ln-online/lokales vom 22.08.2008 00:00
Filmreif abgefackelt
Mit Kunstschnee wurde die Schossanlage mitten im August in eine Winterlandschaft verwandelt. Reste sind hier noch erkennbar. Fotos: OLDÖRP
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Das war’s. Auf Schloss Johannstorf bei Dassow wird nicht mehr gedreht. Gestern begann die Filmcrew um Regisseur Michael Haneke damit, die Kulisse wieder abzubauen. Denn ein Teil der Scheune, das Verwalterhaus und eine Steinmauer waren nur Attrappe. Bis Ende nächster Woche tummeln sich auf dem Gelände aber noch Filmleute, bevor es um das Wasserschloss wieder ruhiger wird. So wie vor dem Dreh zum Film „Das weiße Band.“
Von Mitte Juli an wurde in Johannstorf gefilmt. Mittwoch war letzter Drehtag. Mit dabei waren nicht nur zahlreiche Schauspieler und Komparsen, sondern auch 30 Feuerwehrleute aus Dassow und Selmsdorf. Die Brandschützer sicherten den alten Gebäudebestand. Denn zum Abschluss der Filmaufnahmen in Johannstorf ging die Scheune in Flammen auf. Allerdings nur die Attrappe. Bevor die jedoch brannte, wurde die Kulisse des Wasserschlosses in eine Winterlandschaft verwandelt. Mit einer Schneekanone. Der Film spielt nämlich im Winter 1913, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges.
Um das Brandrisiko so gering wie möglich zu halten, hatte die Filmcrew zwischen alter und neuer Scheune eine provisorische Brandwand gezogen. Aus Leichtbauplatten. Einige Feuerwehrleute waren dennoch im Dach der alten Scheune. Um den Dachstuhl mit zwei B-Schläuchen zu kühlen und eventuell Flammen abzuwehren, die trockene alte Balken bedrohen.
Punkt 23.20 Uhr war es so weit. Regisseur Michael Haneke gab das Signal, einen Brand zu legen. Mit Gas und einem Gemisch aus Alkohol und Diesel entfachte ein Pyrotechniker das Feuer. Es dauerte einige Minuten, bis Flammen zu sehen waren. Und dennoch ließ Haneke den Versuch abbrechen. Es waren zwar nicht viele Flammen sichtbar, doch die wenigen drangen zu stark in den Dachstuhl der alten Scheune ein. Zu gefährlich. Die Feuerwehrleute mussten den Dachstuhl stärker kühlen konnten.
Wenig später der zweite Versuch. Um genau 23.30 Uhr. Sieben Minuten später brannte die Scheune lichterloh. Mehrere Meter schlugen die Flammen hoch. Sie waren weit sichtbar. Das lockte einige Neugierige an. Nach wenigen Minuten gab Haneke das Zeichen zum Löschen. Jetzt waren die Feuerwehrleute gefordert. Für die meisten von ihnen war der Einsatz beeindruckend. „Wann haben wir sonst schon mal die Chance zu sehen, wie ein Haus angesteckt wird“, sagte einer von ihnen. Nur zum Vergnügen waren die Brandschützer aber nicht beim Filmdreh dabei. „Wir hatten richtig zu tun, den Brand wieder aus zu bekommen“, so ein anderer Feuerwehrmann. Und das nicht nur einmal. Denn die Brandszene wurde wiederholt.
Knapp elf Stunden waren die 30 Selmsdorfer und Dassower Brandschützer im für sie ungewöhnlichen Einsatz. Abends gegen 18 Uhr angekommen, kehrten sie morgens um halb fünf erst wieder heim. Allein der Aufbau der Wasserleitungen dauerte knapp drei Stunden. Schließlich musste alles abgesprochen werden, damit zum Beispiel keine Feuerwehrautos im Bild der Kamera standen. Als alles so war, wie es sich Michael Haneke vorgestellt hatte, hieß es warten. Warten auf die Dunkelheit. Als die einkehrte, wurden zunächst noch andere Filmszenen gedreht. Erst zum Schluss kam der Scheunenbrand in den Kasten.
In die Kinos kommt die italienisch, französisch, österreichisch, deutsche Gemeinschaftsproduktion übrigens im Frühjahr 2009.
In den letzten 7 Tagen schon 18 mal gelesen - zuletzt am 30.05.2009 um 08:52.
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