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Was ist Japanwachs?

Japanwachs ist das Wachs aus den Früchten des Baums Rhus Succedanea (japanischer Wachsbaum) ...


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Haze - Hochrot

Japanwachs ist das Wachs aus den Früchten des Baums Rhus Succedanea (japanischer Wachsbaum) und wird als Pflanzenwachs bezeichnet. Die japanische Bezeichnung dieses Wachses lautet „Mokurō“. Dieser Baum gehört zu den Anacardiceae (Sumachgewächse) und wächst hauptsächlich in den warmen Regionen auf Kyūshū und Shikoku.

Im Herbst verfärbt sich sein Laub rot und taucht die Berglandschaft in ein prächtiges Farbenmeer. Der eigentliche Ursprung dieses Baums liegt in China. Er wurde über die Ryūkyū-Inseln nach Japan eingeführt. Gegenwärtig wird das Wachs aus diesem Baum im Vergleich zu den anderen zahlreichen Pflanzenwachsen ausschließlich in Japan produziert. Dieses Wachs enthält den Bestandteil „Japansäure“, die zu den hochwertigen Fettsäuren gehört. Im Ausland ist die Bezeichnung „Japanwachs“ geläufig, in Japan nennen wir dieses Wachs „Hazerō“.

Haze - grüne Früchte


- Wie wird Japanwachs hergestellt?


Der Baum Rhus succedanea, dessen Blätter sich im Herbst rot verfärben, wirft ab Mitte November sein Laub ab. Seine grünen Früchte verfärben sich gelblich trüb. Die Früchte werden ab diesem Zeitpunkt bis etwa Februar geerntet.
Aus den Früchten können gewichtsmäßig etwa 20 bis 30% Pflanzenwachs gewonnen werden. Es gibt zwei Extraktionsverfahren.

Erntezeit



1. Pressverfahren
Die geernteten Früchte werden zunächst in eine Siebmaschine gefüllt, mit der unbrauchbare Blätter und Zweige entfernt werden.


Die Früchte werden gepresst und aus ihrer Schale gelöst. Das pulverähnliche Material wird in einem Siedebottich gekocht.

Danach wird das gekochte Material in einer so genannten "Sieb- und Pressmaschine" unter Druck zu Wachs verarbeitet.

Doch dieses traditionelle Pressverfahren ist mühevoll und zeitaufwendig. Aufgrund seiner schlechten Wirtschaftlichkeit kommt es gegenwärtig kaum noch zum Einsatz.

Das Wachs sowohl aus dem Press- als auch aus dem Extraktionsverfahren wird „Shōrō“ (Pflanzenwachs) genannt und besitzt eine gelblich grüne Farbe.


Durch Trocknen an der Sonne wird ein rein weißes Wachs gewonnen.


2. Extraktionsverfahren

Die Früchte, deren unbrauchbare Blätter und Zweige ähnlich wie in dem Pressverfahren entfernt worden sind, werden in einen Tank gefüllt. Anschließend wird ein unschädliches organisches Lösemittel zugegeben, das zum Beispiel für die Extraktion verzehrfähiger Öle etc. verwendet wird. Zum Schluss kann das geschmolzene Wachs vollständig gesammelt werden. Das handelsübliche Japanwachs stammt überwiegend aus diesem Extraktionsverfahren.




- Beschaffenheit des Japanwaches


Das Japanwachs verfügt über die folgenden wesentlichen Eigenschaften.

  • Festigkeit
    Obwohl es sehr klebrig ist, bleibt es dennoch geschmeidig und fest. Es lässt sich leicht verarbeiten.
  • Ablösbarkeit
    Die leicht und schnell anhaftende Grundmasse kann trotzdem aus der Form leicht abgelöst werden.
  • Wasserfest
    Japanwachs und Wasser stoßen sich ab.
  • Glanz
    Japanwachs verfügt über einen eigenen ausgeprägten Oberflächenglanz.
  • Schmiereigenschaften
    Japanwachs verringert Reibungen.

Zahlreiche synthetische Stoffe sind entwickelt worden, um eine einzige der genannten Eigenschaften besonders zu betonen. Sie verfügen jedoch nicht über die vielfältigen Fähigkeiten wie nur ein Naturstoff sie bietet. Nur das Japanwachs, ein Produkt aus der Natur, ist in der Lage, völlig gegensätzliche Eigenschaften je nach Zustand und Umgebung zu entfalten: auf der einen Seite ist es sehr klebrig, auf der anderen Seite lässt es sich leicht aus der Form entfernen.



- Japanwachs und seine Verwendungszwecke


Das 100%-ig natürliche Japanwachs ist für die Gesundheit völlig unbedenklich und wird daher nicht nur für die Rōsoku, sondern auch in Kosmetika, Lebensmitteln und medizinischen Produkten verwendet.

Verwendungsbereiche

Produkte

Erwünschte Eigenschaften

Kosmetika

Pomade, Crèmes, feste Pomade, Lippenstift

klebrig und fest

glänzend

wasserfest

Medizinische Produkte

Salben, Pflaster, Suppositorium, Emulsionen,

Verbände

klebrig und fest

wasserfest

Polituren

Möbel, Leder, Kraftfahrzeuge, Papier, Süßigkeiten, Faser, Seile

wasserfest

glänzend

Schreibutensilien

Bleistifte, Kohlepapier, Kreide, Pastellkreide

klebrig und fest

ablösbar

Schleifmittel

Rostfreier Stahl, Metall

reinigend

Schmiermittel/Schutzmittel

Schmiere, Formlöser, Schallplatten

schmierend

Sonstiges

Rōsoku, Formen, Schnitzereien, Farben

wasserfest

ablösbar

glänzend


Auch bei dem traditionellen japanischen Sport, dem Sumō, darf das Japanwachs nicht fehlen. Die Sumōringer binden ihr Haar zu einem Knoten, der Ōicho genannt wird. Hierfür wird ein Haaröl verwendet, in dem Japanwachs enthalten ist. Wenn Sumōringer mit einem Körpergewicht von mehr als 100 kg aufeinander prallen, sollte man meinen, ihr Haar verlöre seine Form. Aber die starke Festigkeit des Japanwachses hält die beeindruckende Frisur.


- Japanwachs und seine Probleme


Ein Nachteil eines aus der Natur gewonnenen Produkts ist die ständige Unsicherheit, wie viel erhältlich ist. Da bildet der Baum Rhus succedanea keine Ausnahme, denn auch dieser Baum ist ein Opfer der Umweltzerstörung und Landerschließung, so dass die Zahl der kultivierten Bäume immer weiter zurückgeht.

Außerdem gibt es in Japan nur noch 10 Betriebe, in denen die Früchte zur Wachsgewinnung verarbeitet werden. Einst wurden jährlich 10.000 Tonnen Japanwachs gewonnen, aber in den letzten Jahren ist diese Menge auf 100 bis 200 Tonnen geschrumpft. Ein weiterer besorgniserregender Umstand ist, dass die in der Wachsherstellung arbeitenden Handwerker immer älter werden und sich die Arbeitsbedingungen erheblich verschlechtert haben. Noch ein weiterer großer Nachteil ist der hohe Preis. Der Rohstoffpreis für Japanwachs liegt im Vergleich zum Paraffinwachs um das Zwanzigfache höher. In der heutigen nach Profit strebenden Gesellschaft können letztendlich nur billige synthetische Stoffe überleben.



- Rhus Succedanea und die Japaner

Rhus Succedanea (japanischer Wachsbaum)

Wir Japaner, die in einem Land leben, das arm an eigenen Rohstoffen ist, nutzen die gegebenen Rohstoffe, ohne sie in irgendeiner Form zu verschwenden. Denn dies wäre sehr undankbar gegenüber der Natur, die wir nutzen dürfen. Diese Haltung erwächst aus dem Shintō (auch bekannt als „Weg der Götter“ oder Shintoismus) mit seiner Vielzahl an Gottheiten. Wir glauben, dass in allen Wesen hier auf der Welt und im Universum Gottheiten wohnen, die alles Lebende schützen und bewahren. Abgefallenes Laub kehrt in den Mutterboden zurück, der Abfall aus der Wachsher­stellung dient als Brennstoff, der Stamm wird für japanische Bögen genutzt und die Zweige werden für Färbemittel verwendet. Unsere Vorfahren lehrten uns die Weisheit, nichts zu verschwenden, sondern alles zu nutzen.

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