Herausgeber Werner DInka über das Selbstverständnis der FAZ, über Journalismus in Zeiten des Internets, über Blogger, Google und neue Geschäftsmodelle.
hr-online: 60 Jahre FAZ. Wie hat sich das Zeitungsmachen in dieser Zeit verändert?
D'Inka: Es ist ganz bestimmt schneller geworden. Die moderne Technik hilft uns sehr, die Zeitung aktueller zu machen. Außerdem ist die Zeitung heute umfangreicher. Die erste Ausgabe hatte 16 Seiten und kostete 20 Pfennig. Die heutigen Umfänge kennen Sie. Es sind Berichterstattungsgegenstände dazu gekommen. Zum Beispiel spielt der Sport heute eine größere Rolle als in den Gründungsjahren. Es ist also alles sehr viel schneller und umfangreicher geworden, und natürlich ist heute die Konkurrenz sowohl mit anderen Zeitungen als auch mit anderen Medien viel intensiver.
hr-online: War die Aufteilung der Zeitung schon damals so wie heute?
D'Inka: Ja, die großen Ressorts haben sich in etwa gehalten. Das ist auch einer der Unterschiede zur Frankfurter Zeitung, die durch ihre Herkunft aus einem Wirtschaftblatt geprägt blieb. Gelegentlich wird gesagt, die FAZ sei die Wiederaufnahme der Frankfurter Zeitung. Dazu haben sich die Gründer der FAZ in der ersten Ausgabe geäußert und sie schreiben, dass das nicht die Absicht sei.
hr-online: Was waren rückblickend die journalistischen Highlights, worauf sind Sie besonders stolz?
D'Inka: Die FAZ hat vielleicht anders als andere Publikationen auf sogenannte Scoops weniger Wert gelegt. Wir setzen eher auf eine kontinuierliche Solidität und zielen nicht auf einzelne Highlights ab. Aus der jüngeren Geschichte ist sicher der Beitrag von Angela Merkel in Erinnerung, der mehr oder weniger zum Sturz von Helmut Kohl beigetragen hat.
hr-online: Gab's auch Geschichten, bei denen Sie sich besonders ärgerten, dass Sie sie im Gegensatz zur Konkurrenz nicht hatten?
D'Inka: Das gleicht sich im Lauf der Jahre aus. Es ist ja ohnehin so, dass nur wenige sogenannte Enthüllungen auf unermüdlichen journalistischen Recherche-Fleiß zurückgehen. Vieles und auch das ist ein Unterschied zu früher wird Journalisten "gesteckt", was natürlich die Recherche-Arbeit vieler nicht kleinreden soll.
hr-online: Wenn die FAZ ein Mensch wäre, wie würden Sie dessen Eigenschaften beschreiben?
D'Inka: Als ein Mensch, auf den man sich verlassen kann. Einer, der seinem Beruf mit Akribie und Professionalität nachgeht, also kein Blender, bestimmt auch kein Partylöwe, eher ein ruhiger Zeitgenosse. Man stellt sich die FAZ vermutlich eher als Mann vor. Ein Mann, der, je besser man ihn kennt, desto überzeugter macht, dass er ein anständiger Kerl ist.
hr-online: Wie alt ist denn der Durchschnittsleser?
D'Inka: Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, ist er 52.