Sohn des Prinzen Agilolf von Bayern; Enkel des
Herzogs
Garibald II.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 626
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Theodo, Herzog der Bayern, wohl seit ca. 680, zumindest
vor 696-ca. 717/18
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Aus dem Geschlecht der AGILOLFINGER, Eltern unbekannt
Mit Theodo beginnt
die Quellenüberlieferung aus Bayern selbst. Die Herzogsherrschaft
Theodos
gewann eine gefestigte Stellung nach innen und außen, die in den
Bischofsviten positiv hervorgehoben wird. Er berief 3 oder 4 „Missions-
bzw. Reformbischöfe“ (besser Hofbischöfe) in sein Land: Rupert
(Salzburg), Emmeram, wohl auch Erhard (Regensburg), Korbian (Freising),
die aus dem Frankenreich kamen. Allesamt trafen sie den Herzog und seinen
Hof in Regensburg.
Theodo, der offenbar
engen Kontakt mit dem Alamannen-Herzog hatte, griff in die langobardischen
Thronwirren ein, verteidigte Bayern gegen eindringende Avaren und traf
Absprachen mit dem Papst. Als erster bayerischer Herzog ging Theodo
715 nach Rom, bereitete mit dem Papst einen Organisationsplan für
die bayerische Kirche vor, der 716 erlassen, aber bestenfalls ansatzweise
durchgeführt werden konnte. Wie ein König teilte Theodo
vor 715 seine Herrschaft unter seinen Söhnen. Schon 702 saß
Theodebert
in Salzburg. Bald nach Theodos
Tod bekämpften sich die Herzögssöhne.
Literatur:
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Spindler I, 1982,156-162 – H. Berg, Christentum im bayerischen
Raum um 700 (Der heilige Willibald – Klosterbischof oder Bistumsgründer?,
hg. H. Dickerhof u.a., 1990), 69-113 – W. Störmer, Die bayerische
Herzogskirche (ebd.), 116-122 – J. Jahn, Ducatus Baiuvariorum, 1991, 25-75.
oo Gleisnot oder Folchaid
Aus dem Hause der AGILOLFINGER.
Regierte ca. 690-717.
Konnte ein Vordringen der Awaren im Osten nicht verhindern.
Der Freisinger Bischof Arbeo bezeichnete ihn als einen
Fürsten von großer Frömmigkeit und hervorragender Macht,
dessen Ruhm weit gedrungen war.
Sein Sohn Lantpert
ermordete den heiligen Emmeram.
715/16 Romfahrt zu Papst Gregor II. Versuch zur Durchführung
eines Organisationsentwurfes für die bayerische Kirche.
Teilte die Regierung später mit seinen Söhnen
Theodebert,
Grimoald
und Tassilo II.
Literatur:
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ADB 37; K. Reindel, Das Zeitalter d. Agilolfinger, in:
Spindler I.
Spindler Max: Seite 156,159,161
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"Handbuch der bayerischen Geschichte"
Zum Jahre 680 hören wir von bayerisch-langobardischen
Grenzkämpfen bei Bozen, die für die Bayern unglücklich verliefen.
Hinter den Kämpfen bei Bozen im Jahre 680 wird man eine (allerdings
mißglückte) Intervention der bayerischen Verwandten für
den langobardischen König erblicken dürfen.
Etwa ins Jahr 702 fällt Ansprands
Flucht,
die ihn über Chur und Raetien nach Bayern führte, und obwohl
ihn vermutlich keine verwandtschaftlichen Beziehungen mehr mit den bayerischen
AGILOLFINGERN
verbanden, erhielt er dennoch von ihnen Unterstützung. Er konnte
sich, zusammen mit seinem Sohn
Liutprand,
zunächst 9 Jahre lang in Bayern bei Herzog
Theodo und seinem Sohn Theodebert
aufhalten, und Theodebert
leistete ihm 711/12 bei der Rückeroberung Italiens militärische
Hilfe.
Allerdings muß man annehmen, dass dann zwei Kinder
des Herzogs im Ordo nicht aufgeführt worden sind, Uta
und Lantpert,
das Geschwisterpaar, das mittelbar und unmittelbar für die Tötung
Emmerans verantwortlich war; aber es ist denkbar, dass die beiden auf Grund
ihrer Untat hier nicht genannt worden sind. Eine andere Schwierigkeit besteht
darin, dass Hermann von Niederaltaich eine Grabschrift aus Sankt Michael
im Lungau anführt, in der die Gemahlin Herzog
Theodos Gleisnot genannt wird. Das ist mit der im Verbrüderungsbuch
genannten Folchaid
nicht in Übereinstimmung zu bringen, aber weder für die Vermutung,
dass wir es mit einer 2. Ehe Theodos
zu tun haben, noch für die Annahme, dass es sich um einen früheren
Herzog gleichen Namen handelt, haben wir wirklich Beweise.
Herzog Theodo trat
kurz vor dem Ende seines Lebens, vermutlich 715 oder 716, eine Romreise
an. In Aufnahme einer bei den Germanen verbreiteten Tradition hat er vorher
sein Herzogtum unter seine Söhne geteilt, ein bedeutsamer, leider
jedoch nicht näher überlieferter Vorgang. Es ist nicht klar,
ob die so geschaffenen Teilherzogtümer völlig unabhängig
werden oder weiterhin einen "Oberherzog" unterstehen sollten. Nach dem
Bericht des Arbeo hat er sein Land in vier Teile geteilt: da das Salzburger
Verbrüderungsbuch auch die Namen von vier Söhnen überliefert,
kann man vermuten, dass Theodo sich
selbst die Oberhoheit vorbehalten hat, da ihm ja sonst keine eigene Herrschaft
zugeständen wäre. Auch über die Abgrenzung und die Hauptorte
der einzelnen Teilreiche erfahren wir nichts, und man kann nur vermuten,
dass sich die Grenzen an die bei dem Rombesuch geplante Bistumsorganisation
des Landes anlehnten. Vorausgesetzt dass diese von Bonifatius übernommen
wurde, käme man auf Regensburg, Freising, Passau und Salzburg als
Zentren der vier Herzogtümer. Den aus der Vita Corbiniani bekannten
Grimoald
finden wir in Freising wieder, für alles andere aber bleiben nur Vermutungen:
die Verbindung Theodeberts
mit Italien ebenso wie seine zahlreichen, der Salzburger Kirche gemachten
Schenkungen könnten ihn am ehesten nach dem S des Landes, nach Salzburg
weisen. Eine dunkle Stelle in der Willibalds Vita des Bonifatius, der die
Thüringer an ein ihnen von einem Theotbald zugefügtes Unglück
erinnert, veranlaßte Quitzmann, diesen in den Nordgau (also wohl
nach Regensburg unter seinen Vater Theodo)
zu versetzen und damit Tassilo
Passau und den Osten anzuweisen. Doch ist der hier genannte Theotbald
wohl eindeutig nach Thüringen zu lokalisieren. Nun ist Theodos
Teilung
schon deshalb nicht politisch wirksam geworden, weil drei seiner Söhne,
Theodebert,
Theodebald
und Tassilo,
anscheinend bald gestorben sind. Nur einer der drei, Theodebert,
hat einen Sohn namens Hucbert
gehabt, der dem Vater in der Herrschaft nachfolgte. Neben ihm dürfte
weiterhin Grimoald
regiert haben, so dass wir mit einer Zweiteilung des bayerischen Herzogtums
rechnen müssen, allerdings ist damit nicht die Angabe der Vita Corbiniani
Arbeos zu vereinen, der von Grimoald als dem "princeps totius gentis" spricht.
Störmer Wilhelm: Seite 18,19
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"Adelsgruppen"
Von Herzog Theodo
kennen wir bereits mehrere Kinder, Uta
und Lantperht,
die beide mit der Tötung des heiligen Emmeran in Zusammenhang stehen,
ferner Theodebert,
Theodebald
(Theodoald), Tassilo
und Grimoald.
Wir sehen, wie stark der wohl von den MEROWINGERN
kommende Theud-Stamm bei der Namensgebung in dieser Theodo-Familie
wirksam ist.
Dass Folchaid
Theodos
Frau
gewesen sei, wird neuerdings bezweifelt, da man mit guten Gründen
eine Regintrud
als Gattin Theodos annimmt, die nach
Eckhardt eine Tochter des MEROWINGER-Königs
Dagobert I., nach Hlawitschka eine Tochter des Pfalzgrafen Hugobert
und seiner Gemahlin Irmina von Oeren war. Man glaubt, Folchaid
sei die Gattin des Theodo-Sohnes Theodebert
gewesen; im Salzburger Verbrüderungsbuch sei der Name irrtümlicherweise
nach oben verschoben worden. Das ist meines Erachtens keineswegs zwingend,
denn Theodo kann ja durchaus zweimal
verheiratet gewesen sein.
Schon Ernst Klebel machte die Beobachtung, dass der Name
Theodo,
der in Bayern als elitärer Herzogsname überaus selten ist, in
den Traditionen der Klöster Weißenburg/Elsaß, Lorsch und
St. Gallen verhältnismäßig häufig vorkommt und besitzmäßig
vornehmlich am Mittelrhein, im Worms- und Speyergau greifbar wird. Auch
der Name Theodebert,
den der Sohn Herzog Theodos trägt,
begegnet in den Quellen Weißenburgs, Lorschs, St. Gallens und Fuldas,
wie Klebel gezeigt hat. Wir erinnern uns, dass der Vater der Schwestern
Vda und Folcheith vom Mittelrhein einen Theud-Namen trägt: Theutacar.
Engste Verwandtschaftsbeziehungen der "bayerischen" Herzogsfamilie der
AGILOLFINGER
mit Familien, die am Mittelrhein greifbar werden, sind offensichtlich.
oo Folchaid (RUPERTINERIN)
-
Kinder:
Grimoald Herzog von Freising
-
728
Tassilo II.
- um 719
Theudebert
um 685- um 719
Theudebald Herzog
- um 719
1. oo Waltrada
-
2. oo 1. Pilitrud
- um 730
Lantpert
-
Oda
-