ZWILLINGE, DRILLINGE, MEHRLINGE.....

zusammengestellt von: Dr. Claudia Korebrits



Liebe Schwangere!

Wir möchten Sie ganz herzlich in unserer Klinik begrüßen. Diese Informationen sollen Ihnen einige Informationen über die Zwillings-, Drillings- und Mehrlings-Schwangerschaft geben. Außerdem eerhalten Sie Informationen über die Geburt und die Stillzeit bei Mehrlingsschwangerschaften. Zum Schluß sind noch verschiedene Adressen für weitere Informationen und Beratung aufgeführt. Selbstverständlich stehen Ihnen für Fragen auch jederzeit unsere zur Verfügung.

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SCHWANGERSCHAFT

- Entstehung und Häufigkeit von Mehrlingsschwangerschaften
- Körperliches Befinden während der Schwangerschaft
- Verhalten während der Schwangerschaft
- Die letzten Schwangerschaftswochen
- Überwachung der Mehrlingsschwangerschaft
- Ernährung in der Mehrlingsschwangerschaft

GEBURT

- Wahl der Geburtsklinik
- Dauer der Schwangerschaft
- Geburtsart
- Spontangeburt bei Zwillingen
- Kaiserschnitt bei Zwillingen
- Kaiserschnitt in PDA (Periduralanästhesie) 7
- Kaiserschnitt in Vollnarkose

STILLEN

- Können Mehrlinge überhaupt gestillt werden?
- Reicht die Milch für zwei und mehr?
- Mehrlinge gleichzeitig oder einzeln stillen?
- Die "geteilte" Mutter
- Die Mehrlinge sind Frühchen
- Ernährung während des Mehrlingsstillens

WER KANN HELFEN ?

- Hebammenbetreuung
- Stillberatung/Stillgruppen
- Sozialberatung
- Literatur




SCHWANGERSCHAFT

Entstehung und Häufigkeit von Mehrlingsschwangerschaften

Mehrlingsschwangerschaften sind selten: Auf ungefähr 85 Geburten kommt eine Zwillingsschwangerschaft, auf 85x85 Geburten kommt eine Drillingsschwangerschaft und auf 85x85x85 Geburten eine Vierlingsschwangerschaft. Diese Regel trifft nicht für Schwangerschaften zu, die durch Hormonbehandlungen entstanden sind.

Es gibt eineiige und zweieiige Zwillinge. Eineiige Zwillinge entstehen aus einer Eizelle, die durch ein Spermium befruchtet wird und sich im Verlauf der Entwicklung in zwei Embryonalanlagen teilt. Die Kinder haben also identische Erbanlagen, haben das gleiche Geschlecht und sehen sich sehr ähnlich. Es sind jedoch nur 25% aller Zwillinge eineiig.

Die Mehrzahl der Zwillinge sind zweieiig. Zweieiige Zwillinge entstehen aus zwei Eizellen, die durch zwei Spermien befruchtet werden. Die Kinder können gleich- oder verschiedengeschlechtlich sein und ähneln sich wie normale Geschwister. Bei Drillings- oder Vierlingsschwangerschaften gibt es verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.

Zweieiige Zwillinge haben zwei getrennte Mutterkuchen, es laufen also quasi zwei Schwangerschaften parallel ab. Bei eineiigen Zwillingen gibt es hingegen verschiedene Möglichkeiten: 1. Die Kinder können von einem gemeinsamen Mutterkuchen versorgt werden. Dabei können die Zwillinge entweder getrennte Fruchtblasen haben oder aber sogar in einer gemeinsamen Fruchtblase liegen. 2. Die Zwillinge können getrennte Mutterkuchen und getrennte Fruchtblasen haben.

Körperliches Befinden während der Schwangerschaft

Infolge der mechanischen und funktionellen Mehrbelastung kommt es bei Zwillingsmüttern leider häufiger zu Schwangerschaftsbeschwerden. Damit Sie sich beim Auftreten solcher Beschwerden keine Sorgen machen und sich darauf einrichten können, schildern wir Ihnen hier einige typische Beispiele.

Schon zu Beginn der Schwangerschaft kommt es bei Mehrlingen häufiger zu starkem Schwangerschaftserbrechen. Dies kann sich schon nach einigen Tagen bessern, es kann aber auch eine stationäre Aufnahme nötig sein. Wenn die Kinder dann im Verlauf der Schwangerschaft größer werden, kommt es mehr und mehr zu mechanischen Beschwerden. Die große Gebärmutter drückt gegen Magen und Zwerchfell. Manche Frauen werden gegen Ende der Schwangerschaft richtig kurzatmig, so daß schon die täglichen Dinge schwer von der Hand gehen. Viele Frauen können gegen Ende der Schwangerschft nur noch kleine Portionen essen, weil die Kinder auf den Magen drücken. Es kann auch häufiger zu Sodbrennen kommen. In die andere Richtung können die Kinder auf die Blase drücken. Sie müssen häufiger zur Toilette gehen, es kann sogar manchmal auch unkontrolliert Urin abgehen. Viele Frauen leiden auch unter Verstopfung. Sie sollten daher viel Vollkornprodukte, Gemüse und Rohkost essen. Auch Wasseransammlungen (Ödeme) und Krampfadern machen Zwillingsmüttern mehr zu schaffen. Eventuell können kaltes Abduschen der Beine und Stützstrümpfe helfen. Sie können auch ein bis zwei Mal pro Woche einen Obst-Reistag machen; fragen Sie in der Schwangerenberatung nach einem Rezept!

In Mehrlingsschwangerschaften kommt es auch häufiger zu ernsteren Problemen, wie z.B. zur sogenannten "Schwangerschaftsvergiftung" (EPH-Gestose, Präeklampsie). Diese kann sich durch Bluthochdruck, Übelkeit, starke Ödeme oder Eiweißausscheidung im Urin äußern. Auch kommt es in Zwillingsschwangerschaften häufiger zu vorzeitiger Wehentätigkeit und zur vorzeitigen Öffnung des Muttermundes. Es besteht dann auch die Gefahr einer Frühgeburt. Damit solche Risiken rechtzeitig erkannt werden können, ist eine regelmäßige, sorgfältige und engmaschige Schwangerenvorsorge bei Mehrlingsschwangerschaften ganz besonders wichtig.

Verhalten während der Schwangerschaft

Der Körper der Mutter muß in einer Mehrlingsschwangerschaft auf Hochtouren arbeiten. Die Belastbarkeit in der Schwangerschaft ist sicherlich individuell sehr unterschiedlich. Es gibt daher auch kein Patentrezept, wie man sich verhalten soll. Hören Sie auf Ihren Körper! Machen Sie eine Pause, bevor Ihnen alles zuviel wird. Sie sollten keine anstrengenden Tätigkeiten ausüben - sowohl zu Hause als auch auf der Arbeit. Besprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt eine rechtzeitige Krankschreibung. Viele Frauen können und sollten schon ab der 28. Schwangerschaftswoche nicht mehr arbeiten. Körperliche Überanstrengung und Streß verursachen nämlich häufig vorzeitige Wehen. Wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, kann eine Krankschreibung auch schon früher notwendig werden.

Die letzten Schwangerschaftswochen

Besonders beschwerlich sind sicherlich die letzten Schwangerschaftswochen. Das Treppensteigen fällt schwer, Heben und Bücken wird zum Kraftakt, selbst das Liegen im Bett kann durch den dicken Bauch schwierig werden.
Sie sollten sich auf jeden Fall viel Ruhe gönnen!
Verrichten Sie keine anstrengenden Hausarbeiten mehr, erledigen Sie so viel wie möglich im Sitzen. Legen Sie sich zwischendurch immer mal wieder hin. Sie sollten beim Liegen allerdings darauf achten, nicht auf dem Rücken zu liegen. Dabei kann nämlich durch die Gebärmutter die große Hohlvene abgedrückt werden, und es kann Ihnen dabei schwarz vor Augen werden. In Absprache mit Ihrem Frauenarzt können Sie an der Schwangerschaftsgymnastik teilnehmen. Auf jeden Fall sollten Sie einen Geburtsvorbereitungskurs besuchen; dort lernen Sie Atem- und Entspannungsübungen. Kümmern Sie sich rechtzeitig um eine Hebamme zur Vor- und Nachbetreuung. Für Frauen, die schon kleine Kinder haben, gibt es die Möglichkeit einer Haushaltshilfe. Die Haushaltshilfe muß vom Arzt verordnet werden und wird dann von der Krankenkasse bezahlt. Bitten Sie Ihren Mann, Freunde und Verwandte, Ihnen besonders in den letzten Wochen bei der Versorgung Ihrer Kinder und im Haushalt behilflich zu sein.

Überwachung der Mehrlingsschwangerschaft

In Mehrlingsschwangerschaften treten häufiger Probleme auf als in Einlingsschwangerschaften. Daher sollten Mehrlingsschwangerschaften ganz besonders engmaschig überwacht werden. Nur so können Risiken rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Häufige Probleme sind verstärkte Schwangerschaftsbeschwerden, vorzeitige Wehen und Gestosen (erhöhter Blutdruck, starke Wassereinlagerungen, Eiweißausscheidung im Urin). Oft ist eine ambulante Behandlung möglich, gar nicht so selten wird aber auch eine Krankenhausbetreuung nötig.

Für eine sichere Überwachung der Schwangerschaft ist bis zur 28. Schwangerschaftswoche eine 14tägige Vorsorge wichtig, danach sollten Sie wöchentlich zum Frauenarzt gehen. Nur so kann z.B. eine vorzeitige Muttermundsreifung rechtzeitig erkannt werden. Da Zwillinge gelegentlich unterschiedlich wachsen, sollten regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen durchgeführt werden. In der Regel alle zwei Wochen, in besonderen Fällen auch häufiger. Um eine ungleiche Versorgung der Kinder durch den Mutterkuchen feststellen zu können, sollte auch eine Spezialmethode des Ultraschalls durchgeführt werden - die sogenannte Blutflußmessung. Diese Ultraschall-Untersuchungen können selbstverständlich auch in unserer Schwangerenberatung durchgeführt werden.

Es ist in jedem Falle sinnvoll, sich frühzeitig in unserer Schwangerenberatung vorzustellen. Bei einer Mehrlingsschwangerschaft sollten Sie auf jeden Fall eine auf Mehrlinge spezialisierte Geburtsklinik mit angeschlossener Kinderklinik auswählen. So können Sie und Ihre Kinder während und nach der Geburt am besten versorgt werden.

Ernährung in der Mehrlingsschwangerschaft

Grundsätzlich gibt es bezüglich der Ernährung bei Mehrlingsschwangerschaften gegenüber Einlingsschwangerschaften keine Unterschiede. Sie sollten sich abwechslungsreich und vielseitig ernähren - nicht unbedingt übertrieben kalorienreich. Wichtig sind Milchprodukte, Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Trinken Sie viel, so wird auch Ihre Verdauung angeregt. Sie sollten auch in der Mehrlingsschwangerschaft nicht übermäßig an Gewicht zunehmen, insgesamt etwa um die 15 kg.
Rauchen Sie nicht!

Trotz einer ausgewogenen Ernährung kann es besonders bei Mehrlingsschwangerschaften zu Mangelzuständen kommen: Sehr häufig ist die sogenannte Eisenmangelanämie. Das bedeutet, daß Ihr Körper aufgrund von mangelhafter Eisenzufuhr nicht genügend rote Blutkörperchen bilden kann. Sie sollten rechtzeitig Eisenpräparate einnehmen. Ähnlich sieht es in Deutschland auch mit der Jodzufuhr aus: Sie reicht in der Regel trotz der Benutzung von jodiertem Speisesalz nicht aus. Besonders Mehrlingsschwangere sollten daher täglich Jod einnehmen (200 Mikrogramm Kaliumjodid). Auch Magnesium wird mittlerweile von vielen Frauenärzten routinemäßig verordnet, da dem Magnesium ein Schutzeffekt bezüglich vorzeitiger Wehen zugeschrieben wird.


GEBURT

Wahl der Geburtsklinik

Da eine Mehrlingsgeburt doch etwas Seltenes und Besonderes ist, sollten Sie sich eine große Geburtsklinik aussuchen, die Erfahrung mit der Behandlung von Schwangerschaft und Geburt bei Mehrlingen hat. Da Zwillinge und Drillinge häufiger früher zur Welt kommen, ist es auch wichtig, ob die Geburtsklinik an eine Kinderklinik angeschlossen ist. Nur so ist eine optimale Versorgung von Mutter und Kindern möglich. Stellen Sie sich rechtzeitig in der Schwangerenberatung der Klinik vor, und besichtigen Sie ruhig auch in Absprache mit den Hebammen den Kreißsaal.

Dauer der Schwangerschaft

Nach dem derzeitigen Erkenntnisstand sollte eine Mehrlingsschwangerschaft um die 38. Schwangerschaftswoche herum beendet werden. Ist bei Zwillingen eine vaginale Geburt geplant, so kann bei geschlossenem Muttermund zur Geburtseinleitung eine Prostaglandintablette in die Scheide gelegt werden. Dadurch wird der Muttermund geburtsbereit. Bei bereits leicht geöffnetem Muttermund kann die Geburt mit einem Wehentropf eingeleitet werden. Gar nicht so selten werden Mehrlinge aber schon einige Wochen vor dem errechneten Termin geboren, z. B. wegen vorzeitigen Wehen. Dann ist eine Geburtseinleitung natürlich nicht nötig.

Geburtsart

Bei Drillingen oder Vierlingen wird man Ihnen immer zu einem Kaiserschnitt raten.

Liegt bei Zwillingen das erste Kind in Schädellage (also mit dem Kopf nach unten), so können die Kinder ganz normal geboren werden. Die Schwangerschaft sollte mindestens 34 Wochen alt sein, und die Kinder sollten auch mindestens auf 2 Kilo geschätzt sein. Auch sollte das zweite Kind nicht wesentlich größer als das erste Kind sein.

Liegt das erste Kind in Beckenendlage, oder sind die Kinder noch sehr klein, so wird meistens ein Kaiserschnitt empfohlen.

Grundsätzlich wird das Vorgehen jedoch auf den individuellen Fall abgestimmt und mit Ihnen genau besprochen.

Spontangeburt bei Zwillingen

Auf jeden Fall sollte eine kontinuierliche Herzton-Überwachung beider Kinder stattfinden. Wenn Ihre eigenen Wehen nicht stark oder häufig genug sein sollten, können die Wehen mittels eines Wehentropfes unterstützt werden. Sehr günstig für den Geburtsverlauf ist bei Zwillingsgeburten auch eine Periduralanästhesie (PDA). Diese Form der Narkose wird in der Geburtshilfe sehr gerne angewandt. Es wird ein Betäubungsmittel in das Fettgewebe der Wirbelsäule gespritzt, so daß Sie den Wehenschmerz nicht mehr spüren. Falls in der Austreibungsphase bei einem der Kinder eine Zangengeburt oder Saugglockengeburt nötig wird, ist das für Sie mit einer PDA angenehmer.

Wenn das erste Kind geboren ist, wird dann per Ultraschall geschaut, wie das zweite Kind jetzt liegt. Außerdem wird das CTG neu eingestellt. Meistens wird auch nach der Geburt des ersten Zwillings Wehenmittel gegeben und die zweite Fruchtblase eröffnet, damit es bald zur Geburt des zweiten Zwillings kommt. Bei Mehrlingsgeburten sind in unserer Klinik immer Kinderärzte anwesend, damit die Kinder gleich nach der Geburt untersucht werden können.

Kaiserschnitt bei Zwillingen

Für einen Kaiserschnitt wird man sich in folgenden Fällen entscheiden: 1.) Wenn eine Frühgeburt vor 34 abgeschlossenen Schwangerschaftswochen vorliegt. 2.) Wenn eines der Kinder oder beide Kinder sehr klein sind. 3.) Wenn der zweite Zwilling mehr als 500 Gramm schwerer geschätzt ist als der erste Zwilling. 4.) Wenn der erste Zwilling in Beckenendlage oder in Querlage liegt.
5.) Wenn während einer geplanten Spontangeburt die Herztöne des zweiten Zwillings oder beider Kinder abfallen, wird man sich großzügig für einen Kaiserschnitt umentscheiden. 6.) Es gibt auch Fälle, wo der erste Zwilling spontan geboren wird und dann ein Kaiserschnitt beim zweiten Zwilling, z.B. wegen schlechter Herztöne, durchgeführt werden muß. Diese Situation kommt aber eher selten vor.

Kaiserschnitt in PDA (Periduralanästhesie)

Bei einem geplanten Kaiserschnitt besteht die Möglichkeit, die Operation in Teilnarkose, also in PDA (Periduralanästhesie) durchzuführen. Der Vorteil dieser Methode ist, daß Sie die ersten Schreie Ihrer Kinder gleich hören und die Kinder auch kurz sehen können, bevor sie an die bereitstehenden Kinderärzte übergeben werden. Während der Operation werden Tücher aufgehängt, so daß Sie vom Operieren nichts sehen. Sie können sich auch nach der Geburt der Kinder vom Narkosearzt Beruhigungsmittel spritzen lassen. Nach der Operation hält die Betäubung der Beine noch für einige Stunden an, Sie sind jedoch die ganze Zeit bei vollem Bewußtsein.

Kaiserschnitt in Vollnarkose

Entscheiden Sie sich für einen Kaiserschnitt in Vollnarkose, so werden Ihnen die Kinder nach Operationsende - also nach dem Aufwachen gezeigt. Ihr Partner kann selbstverständlich gleich dabei sein, wenn die Zwillinge von den Kinderärzten in Empfang genommen werden.

Nach dem Kaiserschnitt wird Ihnen der Bauch und die Narbe sehr weh tun. Machen Sie sich darüber keine Sorgen, schließlich ist ein Kaiserschnitt eine richtige Operation. Schon nach den ersten Tagen wird es Ihnen deutlich besser gehen, besonders, wenn Sie das erste Mal abgeführt haben. Auf jeden Fall können Sie auch nach einem Kaiserschnitt in Vollnarkose die Kinder schon in den ersten Stunden nach der Geburt das erste Mal an die Brust legen.


STILLEN

Können Mehrlinge überhaupt gestillt werden?

Prinzipiell können Mehrlinge gestillt werden. Die Mehrzahl der Mehrlingsmütter kann die Mehrlinge voll stillen, auch wenn es anfangs nicht immer einfach ist. Auch ein Kaiserschnitt ist kein Still-Hinderungsgrund. Die Kinder können gleich nach dem Aufwachen das erste Mal angelegt werden. Wenn Ihre Kinder Frühgeborene sind, können Sie die Milch abpumpen und in die Kinderklinik bringen/bringen lassen. Denn gerade für Frühgeborene sind die Nährstoffe und Abwehrstoffe der Muttermilch von besonderer Bedeutung. Die Kinderschwestern werden Ihnen mit Rat und Tat beim Stillen und Abpumpen zur Seite stehen.

Bei Mehrlingen gelten beim Stillen im Grunde genommen die gleichen Regeln und Tricks wie bei Einlingen. Genauere Informationen entnehmen Sie bitte unserer Broschüre "Liebe Mutter!".

Reicht die Milch für zwei und mehr?

Ja! Durch zwei oder drei Babys wird auch ein doppelter Saugreiz auf die Brustwarzen ausgeübt und dementsprechend auch mehr Milch produziert: Die Nachfrage regelt das Angebot. Legen Sie die Kinder häufig an.

Vielen Frauen mangelt es beim Mehrlingsstillen einfach an Mut und Unterstützung. Deshalb ein dringender Rat: Suchen Sie sich schon vor der Geburt eine Hebamme, die Ihnen nach der Geburt auch zuhause helfen kann. Bei Mehrlingsgeburten ist es kein Problem, daß die Hebamme auch über einen längeren Zeitraum hin zu Ihnen nach Hause kommt (auf ärztliche Verordung). Die Krankenkasse übernimmt dafür die Kosten. Suchen Sie sich auch rechtzeitig eine Stillgruppe. Dort können Sie Erfahrungen austauschen, eventuell bekommen Sie auch Adressen von anderen Zwillingsmüttern, die Ihre Kinder gestillt haben. Häufig ist es auch hilfreich, wenn sich Ihr Mann Urlaub nimmt, sobald Sie aus der Klinik entlassen werden. Vielleicht können Ihnen auch Freunde oder Verwandte zuhause behilflich sein, damit Sie möglichst viel Zeit und Ruhe zum Stillen haben.

Bis Sie beim Stillen Ihrer Mehrlinge eine gewisse Routine haben, wird es einige Zeit dauern. Doch wenn Sie die Anfangsschwierigkeiten erst einmal gemeistert haben, sind Sie sicher froh, daß Sie durchgehalten haben - denn das Stillen bietet den Kindern und Ihnen ja auch viele Vorteile.

Mehrlinge gleichzeitig oder einzeln stillen?

Grundsätzlich sind beide Varianten möglich. Ein sicher nicht ganz unerheblicher Vorteil des gleichzeitigen Stillens ist die größere Zeitersparnis. Wenn auch beide Kinder ungefähr zur gleichen Zeit Hunger haben, liegt diese Methode sicherlich nahe. Wie Sie auf den Photos erkennen können, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Kinder gleichzeitig anzulegen.

Haben Ihre Kinder unterschiedliche Rhythmen oder unterschiedlich viel Trinklust, so ist es wahrscheinlich angenehmer, die Kinder nacheinander anzulegen.

Ganz wichtig ist ein bequemer Stillplatz (Sofa, Bett), viele Kissen und beim gleichzeitigen Stillen eventuell eine Hilfsperson zum "Anreichen".

Die "geteilte" Mutter

Ein Zwilling ist bei Ihnen in der Frauenklinik, der andere Zwilling liegt in der Kinderklinik. Sie sollten sich auf keinen Fall entmutigen lassen, beide Kinder zu stillen. Holen Sie sich bei den Kinderschwestern Rat! Wahrscheinlich legen Sie das eine Kind ganz normal an die Brust. Wenn das in die Kinderklinik verlegte Kind kräftig genug ist, können Sie es auch in der Kinderklinik an die Brust legen. Ist das Kind zum Saugen an der Brust zu schwach, müssen Sie Milch abpumpen und in die Kinderklinik bringen/bringen lassen.

Die Mehrlinge sind Frühgeborene

Gar nicht so selten kommen Zwillinge oder gar Drillinge zu früh. Die Kinder sind dann plötzlich früher als erwartet da, aber eigentlich auch "nicht da", weil sie in die Kinderklinik verlegt werden müssen. Das muß aber nicht unbedingt bedeuten, daß es Ihren Kindern schlecht geht! Häufig werden sie auch nur aus Sicherheitsgründen "mitgenommen". Frühgeborene kühlen z.B. schneller aus als reifgeborene Kinder; sie kommen darum oft prophylaktisch in ein Wärmebettchen oder Inkubator.

Lassen Sie sich Photos von den Kindern mitbringen. Sobald Sie sich selbst - vielleicht nach einem Kaiserschnitt - fit genug fühlen, können Sie sich von Ihrem Mann mit einem Rollstuhl in die Kinderklinik fahren lassen. Ganz besonders wichtig für die Frühchen sind jetzt die Abwehrstoffe in der Muttermilch. Lassen Sie sich trotz aller Unruhe nicht davon abhalten, Ihre Muttermilch abzupumpen. Fangen Sie schon bald nach der Geburt mit Hilfe der Kinderschwestern an abzupumpen, damit die Milchbildung angeregt wird. Weitere Informationen zum Abpumpen erfahren Sie in unserer Broschüre "Liebe Mutter!".

Ernährung während des Mehrlingsstillens

Da Sie während des Stillens einen stark erhöhten Grundumsatz haben, benötigen Sie eine reichhaltige, nahrhafte und abwechslungsreiche Ernährung. Sie sollten während der Stillzeit auf keinen Fall Schlankheitskuren machen! Schwangerschaftspölsterchen verschwinden in der Regel von selbst. Sinnvoll ist auch während der Stillzeit die Einnahme von Eisen und Jod, da man meist mit der Nahrung nicht genug aufnehmen kann.


WER KANN HELFEN?

Hebammenbetreuung

Ihnen steht nach der Geburt die Betreuung durch eine Hebamme zu. Bei Zwillingsgeburten ist es auf jeden Fall sinnvoll, über die gesetzlichen 10 Tage hinaus die Betreuung durch eine Hebamme in Anspruch zu nehmen. Sprechen Sie darüber mit Ihrer Hebamme, bzw. mit Ihrem Frauenarzt. Die Krankenkasse übernimmt in aller Regel die Kosten. Suchen Sie sich rechtzeitig eine Hebamme, die möglichst auch in Ihrer Nähe wohnt! Liste mit Berliner Hebammen bei: Berliner Hebammenverband e.V., Dieffenbachstr. 72, 10697 Berlin, Tel.: 6936154

Zentraler Hebammenruf, Tel.: 2142771, 10 - 14 Uhr

Auch kurzfristige Vermittlung möglich!

Stillberatung/Stillgruppen

-Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen e.V., Catherine Korset, Fröhnerstr. 22a, 13595 Berlin, Tel.: 3616728 (hier auch weitere Adressen)

-Haus des Säuglings, Gierkezeile 9, 10585 Berlin, Tel.: 3430-3111

-Ufa-Fabrik, Viktoriastr. 13, 12105 Berlin, Tel.: 75503122

-Gesprächskreis, Arbeitskreis Neue Erziehung e.V., Abteilung Elterngruppen, Markgrafenstr. 11, 10969 Berlin, Tel.: 2590060 oder 25900620

Sozialberatung

Haben Sie Fragen bezüglich staatlicher und anderer Hilfen (finanziell, Wohnung, Arbeit, etc.), so können Sie mit dem Sozialmedizinischen Dienst Ihres Bezirkes Kontakt aufnehmen. Hier können Sie auch bei der Vermittlung von Haushaltshilfen Rat erhalten.

Adressen und Telefonnummern finden Sie im Telefonbuch unter "Landesregierung".

Auch die Jugendgesundheitsdienste können helfen, z.B. im Haus des Säuglings, Tel.: 34303111

Information über Familienpflege: Ufa-Fabrik, Viktoriastr. 13, 12105 Berlin, Tel.: 75503146 oder 75503122

Literatur

-M. von Gratkowski: "Zwillinge", Trias-Verlag 1988

-"ZWILLINGE", Zeitschrift für Mehrlingseltern, Marion von Gratkowski, Postfach 1717, 86887 Landsberg, Tel.: 08191/59510

-Rita Haberkorn: "Zwillinge", rororo Taschenbuch

- L. Hauenschild: "Zwillinge, die doppelte, süße Last", Gerd J. Holtzmeyer Verlag

-Stillbroschüren von der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen e.V., z.B. "Das Stillen von Zwillingen" (3 DM), zu bestellen bei: M. Kampe-Kurtze, Albrecht-Dürer-Str. 19, 55218 Ingelheim, Tel.: 0132-88504