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Die Radrennbahn an der Mühlenschänke

Postkarte von der Radrennbahn
Postkarte von der Radrennbahn

Die erste Radrennbahn Hannovers ließ der Gastwirt Heinrich Volker um 1894 hinter der Mühlenschänke durch die hannoversche Firma Homann & Struss

erbauen. Die Bahn – eine Zementbahn – hatte die Abmessungen 333 Meter Länge, 8 Meter Breite, 4 Meter Kurvenerhöhung. Hier wurden nationale nicht unbedeutende Rennen

ausgetragen, wie Fliegerrennen (1000 m), Dauerrennen (bis 100 km), sowie

Bild der Radrennbahn aus dem Jahr 1932
Bild aus dem Jahr 1932: im Vordergrund die Überreste der Radrennbahn. Im Hintergrund erstreckt sich der Tiergarten.

Rennen hinter Schrittmacher-Maschinen.

 

Im Jahr 1909 wurde das letzte offizielle Rennen gefahren. An der Start/Ziel-Seite war eine 50 Meter lange überdachte Tribüne, die gegenüberliegende Seite war dort, wo heute der Bonatzweg verläuft. Die S/O-Kurve befand sich dort, wo heute das Haus Bonatzweg 15 steht. Die Erhöhung der S/O-Kurve kann man jetzt noch am Ende des Bonatzweges erkennen.

 

Beißende Kritik und Spott musste Gastwirt H. Volker von dem Sportreporter „Swort” einstecken:

 

„... Um sich einen Begriff davon zu machen, was dieser edle Rennbahnbesitzer mit seiner Bahn alles noch vor hat, genügt es, wenn ich hier mitteile, daß derselbe in Kürze ‚Montagsrennen’ veranstalten wird, und zwar am 1. Montag ein Rennen für Schuster von Hannover und Umgegend; der 2. Montag bringt ein ‚Schneiderrennen’ und der 3. ein ‚Schlachterrennen’. So soll die Sache unter den Handwerkern weitergehen..... es folgen ‚Rennen um die Wurst’ und anderer Klimbimm, und dazu baut der Mann eine Rennbahn, welche 100.000 Mark kostet..... und dabei glaubt der Mann, daß Willy Arend am 16. Oktober bei seinen Rennen auf der Bahn starten werde”.

 

Und als die Rennen am 16. Oktober 1898 vor über 5.000 Zuschauern stattfanden, schreibt Reporter Swort:

 

„Die neue Radrennbahn an der Mühlenschänke hatte ihren Eröffnungstag, und zu den Rennen, welche dort ausgefahren wurden, hatten die Weltmeister Paul Albert und Willy Arend wider Erwarten gemeldet.... Die Rennen waren sportlich recht interessant, und die Leitung gab sich die erdenklichste Mühe .... Paul Albert-Hannover, der neue Amateur-Weltmeisterfahrer, konnte am Sonntag auf der neuen Volker'schen Rennbahn in Hannover seinen 50. Sieg in dieser Saison feiern. Bei dem 49. Siege auf derselben Bahn schlug Albert den Hannoveraner Willy Arend leicht und überlegen mit zwei Längen, und das nachfolgende Vorgabefahren, sein 50. Sieg, wurde von ihm mit 20 Längen gewonnen”.

 

Auf der Radrennbahn fuhren um die Jahrhundertwende nicht nur Radrennweltmeister um Preise und Placierungen, auch der Radfahrerverein Windsbraut aus Anderten trainierte auf diesem Oval. Das Vereinslokal vom Radfahrerverein Windsbraut war natürlich die Mühlenschenke, die zum Deutschen Radfahrer Bundes-Hotel ernannt wurde.

 

Früher war die Mühlenschänke ein gern aufgesuchtes Restaurant mit großem blumenbepflanzten Bier- und Kaffeegarten, im Volksmund zeitweise auch Monte-Carlo genannt. Das Gebäude stand an der Stelle, wo sich heute die ehemalige Endstation der Straßenbahnlinie 5 ist. Den Namen hatte dieses Restaurant von der um 1840 erbauten kleinen Kirchröder Holländerwindmühle, die hinter der Schänke auf Anderter Gebiet stand. Die Mühle stellte um 1900 ihren Betrieb ein und wurde bis zu ihrem Abriss 1927 als Wohnraum genutzt.

 

Als eingetragene Radfahrerstation war die Mühlenschänke für Radfahrer aus Nah und Fern schon gleich nach Aufkommen der Mode ‚Fahrradfahren auf dem Niederrad’ ein beliebtes Ziel. Vor der Jahrhundertwende war in einem Zeitungsartikel über das Radfahren in Hannover zu lesen:

 

„... Einen Abstecher nach Kirchrode, über die kleine Steigung am Thiergarten vorbei zur Mühlenschenke. ‚Grüß Gott, tritt ein, stell's Rad herein!’ steht in der Halle, wo schon ein halbes Dutzend Räder warten. Wer kann da widerstehen, zumal es weiter heißt: ‚Man stärkt sich und die Kniegelenke an besten in der Mühlenschenke’. Hier giebt's frische Wurst. Radler trinken wenig, ersetzen das aber durch Essen. Da ist auch der Wirth, Herr Völker, ein Mann, der mit der Zeit geht. ‚Dem Rade gehört die Zukunft’, sagt man, ‚und die Gegenwart’, denkt Völker und sorgt auf's Beste für Alles, was mit langen Strümpfen hier ankommt. Die Mühlenschenke ist eine ebenso beliebte ‚Pumpstation’, wie die Rust'sche Wirthschaft in Gross-Burgwedel. Das Local ist versichert gegen Raddiebstähle, Pedalpumpen giebt es hier, Flickmaterial und stets ein lustiges Wort. Was, ist das schon halb sechs? Das kommt von der Gemüthlichkeit. All Heil! ....”.