Seit der Wiedereröffnung des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel ist sie, um es einmal zeitgemäß auszudrücken, zweifellos der Superstar: Nofretete, Gemahlin des ägyptischen Pharaos Echnaton, etwa 1351- 1334 v. Chr. Die weltberühmte Büste der antiken Schönheit wurde um 1340 v. Chr. in der Werkstatt des Oberbildhauers Thutmosis gefertigt, und ist heute von unschätzbarem Wert.

Kaum 30 Jahre alt, verschwand die ägyptische Königin Nofretete um 1340 v. Chr. unter ungeklärten Umständen von der politischen Bühne, von der sie das politische und religiöse Leben ihrer Zeit an der Seite ihres Gatten maßgeblich geprägt hatte. Nach Echnatons Tod verblieb ihre Büste offenbar unbeachtet im Atelier des Bildhauers, wo sie, von Schutt bedeckt unglaubliche 3000 Jahre unbeachtet überdauerte.

1912 stieß eine deutsche Grabungsmannschaft unter Leitung des Ägyptologen Ludwig Borchardt auf die Überreste des Bildhauerateliers und legte unter anderem diesen Schatz frei. Die Skulptur wurde zweifelsfrei als Porträt der Nofretete identifiziert. Im Grabungstagebuch bemerkte Borchardt dazu: Beschreiben nützt nichts, ansehen!

Bei der Fundteilung wurde die Büste der Nofretete (der Name bedeutet Die Schöne ist gekommen) neben anderen archäologischen Objekten der deutschen Seite zugesprochen. Die Eigentumsrechte erhielt der Berliner Kaufmann und Kunstmäzen James Simon, der die Grabungsexpedition finanziert hatte. Er stellte sie zunächst in seinem Berliner Wohnhaus auf. Kaiser Wilhelm war davon so fasziniert, dass er sich eine Kopie anfertigen ließ, die er 1918 sogar mitnahm ins niederländische Exil.



1920 schenkte Simon Die Schöne dem Berliner Ägyptischen Museum, und ab 1924 konnte sie im Neuen Museum allgemein bewundert werden. Schlagartig wurde sie weltberühmt und schuf, so kann man es nennen, ein neues Frauenbild: Die kühle, herbe, ebenmäßige Schönheit, majestätisch und dominant, diszipliniert und vor allem selbstbewusst. Aber auch eine rätselhafte Diva, die zur Zeit ihres Auffindens gern mit einer Femme fatale verglichen wurde, die ungerührt Männerherzen bricht und über Leichen geht. Eine wunderschöne aber maskenhafte, geheimnisvolle Ikone, die jeglicher Fantasie Nahrung gibt, sich aber niemals wirklich entschlüsseln lässt. Sinnbild der modernen Frau und das antike Pendant zur rätselhaft lächelnden Mona Lisa.



Behauptungen, das Porträt sei zu schön, um wahr zu sein und eher eine Fälschung,  konnten endgültig widerlegt werden. Wissenschaftler der Berliner Charité wiesen unlängst mit Hilfe neuester Röntgenmethoden nach, dass die Skulptur definitiv über 3000 Jahre alt ist. Dabei machten sie eine sensationelle Entdeckung: Hinter dem äußeren, aus Gips modellierten Gesicht befindet sich ein zweites, inneres aus Kalkstein. Nicht ganz so glatt und ebenmäßig wie das bekannte.



Über das Leben der Nofretete weiß man wenig. Als Gattin des Pharao verfügte sie über Macht und Einfluß. Auch gibt es Vermutungen, sie habe selbst regiert. Ihr Tod wird etwa 1338 v. u. Z..datiert. Spekulationen, sie sei verstoßen oder gar ermordet worden lassen sich nicht beweisen.

Eines jedoch steht fest, die berühmteste Berlinerin ist „Migrantin“. Allerdings ist strittig, ob sie ihre Heimat freiwillig verließ oder entführt wurde. Die derzeitige oberste ägyptische Antiquitätenverwaltung spricht von einem Raub der schönen Königin und fordert sie zurück. Der Archäologe Borchardt habe sie bei der Ausfuhr mit Matsch unkenntlich gemacht und so die ägyptischen Behörden getäuscht. Die deutsche Seite gibt sich gelassen. Die Rechtslage sei hier eindeutig.Alles sei korrekt zugegangen.

Nofretete ist und bleibt Berlinerin, unschätzbar wertvoll, weltberühmt und ewig jung und schön.

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