Messe / so für ein opffer odder gut werck gepredigt vnd verkaufft wird / darauff denn itzt alle stiffte vnd klo(e)ster stehen / aber ob Gott wil / bald liegen sollen / Denn wie wol ich ein grosser / schwerer / schendlicher sunder bin gewest / vnd meine iugent auch verdamlich zubracht vnd verloren habe,/ So sind doch das meine gro(e)sseste sunden / das ich so ein heiliger mu(e)nch gewest bin / vnd mit so viel messen vber .15. iarlang / meinen lieben Herrn so grewlich erzu(e)met / gemartert vnd geplagt habe / Aber lob vnd danck sey seiner vnaussprechlichen gnade gesagt ynn ewikeit / das er mich aus solchem grewel gefurt hat / vnd noch teglich mich / wie wol fast vndanckbarn / erhelt vnd stercket ynn rechtem glauben.

[509] Dem nach ich geraten habe / vnd noch rate / die stifft vnd klo(e)ster / sampt den gelu(e)bden zu lassen vnd sich eraus geben ynn die rechten Christlichen orden / auff das man solchen grewlen der messen, / vnd lesterlichen heilickeit,/ als der keuscheit / armut / gehorsam dadurch man furnympt selig zu werden / entlauffe / Denn so fein es gewest ist ym anfang der Christenheit Iungfraw stand zu halten / so grewlich ists itzt / das man da durch Christus hu(e)Iffe vnd gnade verleucke / Denn man wol lungfraw / widwe vn(d) keusch leben kan / on solche lesteiliche grewel.

Bilder / glocken / Messegewand / kirchenschmu(e)ck / allter liecht vnd der gleichen / halt ich frey Wer da wil / der mags lassen / Wie wol bilder aus der schrifft vnd von guten Historien ich fast nu(e)tzlich / doch frey vnd wilko(e)rig halte/.Denn ich's mit den bildestu(e)rmen nicht halte.

Am letzten gleube ich die aufferstehung aller todten am Iu(e)ngsten tage / beyde der frumen vnd bo(e)sen / das ein iglicher daselbs empfahe an seinem leibe / wie ers verdienet hat / Vnd also die frumen ewiglich leben mit Christo / vnd die bo(e)sen ewiglich sterben mit dem teuffel vnd seinen engeln / Denn ichs nicht halte mit denen / so da leren / das die teuffel auch Werden endlich zur seligkeit komen.

Das ist mein glaube / denn also gleuben alle rechte Christen Vnd also leret vns die heilige schrifft / Was ich aber hie zu wenig gesagt habe werden mir meine bu(e)chlin gnugsam zeugen geben / sonderlich die zu letzt sind ausgangen ynn vier odder funff iaren. Des bitte ich alle frume hertzen / wolten mir zeugen sein / vnd für mich bitten / das ich ynn solchem glauben feste mu(e)ge bestehen vnd mein ende beschliessen / Denn <da Gott für sey> ob ich aus anfechtung vnd todes no(e)ten etwas anders wu(e)rde sagen / so sol es doch nichts sein / vnd wil. hie mit offentlich bekennet haben / das es vnrecht vnd vom teuffel eingegeben sey / Dazu helffe mir mein Herr vnd heiland Ihesus Christus gebenedeyet ynn ewigkeit / Amen.