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Jetzt spricht Kokoschkas Neffe

Serie: Teil 2 im Kokoschka-Krimi: Sohn oder Doppelgänger?

ÖNB / Steven Haas Verblüffende Ähnlichkeit: Sind Oskar Kokoschka (links) und Peter Foges (rechts) miteinander verwandt? DruckenSendenLeserbrief
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Die Ähnlichkeit meines Onkels mit Peter Foges ist verblüffend", sagt Oskar Kokoschkas Neffe, der in Wien lebende Chirurg Dr. Roman Kokoschka. "Aber ein erster DNA-Vergleich hat ergeben, dass jedenfalls zwischen Peter Foges und mir keine verwandtschaftliche Beziehung besteht. Dennoch erscheint mir der Fall so interessant, dass ich dafür bin, ihn weiterzuverfolgen."

Damit geht der Kokoschka-Krimi in die zweite Runde. Die im KURIER am 21. Februar zum ersten Mal öffentlich gestellte Frage, ob der in New York lebende Regisseur und Oscar-Preisträger Peter Foges ein Sohn des weltberühmten Malers ist, hat Aufsehen erregt. Fest steht, dass Peter Foges und Oskar Kokoschka einander nicht nur außergewöhnlich ähnlich sehen, sondern dass Foges' Mutter mit dem Maler auch befreundet war und diesen mit ihrem Sohn in der Schweiz besuchte.

"Was zwischen meinem Onkel und der Mutter von Mr. Foges passiert ist, kann niemand sagen", meint der 67-jährige Doktor Kokoschka, der einst in engem Kontakt mit Oskar Kokoschka (dem älteren Bruder seines Vaters) stand. "Auch wenn ich mir nicht recht vorstellen kann, dass mein Onkel während seiner Ehe eine Beziehung zu einer anderen Frau hatte, unterstütze ich eine weitere DNA-Analyse."

Damit könnte ein genetischer Vergleich zwischen Peter Foges und Gegenständen hergestellt werden, die Oskar Kokoschka nachweislich in Händen hielt. Briefe etwa, die der Maler an seinen Neffen geschrieben hat und die heute in dessen Besitz sind. Dr. Roman Kokoschka stellt solche Gegenstände für eine weitere DNA-Analyse zur Verfügung.

Trauma Kind

APA Niemand kann sagen, was zwischen Mr. Foges’ Mutter und meinem Onkel passiert ist“: Neffe Dr. Roman KokoschkaOffiziell hatte der heute vor dreißig Jahren, am 22. Februar 1980, verstorbene Oskar Kokoschka keine Kinder. Sein Neffe weiß, dass er diesbezüglich "ein lebenslängliches Trauma" hatte. Der Grund war seine Affäre mit Alma Mahler-Werfel, die im Jahre 1914 von ihm schwanger war, das Kind aber gegen seinen Willen abtreiben ließ, worauf die Beziehung in Brüche ging. Abtreibung und Trennung stürzten Kokoschka in eine tiefe seelische Krise, die darin gipfelte, dass er eine lebensgroße Puppe, die Alma nachempfunden war, herstellen ließ.


Problematische Affären

Privat Vater Wolfgang Foges: „Die Liebe zu ihm bleibt unverändert“Alma Mahler war die wohl berühmteste der vielen Geliebten Oskar Kokoschkas, dessen Beziehungen meist problematisch waren und großen Einfluss auf sein Werk hatten.
Peter Foges' Mutter Kathrin geb. Schütte war 1933 aus Westfalen nach Wien gekommen, um am Reinhardt-Seminar Schauspiel zu studieren. "Sie war eine schöne Frau und um 30 Jahre jünger als Kokoschka", erzählt ihr Sohn, der es für möglich hält, dass sie sich bereits in Wien - und nicht erst in London - kennengelernt hatten.

Bei der möglichen Verwandtschaft mit einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts liegt die Frage nahe, ob Peter Foges Talent als Maler hat. "Ich hatte es zweifellos", antwortet er. "Ich malte viel, bis ich 15 war, und meine Bilder wurden in Ausstellungen meiner Schule gezeigt. Aber dann verlor ich das Interesse. Nun zeigt meine 25-jährige Tochter großes Talent."

Auch die Familie Foges hat einen interessanten Hintergrund. Peters Vater Wolfgang Foges, 1910 in Wien zur Welt gekommen, machte in London Karriere als prominenter Verleger, zu dessen Autoren J. B. Priestley, Julian Huxley und Bertrand Russell zählten. Wolfgang Foges hatte schon in der Zwischenkriegszeit in Wien - gemeinsam
mit Bruno Kreisky - in Zeitschriften publiziert.

Schnitzler

Privat Großvater Arthur Foges, ein bekannter Wiener Arzt aus dem Kreis um Schnitzler und FreudNicht minder bekannt war Peter Foges' Großvater Dr. Arthur Foges, der dem Kreis um Sigmund Freud und Arthur Schnitzler angehörte. "Ein famoser Mensch", schreibt Schnitzler über den bedeutenden Gynäkologen in seinem Tagebuch. An anderer Stelle vergleicht er ihn mit einer Figur seines Stücks "Professor Bernhardi".

"Sollte sich herausstellen, dass Oskar Kokoschka mein Vater war", sagt Peter Foges, "würde sich nicht viel für mich ändern. Nur eines vielleicht: Meine Mutter war Protestantin, mein Vater Jude. Ich dachte daher immer, dass ich ,Halbjude' sei. Das hat mich geprägt, das ist Teil meines Lebens. Sollte nicht Wolfgang Foges, sondern Kokoschka mein Vater sein, wäre ich plötzlich kein Jude mehr. Das wäre eigenartig, denn ich hätte dadurch eine andere Identität als die, die ich bisher hatte."

Auch an seinen Gefühlen zu Wolfgang Foges würde sich nichts ändern: "Er war ein sehr guter Vater, der mich liebte und den ich liebte. Und das würde immer so bleiben."

Der KURIER wird seine Leser, sollten sich durch eine weitere DNA-Analyse neue Erkenntnisse ergeben, informieren.

Artikel vom 21.02.2010 16:37 | Georg Markus, GESCHICHTEN MIT GESCHICHTE | MH


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