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Seestadtl +

1238 - 1988

(Ervenice)

Etwa 10 km von Komotau entfernt, an der Bielatallehne gelegen, lag Seestadtl in 240 Meter Meereshöhe. Die Stadt, am Fuße des Erzgebirges war eine Bergarbeiterstadt und lag mitten im Nordböhmischen Braunkohlerevier.  Sie hatte 1930   5121 Einwohner davon 2770 Deutsche. Außer dem Mühlbach, im Westen der Stadt, erfüllten der Hammermühlteich, der Bruchmühlteich und die Seewiese ihre Bewässerungsaufgabe. Seestadtl war der Kreuzungspunkt der Bezirksstraßen Komotau- Brüx und Trupschitz- Eisenberg und Bahnstation der Teplitz- Aussiger Eisenbahn.

Einst entstand der Ort aus einer Fischersiedlung (Fischgassen) am Ufer des Kommerner Sees. Die Kirche gehörte zum Spital des heiligen Franziskus in Prag. 1278 wurde der Ort als Markt bezeichnet, 1352 Lacus, 1500 Sehestetel, 1715 See oder Wayda (Weide). 1516 erfolgte die Erhebung zur Stadt. 1591 Bau einer Schule. Besitzer waren die Herren von See (de Lacu), die Hasenburg, Glatz von Altenhof auf Rothenhaus, im 16. Jahrundert die Weitmühl und ab 1621 die Lobkowitz. In den Jahren 1831 bis 1835 wurde der Kommerner See, dem Seestadtl seinen Namen verdankt, trockengelegt.

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Seestadtl: Marktplatz, Gemeindehaus   und Schule

 

Seestadtl besaß zwei Festungen, die sich zu beiden Seiten der Biela befanden. Die eine lag am Ende des herrschaftlichen Gartens und war von einem Wassergraben umgeben.. Hier hat man auch Mauerreste gefunden. Die zweite Feste lag jenseits des Flusses und war im Viereck gebaut. Auch huer ist der Wassergraben eingetrocknet. Diese Burgstätte liegt höher, als die gegenüberliegende Festung.

Seestadtl: Rathaus

 

Die Schule von 1591 wurde bei dem raschen Wachstum der Bevölkerung, bedingt durch den Bergbau, 1883 durch eine größere Schule an der Stelle des alten Rathauses ersetzt. Seestadtl hatte 2 Tore, in der Brüxer Straße und in der Langen Gasse. Die laufend wechselnden Besitzer verlangten von den Einwohnern viel Umorientierungen. Die Ereignisse im Laufe der Jahrhunderte haben die Geschichte von Seestadtl buntfarbig gekennzeichnet. Im Spiegel dieses Geschehens kann man den Werdegang  der Stadt ablesen.
Von Kriegen bekamen die Seestadtler viel ab. Der 30jährige, die Freiheitskriege 1813 und der Preußenkrieg 1866 setzten ihre üblen Zeichen. An Epidemien, wie Pest und Cholera starben viele Einwohner. Auch Brände, große Dürren und Nässen brachten schwere Schäden.
Die Kirche war dem heiligen Jakobus dem Älteren geweiht (Patronatsfest 25.7.). Sie war vor 1357 romanisch. Danach erfolgte ein Barock- Umbau. Nach dem Brand von 1899 wurde die Kirche wieder errichtet und im Jahre 1901 geweiht. Die Inneneinrichtung ist neugotisch. Eine Barockmadonna stammt um 1720.

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Diese Nepomuk Statue aus Seestadtl steht heute in Trupschitz

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Ellyschacht

Ein hölzerner Taufstein aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Kapelle von 1768, renoviert 1870. Statuen des hl. Johannes von Nepomuk 1730, Florian 1717, Donatus und Antonius von Padua Ende 18. Jahrhundert. Die Verschwundene Burg ist seit dem 15. Jahrhundert verfallen.Die Kirche hatte drei Seitenaltären, drei Glocken und verfügte über eine sehr alte Orgel, die 1700 durch eine neue von Peter Saller aus Postelberg ersetzt wurde. In Seestadtl standen 4 Statuen und 5 Kreuze, wenn man das Steinkreuz am Köpfhübel mitzählt.

Die Landwirtschaft hielt sich als Einnahmequelle mit dem Bergbau in der Waage. Der Elly-, Hedwig- und der Robertschacht waren bestens ausgebaut und gab vielen Einwohnern Arbeit und Brot.
Die Gebrüder Loos erzeugten Orgeln und verwandte Instrumente, die seit 1865 hauptsächlich nach Deutschland und Amerika exportiert wurden. Zum Stadtgebiet gehörten die Bruchmühle, die Stadtmühle und die Hammermühle.
Außerdem bestand eine keramische Fabrik.

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Vor der "Deutschen Turnhalle. Am Türchen Wolfgang und Walter Riha

 

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Kraftwerk Seestadtl

 

In den Jahren 1923 bis 1926 Bau des großen Elektrizitätswerkes mit einem Gesamtaufwand von etwa 190 Mill. Kronen. Es war das größte und modernste Werk Böhmens für 120 000 Kilowatt ausgelegt. Es belieferte Prag und Mittelböhmen mit Strom.

Das Vereinswesen war mit 16 Vereinen stark ausgeprägt. An öffentlichen Plätzen hatte die Stadt den trapezförmigen Marktplatz, den Antonia- und den Annaplatz. 

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Oberer Marktplatz

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Das Wappen zeigt eine Weide auf grünem Hügel.

 

In Seestadtl ist der Kunsthistoriker George Saiko geboren (1892-1962). Er war Leiter der Graphischen Sammlung Albertina in Wien und ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller.

In der Umgebung standen das Schloß Eisenberg mit dem Fasanengarten und das Schloß Rothenhaus.

Die Stadt Friedberg/ Hessen hat 1960 die Patenschaft für Seestadtl übernommen. Im alten Rathaus ist die Seestadtler Heimatstube untergebracht.

Die Stadt Seestadtl gibt es nicht mehr; sie ist dem Braunkohle- Tagebau zum Opfer gefallen.

 

Heute:

Wenn Sie heute auf der Schnellstraße von Komotau /Chomutov nach Brüx/ Most fahren ist links der große Braunkohle- Tagebau. Das ehemalige Seestadtl befand sich auf der linken Seite der Straße, etwa 5 km nach der 2.Ausfahrt Görkau/ Jirkov.

Einwohner 1939: 4224

Das heilige Dornfest

Ortsbetreuer:

Marianne Melzer

Gartenfeldstraße 12

61203 Reichelsheim, Wetterau

Telefon: 06035 - 3379