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27.08.2010

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Ausland
Hotel Mogadishu
"Massiver Krieg" in Mogadischu
Islamisten in Somalia stürmen Hotel

"Massiver Krieg" in Mogadischu

Bei einer Offensive der islamistischen Al Schabaab-Miliz in Somalia sind mindestens 60 Menschen getötet worden, darunter auch sechs Parlamentsabgeordnete. Die meisten Toten gab es bei einem Anschlag auf ein Hotel in Mogadischu. Die Rebellen kontrollieren bereits den Süden des Landes.

Von Antje Diekhans, ARD-Hörfunkstudio Nairobi

Die Al Schabaab-Miliz hat ihren Worten schnell Taten folgen lassen. Erst kürzlich hatten die radikalen Islamisten angekündigt, jetzt endgültig gegen die Übergangsregierung in Somalia vorgehen zu wollen. Die Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU), die das Parlamentsgebäude und den Flughafen sichern, sollten sich - so wörtlich - auf einen "massiven Krieg" gefasst machen.

Anwohner und Augenzeugen des Überfalls stehen vor dem Hotel Muna in Mogadischu. (Foto: dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Anwohner und Augenzeugen des Überfalls stehen vor dem Hotel Muna in Mogadischu.]
Spurensuche am Tatort: Nach dem Überfall auf das Hotel Mona in Mogadischu. (Foto: AFP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Das Hotel in der Nähe des Regierungspalastes wurde weitgehend zerstört.]
 
Nun stürmten Angreifer, die vermutlich zur Al Schabaab gehörten, ein Hotel in der Hauptstadt Mogadischu. Sie hatten sich als Regierungssoldaten verkleidet, um leichter in das häufig von Politikern genutzte Gebäude eindringen zu können. Nach Angaben von Augenzeugen schossen die Täter Wachleute nieder; einer der Angreifer zündete dann einen Sprengsatz, den er am Körper trug. Die genaue Zahl der Opfer ist unklar. Das Informationsministerium in dem ostafrikanischen Land spricht inzwischen von mindestens 30 Toten, darunter Parlamentsangehörige und andere Regierungsmitarbeiter.  

Zuvor bereits waren heftige Kämpfe in Mogadischu ausgebrochen. Die Al Schabaab feuerte Granaten auf Wohnviertel. Mitarbeiter von Krankenhäusern in der Hauptstadt zählten etwa 40 Tote und mehr als 130 Verletzte.

Hilflose Friedenstruppen

Verletzter Somalier auf einer Trage (Foto: AP) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Viele Tote und Verletzte bei neuen Kämpfen in Somalia ]
Die Offensive der Extremisten kommt knapp einen Monat, nachdem die Afrikanische Union beschlossen hat, ihre Friedentruppen für Somalia zu verstärken. Bisher sind rund 6000 Soldaten aus Uganda und Burundi in Mogadischu stationiert. Jetzt sollen weitere 2000 Kräfte geschickt werden, um Al Schabaab stärker zurückzudrängen.

Islamisten kontrollieren Süden Somalias

Die Islamisten kontrollieren inzwischen nicht nur die Hauptstadt, sie breiten sich auch im übrigen Land immer weiter aus. Vor allem der Süden Somalias wird von den Milizen terrorisiert. Al Schabaab hat hier ein radikales islamisches Rechtssystem eingeführt. Dieben werden die Hände abgehackt und vergewaltigte Frauen als Ehebrecherinnen gesteinigt. Christlichen Hilfsorganisationen ist die Arbeit verboten. Auch das Welternährungsprogramm wird daran gehindert, Lebensmittel zu verteilen - dabei sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen zur Zeit rund zwei Millionen Somalier auf die Unterstützung angewiesen.

Somalia - ein Land zwischen Bürgerkrieg und Terror:

Seit dem Sturz des Diktators Siad Barre 1991 gibt es in Somalia keine funktionierende Zentralregierung. Das ostafrikanische Land fiel in die Hand rivalisierender Clans, radikal-islamischer Gruppen und nach Autonomie strebender Regionalverwaltungen. Ab 1992 sollte deshalb die UN-Mission UNOSOM unter US-amerikanischer Führung die Lieferung von Nahrungsmittelhilfe sichern und den Frieden wiederherstellen. Nach einer herben Niederlage zogen die USA im Oktober 1993 ihre Truppen zurück, 1995 wurde auch UNOSOM II erfolglos beendet.
Eine international anerkannte Übergangsregierung gibt es seit dem Jahr 2000 - ihr Einfluss im Land schwindet allerdings zusehends. 2006 marschierten äthiopische Truppen in Somalia ein, um die schwache Übergangsregierung im Kampf gegen islamistische Milizen wie Al Schabaab (arabisch: Jugend) zu unterstützen - ohne Erfolg. Die Afrikanische Union (AU) schickte im März 2007 Friedenssoldaten nach Somalia. Die Truppe gilt als unterfinanziert, gegen die islamistischen Rebellen ist sie machtlos.
Mit Terror gegen die Bevölkerung und drakonischen Strafen wollen die Milizionäre einen Gottesstaat durchsetzen. Westliche Staaten stufen die Al Schabaab-Miliz wegen ihrer Al-Kaida-Kontakte als Terrororganisation ein.
 
Somalia Karte Seychellen Afrika Mogadischu Großansicht des Bildes [Bildunterschrift:  ]
Stand: 24.08.2010 16:48 Uhr
 

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