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Radiodoktor - Medizin und Gesundheit
04. Psychedelika in der Medizin
In der Psychiatrie und Psychotherapie
Mehr als 700 wissenschaftliche Arbeiten machen deutlich, wie intensiv sich Mediziner und Psychologen in den 1950er und 1960er Jahren mit dem therapeutischen Potential von psychedelisch wirksamen Substanzen beschäftigten. Durch den zunehmenden Laiengebrauch während der 60er Jahre kam es dann jedoch zum strafrechtlichen Verbot dieser Substanzen. Seitdem ist ihre weitere Erforschung und Nutzung drastischen Einschränkungen unterworfen worden. Seit Mitte der achtziger Jahre zeichnen sich jedoch Veränderungen ab, die eine erneute Verwendung solcher Stoffe in der Psychotherapie wahrscheinlich machen.

Man unterscheidet drei verschiedene Ansätze der Verwendung von psychedelisch wirksamen Substanzen in der Medizin und in der Psychotherapie:

  1. Dem "psychotomimetischen" Ansatz zufolge dient die Gabe der psychedelischen Substanzen der Nachahmung eines psychotischen Zustands zu Forschungszwecken - gewissermaßen der Erzeugung einer "Modellpsychose". Dem Psychiater soll dadurch ein Einblick in den Geistes- und Bewusstseinszustand eines an einer Psychose Erkrankten ermöglicht werden. Auf dem Beipackzettel der Firma Sandoz für LSD (Delysid) stand etwa geschrieben: "Es vermittelt dem Arzt im Selbstversuch einen Einblick in die Ideenwelt des Geisteskranken und ermöglicht durch kurzfristige Modellpsychosen bei normalen Versuchspersonen das Studium pathogenetischer Vorgänge".
  2. Dem "psycholytischen" Ansatz zufolge verändern psychedelische Substanzen die dynamische Beziehung zwischen bewussten und unbewussten Teilen der Persönlichkeit. Sie erleichtern die Erinnerung an weit zurückliegende traumatische Erlebnisse, die ins Unterbewusstsein verdrängt worden sind. Um an sie heranzukommen, sollen in psychoanalytisch ausgerichteten Therapien niedrig dosierte Psychedelika eingesetzt werden. Die Anwendung erfolgt etwa bei Depressionen, Angst- und Zwangsneurosen.
  3. Dem "psychedelischen Ansatz" zufolge würden Psychedelika weitaus mehr als bloß Einsicht in verborgene Winkel unserer Innenwelt eröffnen. Es würden sich mystisch-religiöse Ausblicke in höhere Wirklichkeiten auftun - daran würden Menschen wachsen und reifen. Das bedeutet aber auch, dass die Bewusstseinserweiterung mit Psychedelika nicht nur therapeutischen Zwecken dienen kann, sondern jeden, auch Gesunde, weiterbringen würde. Der Einsatz psychedelischer Substanzen wird in diesem Sinne beispielsweise für Alkoholiker und andere Suchtkranke, sowie für Krebskranke im Endstadium propagiert.
Die Psycholytische Therapie
Die "Psycholytische Therapie" bezeichnet ein Behandlungsverfahren, welches die psychisch aktivierenden Eigenschaften bestimmter Substanzen zur Unterstützung psychotherapeutischer Behandlungen nutzt. Dafür geeignete Stoffe sind Lysergsäurediäthylamid (LSD), Psilocybin, Meskalin oder auch Methylendioxyamphetamin (MDMA) und andere. Diese werden aufgrund ihrer Eigenschaften, psychisches Erleben in spezifischer Weise umzustrukturieren und zu intensivieren, auch als "psycholytische" ("seelenlösende") oder "psychedelische" ("den Geist offenbarende") Stoffe bezeichnet.
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