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Von Gerd Bockwoldt

Heute ist es eines der bekanntesten Weihnachtslieder: Kaum vorstellbar, dass "O du fröhliche" erst 100 Jahre nach seiner Entstehung in die Gesangbücher aufgenommen wurde.

O du fröhliche WeihnachtsliederGrossbild

Ein Klassiker der Weihnachtszeit: "O du fröhliche" (Foto: dpa)

Es ist das bekannteste Weihnachtslied. Keine Weihnachts-CD, die ohne es auskommt. Von klassisch-orchestral bis zum Rocksound reicht die Skala.

Und selbstverständlich keine kirchliche Christvesper am Nachmittag des Heiligen Abends, keine Christmette um Mitternacht, kein Gottesdienst am Ersten Feiertag, ohne dass Gemeinde und Chor vereint in diesen Lobgesang einstimmen.

Dieses Lied in strahlendem Dur ist gut singbar, hier kann jeder mithalten. Und selbst der Text - ausgesprochen ökumenisch, keine komplizierte Theologie, keine langen Sätze, sondern nur kurze Kernaussagen: gnadenbringende Weihnachtszeit! Welt ging verloren, Christ ist geboren: Freue, freue dich, o Christenheit!

Angesichts dieses Befundes ist es kaum vorstellbar, dass dieses Lied sich seinen Platz im Kanon der Kirchenlieder erst mühsam erringen musste und erst 100 Jahre nach seiner Entstehung Aufnahme in verschiedene Gesangbücher fand.

Sprichwörtliche Volkstümlichkeit

Lag es etwa an der sprichwörtlichen Volkstümlichkeit, dem unorthodoxen Inhalt, dass sich "O du fröhliche" für klerikale Kreise als sperrig erwies? Lag es daran, dass die Melodie bereits durch eins der Kampflieder Theodor Körners aus dem Befreiungskrieg gegen Napoleon besetzt war: "Hör uns, Allmächtiger. Hör uns, Allgütiger"?

Dieses als Gebet deklarierte Lied vereinnahmte Gott als himmlischen "Führer der Schlachten". Musste daneben ein Kirchenlied, das die gnadenbringende Weihnachtszeit pries, mit eben derselben Melodie nicht unpassend erscheinen? Eins zeigt das Körnersche Lied allerdings sehr deutlich: die Melodie war populär - und dies seit erst wenigen Jahren.

In diesem Zusammenhang begegnen uns gleich zwei Namen: Johann Gottfried Herder und Johannes Daniel Falk. Ersterer wurde zur Zeit Goethes lutherischer Generalsuperintendent des Herzogtums Sachsen-Weimar, also der oberste Geistliche im Rang eines Bischofs.

Mit Goethe und Herder befreundet

Falk war eben dort herzoglicher Legationsrat, mit Goethe und Herder befreundet. Falks größtes Verdienst bestand in der Gründung einer Anstalt für verwaiste und verwahrloste Kinder. Er selbst hatte zu der Zeit vier eigene Kinder durch Krankheit verloren.

Falk ist der Dichter der ersten Strophe unseres Weihnachtsliedes. Sein Mitarbeiter Heinrich Holzschuher fügte nach seinem Tode zwei weitere Strophen hinzu, die in Form und Inhalt der ersten nachempfunden sind.

Nach einer Legende hatte Falk mit seinen Zöglingen eine Weihnachtsfeier geprobt, die allerdings unbefriedigend verlief. Die Texte und Melodien der Lieder waren zu schwer.

In einer Pause summte ein sizilianischer Junge eine Melodie, die Falk aufhorchen ließ. Es waren die Noten unseres Weihnachtsliedes, doch der Text war lateinisch: o sanctissima, o piissima, dulcis virgo Maria. Mater amata, intemerata, ora pro nobis!

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