In den amtlichen Statistiken liegt der Stadtteil Plagwitz im oberen Drittel, was die Zahl der Wegzüge (auch schon vor der Wende 1989/90) angeht, und die Anzahl der leer stehenden Wohnungen (1997: 26%) ist dem entsprechend sehr hoch. Diese hohe Fluktuation in der Bevölkerung zeigt sich auch bei unseren Befragten: Weniger als ein Fünftel wohnte bereits vor 1990 in Plagwitz. Allerdings lassen die hohen Zuzüge in den letzten Jahren (immerhin 73,6 % der Befragten sind seit 1997 nach Plagwitz gezogen) hoffen. |
Welche Gründe gibt es dafür ?
Uns hat interessiert, ob bei der Umzugsentscheidung auch Probleme im Stadtteil eine Rolle spielen. In der Grafik haben wir die zehn wichtigsten Gründe für einen möglichen Umzug aufgelistet. Es zeigt sich, dass vor allem persönliche Gründe eine Rolle spielen. Nur ein kleiner Teil der Befragten gibt eine Unzufriedenheit mit dem Stadtteil als Umzugsgrund an. Die mit Abstand wichtigsten Gründe sind dagegen die Suche nach einer schöneren oder billigeren Wohnung sowie berufliche Gründe. |
Die zwei Quartiere In unserer Studie sind wir davon ausgegangen, dass es unterhalb der Ebene des Stadtteils als Verwaltungseinheit große Unterschiede vor Ort geben kann. Wir haben daher für unsere Analysen zwei kleinere Gebiete (sogenannte Quartiere) innerhalb von Plagwitz ausgewählt, die man nun vergleichen kann.
Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Zeigen sich tatsächlich Unterschiede zwischen den beiden Quartieren? Dies soll exemplarisch an drei Fragen nach
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass eine große Mehrheit der Befragten in beiden Quartieren der Überzeugung ist, dass die Entwicklung von Plagwitz in die richtige Richtung ging. Über die Hälfte schätzen die Veränderungen in den letzten Jahren als positiv ein, praktisch niemand sieht sie negativ. Vor allem im Gebiet Karl-Heine-Kanal finden sich aber einige Befragte, die die Entwicklung nicht so positiv sehen bzw. keine Veränderung feststellen konnten.
Kern dieser Arbeit bildet eine quantitativ-standardisierte Befragung im August 2002, die sich direkt an die Einzelhändler in den beiden Untersuchungsgebieten Weiße Elster und Karl-Heine-Kanal richtete. Die Untersuchungsschwerpunkte bildeten dabei folgende Aspekte: das Sozialprofil und die Gründungsmotivation der Ladeninhaber, deren Beurteilung des Standortes Plagwitz sowie die individuellen Verkaufsstrategien und das von den Einzelhändlern wahrgenommene Kundenprofil. Von insgesamt 56 kontaktierten Geschäftsinhabern wurde die Ausfüllung von 32% (n = 17) komplett verweigert. Die folgenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf die 39 Inhaber, die an der Untersuchung teilnahmen und beinhalten deswegen nur eine tendenzielle Aussagekraft.
Beruflicher Abschluss Die mittleren Bildungsabschlüsse wie Lehre und Fachschule dominieren unter den Befragten deutlich. Eine Weiterqualifizierung zum Meister oder Techniker erfolgte in einem Viertel der Fälle, wohingegen nur sehr wenige Selbständige eine Hochschulausbildung vorweisen. |
Nur ein knappes Fünftel der Befragten war schon in der vorigen Tätigkeit selbständig, während über die Hälfte der Geschäftsgründer in ihrer letzten beruflichen Stellung Angestelltenstatus hatten. Die Gruppe derer, die bisher als Arbeiter tätig waren, ist nur in geringem Maße vertreten. Demnach ist zusammen mit der Kenntnis des Schul- und Bildungsabschlusses die Tendenz zu erkennen, dass sich die Selbstständigen vor allem aus der Mittelschicht rekrutieren. |
Probleme und Mängel in Plagwitz Trotz der positiven Zukunftsperspektiven, die mehrheitlich von den Selbständigen als Grund für eine Niederlassung in Plagwitz genannt wurden, stellt die sozial schwache Struktur des Stadtteils ein entscheidendes Problem dar, von dem die Geschäftsinhaber am stärksten betroffen sind. |
Motive für die Niederlassung in Plagwitz Bei der Wahl des Geschäftsstandortes spielten "harte" Faktoren (gute Infrastruktur bzw. günstige Ladenmiete) eine größere Rolle als persönliche "weiche" Argumente (Freundes- bzw. Bekanntenkreis). Trotz vieler struktureller Probleme wurde die Zukunft des Stadtteils von einer deutlichen Mehrheit als der entscheidende Niederlassungsgrund angesehen. |
Nina Hoferichter, Holger Möller, Simone Pape |
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