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Wohl keine deutsche Stadt
hat den Grundriß ihres alten Weichbildes so nachhaltig verloren wie
Chemnitz, das von 1953 bis 1990 Karl-Marx-Stadt hieß.
Fast nirgendwo sonst finden sich in der Altstadt so wenige Zeugen der
Vergangenheit wie hier, nirgends wurde die Identität einer Stadt mit so
großmannssüchtiger Klotzarchitektur zerschlagen, wie in der sächsischen
Industriemetropole am Nordrand des Erzgebirges. Das Herz dieser Stadt
stammt aus der Zeit von "Karl-Marx-Stadt", Spuren des alten Chemnitz,
wie es vor 1945 war, finden sich heute kaum mehr. Zu allem Überfluß
sprengten die Verantwortlichen der SED noch vier Kirchenbauten, die die
verheerenden Bombardements teilbeschädigt überstanden hatten.
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Originalzustand |
Vor der Sprengung |
Geschichte der Kirche und ihr Schicksal in der DDR
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Paulikirche/ Chemnitz
Geschichte:
1750-1756 an der Stelle eines mittelalterlichen Franziskanerklosters
errichtet, Architekt J. G. Ohndorff, Einbeziehung von
mittelalterlichem Mauerwerk von der Stadtbefestigung in der Westwand
des Neubaus, rechteckiger barocker Neubau mit 9 Jochen, im Inneren
im Oval eingestellte Emporenarchitektur, 1886/87 Turmbau an der
Westseite in den Formen der Neorenaissance, bei den Bombardements
der Stadt am 5. März 1945 ausgebrannt
DDR-Zeit:
1951 Ruinensicherung und Wiederherstellung des
Turmhelmes,
vielseitiges
Bemühen, die durch Kriegseinwirkung des Zweiten Weltkrieges
entstandenen Zerstörungen bauseitig zu beheben, blieben erfolglos,
Sprengung im April 1961 auf Anweisung der SED |
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Nikolaikirche/ Chemnitz
Geschichte:
Erste Erwähnung des Vorgängerbaus 1331, 1885-88 anstelle eines bis
in die romanische Zeit zurückreichenden Vorgängerbaues in
neogotischen Formen nach Plänen vom Ch. Schramm errichtet,
neogotische Hallenkirche, Referenzbau für viele Kirchenneubauten der
näheren Umgebung, 750 Sitzplätze, einzelne ältere Ausstattungsstücke
in den Neubau übernommen, am 5. März 1945 - 57 Jahre nach der Weihe
der Kirche - Zerstörung durch Brandbomben, Turm relativ unbeschadet
DDR-Zeit: Turm und Schiffsruine 1947 abgetragen.
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Lukaskirche/
Chemnitz
Geschichte:
1899-1901 von E. Giese und Sohn in einem Mischstil von Neoromanik
und Neorenaissance errichtet, Zentralbauanlage in polygonaler Form,
die Eingangsfront mit großer Rosette und Giebel, seitlich der von
Haube und Laterne bekrönte Turm, 1945 beschädigt
DDR-Zeit: Ruine Anfang der 50er Jahre abgetragen |
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Johann-Nepomukkirche/ Chemnitz
Geschichte:
1827/28 Umbau
eines bis dato als Theater dienenden Saales im Hinterhof des Hauses
Roßmarkt 10 zur Katholischen Kirche, Saal von 5 Achsen mit
Satteldach und Dachreiter, im Inneren barockklassizistische
Ausstattung, 1945 bei der Bombardierung der Statt ausgebrannt
DDR-Zeit: Ruine Anfang der 50er Jahre abgetragen |
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