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12.09.2009

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Ausland

Mexiko ächzt unter der Weltwirtschaftskrise

Halbzeitbilanz für Präsident Calderón

Mexiko ächzt unter der Weltwirtschaftskrise

Noch vor zwei Jahren galt Mexiko als Hoffnungsträger unter den Schwellenländern. Doch heute kämpft das Land mit einer Vielzahl von Problemen: ausufernde Kriminalität, Korruption und die Folge der Wirtschaftskrise. Zur Hälfte seiner Amtszeit zeigte sich Präsident Calderón ernüchtert.

Von Michael Castritius, ARD-Hörfunkstudio Mexiko

Noch zu seinem Amtsantritt vor drei Jahren hatte Präsident Felipe Calderón den großen Aufstieg vorhergesagt: Bis 2050 werde das Land zu den fünf größten Wirtschaftsnationen der Welt gehören. Nicht zuletzt mit Hilfe von Bundeskanzlerin Angela Merkel durfte er sich - seit Heiligendamm 2007 - tatsächlich auf G-20-Gipfeln sonnen, als einer von fünf dazu geladenen Präsidenten von Schwellenländern.

Mexikos Präsident Felipe Calderón (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Mexikos Präsident Felipe Calderón zeigt sich zur Hälfte seiner Amtszeit ernüchtert (Archiv). ]
Jetzt, zur Halbzeit seiner Amtsperiode, haben sich die dunklen Wolken über ihm zusammengezogen: Drogenkrieg, steigende Armut, vor allem sich selbst bereichernde Politiker sowie Parteien. Dazu kommen die ausufernde Kriminalität, Korruption auf allen Ebenen, die Schweinegrippe - und dann auch noch die größte Wirtschaftskrise seit 60 Jahren. Der niederschmetternde Begriff vom "gescheiterten Staat" macht die Runde.

"Wie kann unser Land demokratischer werden?"

In seinem jährlichen Rechenschaftsbericht warf Präsident Calderón viele richtige Fragen auf: "Was können wir machen damit sich Mexiko zu einem Land der Investitionen, der Arbeitsplätze, des starken Wirtschaftswachstums und einer gerechten Verteilung der Einkommen entwickelt?" Er frage sich, wie der Armut entgegengetreten werden könne, unter der Millionen von Mexikanern leiden. "Wie kann unser Land sicherer, sauberer und demokratischer werden?"

Das größte spanischsprachige Land der Welt ächzt unter der Weltwirtschaftskrise und unter strukturellen Problemen zu Hause. Die Wirtschaftsleistung schrumpfte im zweiten Quartal 2009 um über zehn Prozent. Die Inflation frisst Einkommenszuwächse und lässt die Zahl der in Armut lebenden Mexikaner ansteigen. Jeder Zweite gilt als arm, fast 20 Prozent sogar als extrem arm.

Die Arbeitslosigkeit steigt, noch mehr die Zahl derjenigen, die in der Schattenwirtschaft das Geld für ihre täglichen Tortillas zusammenkratzen. Im Ballungsraum von Mexiko-Stadt arbeitet jeder zweite Erwerbstätige im informellen Sektor, also ungesichert auf eigene Faust.

Fatale Abhängigkeit von den USA

Als scharfer Boomerang erweist sich in der Krise die Abhängigkeit vom nordamerikanischen Freihandelspartner USA. 80 Prozent der Exporte gehen in den Norden - Tendenz stark rückläufig. Gleichzeitig dienen die USA als Ventil für den eigenen Arbeitsmarkt: 400.000 Mexikaner wandern Jahr für Jahr dorthin. Ihre Überweisungen an Familienangehörige sind die zweitgrößte Devisenquelle des Landes. Aber dieser Dollar-Zufluss wird wegen der US-Krise in diesem Jahr um über 15 Prozent sinken und damit verschärft sich die Armut in Mexiko weiter.

Verlust von umgerechnet 16 Milliarden Euro

Und nicht einmal die größte Devisenquelle des Landes sprudelt mehr zuverlässig, musste Präsident Calderón eingestehen: "Unsere relativ reichen Erdöl-Reserven, die bislang unsere Entwicklung finanzierten, sind zurückgegangen und werden zu Ende gehen." In den letzten sechs Jahren seien nur noch 700.000 Fass am Tag gefördert worden. "Das bedeutet, dass wir in dieser Zeit Einnahmen von 300 Milliarden Pesos verloren haben." Das sind über 16 Milliarden Euro. Calderóns Sparprogramm für die öffentlichen Haushalte kann das nicht im Ansatz auffangen.

Mexiko, das den Titel als führende Wirtschaftsnation Lateinamerikas längst an Brasilien verloren hat, befindet sich im freien Fall. Und den wird das Land auch nach Überwindung der internationalen Wirtschaftskrise lange nicht beenden können.

Stand: 09.09.2009 03:58 Uhr
 

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