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Rückschau: Pilgerort zum Licht

Im argentinischen Hochland eröffnete ein spektakuläres James Turrell Museum

Sendeanstalt und Sendedatum: WDR, Sonntag, 28. Juni 2009

Bildunterschrift: ]
Es ist ein langer Weg hinauf - nach Colomé, zu Argentiniens ältestem und weltweit höchst gelegenem Weingut. Von Buenos Aires muss der Besucher zunächst einen Inlandflug nach Salta, einer kleinen Stadt im Nordwesten, buchen, um nach weiteren fünf Stunden Autofahrt sein Ziel zu erreichen. Wer die weite Reise nicht scheut, den erwartet ein aufregendes Kunsterlebnis.

Reise zum Licht

James Turrell Museum in Colomé; Foto: WDRtv Bildunterschrift: James Turrell Museum in Colomé ]
Hier in Colomé, im Hochland der Anden, wo auf 2.300 Metern die Sonne 350 Tage im Jahr scheint, ließ der Schweizer Winzer und Kunstsammler Donald Hess weit entfernt von den Kunstmetropolen der Welt ein außergewöhnliches Museum errichten. Auf fast 1.700 Quadratmetern ist es dem Werk eines einzigen Künstlers gewidmet: dem amerikanischen Lichtmagier und Erfinder der „Skyspaces“ James Turrell, dessen zentrales Thema Grenzerfahrungen der Wahrnehmung sind.

„Menschen zum Sehen verführen, damit sie entdecken, was in ihnen steckt“, so lautet das künstlerische Credo des studierten Mathematikers und Psychologen. Licht ist dabei Mittel und zugleich Inhalt seiner Kunst. „Gewöhnlich benutzen wir Licht, um Dinge zu beleuchten. Mir dagegen geht es um das Licht selbst, um seine Körperlichkeit. Sie nicht nur mit den Augen spürbar, sondern ebenso mit unserem Körper fühlbar zu machen, das ist es, was mich bewegt“, so Turrell. ttt hat den Künstler und seinen Sammler vor Ort getroffen.

Das weltweit erste und einzige Turrell Museum

Donald Hess; Foto: WDRtv Bildunterschrift: Der Kunstsammler Donald Hess ]
Über Jahre hinweg hatte Donald Hess, den nicht nur eine Leidenschaft für exquisiten Wein, sondern auch für hochkarätige Kunst umtreibt, Arbeiten des Lichtkünstlers gekauft. Doch in Händen hielt er damit nicht mehr als graue Schnellhefter mit Konstruktionsplänen für Turrells Installationen: „Ich kenne James Turrell seit 30 Jahren, habe seine Ausstellungen gesehen. Die Werke, die ich gekauft habe, da kriegt man nur so ein Buch mit Farbmustern, wie die Wände aussehen würden, eine Bauanleitung und fertig. Neun davon hatte ich in meiner Bibliothek. Eines Tages sagte ich: ‚Ja, Herrgott Sakrament, jetzt will ich die doch auch einmal wirklich sehen.’ Also blieb mir nichts anderes übrig, als die dafür nötigen Räume zu bauen.“

Die Wahl des Ortes traf er nicht von ungefähr: „Ich finde, Turrell gehört nicht in eine Stadt. Wenn man diese Lichtobjekte ansieht … es ist ja ein Spiel zwischen Licht und Räumlichkeiten. Da braucht es Ruhe, Stille, da braucht es viel Licht, so wie wir das hier haben.“

Magischer Ort

Der Lichtmagier James Turrell; Foto: WDRtv Bildunterschrift: Der Lichtmagier James Turrell ]
Entstanden ist so das „James Turrell Museum of the Hess Art Collection“, das erste und bislang einzige Museum, das ausschließlich das Werk des renommierten Lichtkünstlers und Arbeiten aus allen Phasen seines Schaffens präsentiert – ein magischer Ort, an dem der Besucher durch einen faszinierenden Farbparcours geschickt wird. Neben Papierarbeiten, Zeichnungen und Druckgraphik sind hier neun Installationen vereint, darunter „Alta Green“ (1968), „Penumbra“ und „Spread“ (2003). Herzstück ist „Unseen Blue“, Turrells wohl komplexestes und spektakulärstes „Skyspace“.

Dass das Museum fernab der Großstädte an einem nur schwer erreichbaren Flecken Erde entstand, stört Turrell nicht. „Ich liebe Plätze wie diese. Ich bin ein Künstler, dessen Arbeiten bevorzugt an solch abseitigen Orten stehen. Um sie zu sehen, muss man eine Reise unternehmen. Das ist wunderbar, denn dazu braucht es Zeit. Und meine Arbeiten beanspruchen Zeit.“

Nicht nur in diesem Punkt sind sich Turrell, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in der Wüste Arizonas mit dem „Roden Crater“ einen vor Tausenden von Jahren erloschenen Vulkankrater in ein gigantisches Auge zum Universum verwandelt, und sein Mäzen einig. „Es ist eine Verbindung zwischen uns“, meint Hess, der auch in Australien, Kalifornien und Südafrika Weingüter besitzt. „Wir waren Städter und leben in der Halbwüste. Die Wüste hat uns verändert, wir sind nicht mehr die gleichen. Es ist die Einsamkeit, das Pionierhafte, das man hier alles selbst erstellen muss, kein Telefon, keine Heizung…Das prägt einen, da wird man anders.“

James Turrell

James Turrell in Unna in seinem Werk Skyspace „Third Breath, 2005“; Foto: Clemens Bilan/ddp Bildunterschrift: James Turrell in Unna in seinem Werk Skyspace „Third Breath, 2005“; Foto: Clemens Bilan/ddp ]
1943 in Los Angeles geboren, studierte James Turrell von 1961 bis 1965 Psychologie, Mathematik und Kunstgeschichte. Seit 1966 arbeitet er mit Licht. Ab 1975 entstand die Werkgruppe „Skyspaces“. Diese „Himmelsräume“ wurden zu seinem Markenzeichen. Bekannt machten ihn vor allem seine „Lichträume“, die 1991 auch in Deutschland zu sehen waren. 1997 verwandelte Turrell das Bregenzer Kunsthaus in eine Lichtskulptur.

Seit Februar dieses Jahres gehört das 14 Meter hohe Bauwerk „Third Breath, 2005“ zur ständigen Sammlung des Lichtmuseums in Unna. Es umfasst einen „Skyspace“-Raum, der zum Himmel geöffnet ist, und einen Wahrnehmungsraum im Untergeschoss, der den Himmel durch eine Linse seitenverkehrt auf den Fußboden wirft.

 

Buchtipp

James Turrell - Geometrie des Lichts
Katalog zur Ausstellung im Zentrum für Internationale Lichtkunst, Unna, 2009
Hrsg. im Auftr. der Kulturbetriebe Unna von Ursula Sinnreich Hatje Cantz Verlag 2009, Preis: 35 Euro

 

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 28.06.2009. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

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