THEOPHRASTUS BOMBASTUS VON HOHENHEIM (Paracelsus) 1493-1541

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Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim (er nannte sich Paracelsus, vermutlich nach dem römischen Arzt Celsus) wurde am Ende des Jahres 1493 in Einsiedeln (Schweiz) geboren und starb nach bewegtem Leben am 24. September 1541 in Salzburg. Das Wissen und Wirken des bedeutenden Arztes, Alchemisten, Mystikers und Philosophen Paracelsus gilt als überaus umfassend. Seine Heilungserfolge waren seinerzeit unerreicht, trugen ihm aber auch die erbitterte Gegnerschaft der etablierten Mediziner und Apotheker ein. Verschärft wurden deren Anwürfe durch zusätzliche, oftmals beißende Kritiken seitens des Paracelsus an der vorherrschenden Lehrmeinung der Viersäftelehre nach Galen und der bloßen Bücherweisheit damaliger medizinischer Gelehrter. Paracelsus hinterließ zahlreiche deutschsprachige Aufzeichnungen und Bücher medizinischen, philosophischen und theologischen Inhalts, die größtenteils erst nach seinem Tode erschienen.

Die Kernelemente seiner Lehren sind folgende:

1. Die Lehre vom quintessentiellen Charakter der Materie, die aus den 4 Elementen darstellbar ist.
2. Die Lehre von den vier Säulen der Heilkunst, Philosophie, Astrologie, Alchemie und Tugend
3. Die Lehre von den fünf Entien, Fünf Krankheitsursachen, fünf Heilswege, fünf Arzttypen
4. Die Lehre von den 2 Wegen der Behandlung, antipatisch und sympatisch. Diese Ideen führten später zur Entdeckung der Homöopathie durch Samuel Hahnemann
5. Die Lehre von den 3 Prinzipien, die sich in der Materie manifestieren. Die Anwendung der Prinzipienlehre zur Krankheitserklärung, zur Auffindung der Heilwege und zur Herstellung der Arzneien hat die alchimistische Welterklärung und ihre Medizin bis zur Gegenwart geprägt.

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Die Lehre vom quintessentiellen Charakter der Materie (Elementenlehre)

Die antike Lehre von den Elementen bildet nebst der Astrologie einen integralen Bestandteil des “Ens naturale”. Sie diente als theoretische Grundlage der Heilkunst, und war der einzige damals anerkannte philosophische Denkansatz zur Erklärung des Weltgefüges. Will man die Medizin des Paracelsus verstehen, kommt man nicht umhin die Elemente und ihre Bedeutung zu studieren. Der griechische Philosoph und Arzt Empedokles von Agrigent (492-432 v. Chr.) gilt heute als Begründer der Elementenlehre die damit fast 2500 Jahre lang unsere Kulturentwicklung bestimmte. Empedokles bezeichnete Erde, Feuer , Wasser und Luft als die vier Wurzelkräfte (rhizomata) aller Dinge. Erst Plato (ca. 427-347 v. Chr.) führte dann die Bezeichnung Elemente (stoicheia) ein. Paracelsus dann sah in den vier Urkräften die Mütter aller Dinge, die aus dem Chaos am Anfang der Welt entstanden (III/441, III/270).

Schon in der Antike führte man diesem System ein fünftes Element (fünfte Kraft) hinzu, die man Quintessenz oder Äther nennt. Die Quintessenz ist die Vereinigung der vier Kräfte und deren Ursprung. Als geistiges Prinzip ist es Teil aller Erscheinungen, und es ist der Ursprung der Heilkräfte in den Naturreichen. Durch die alchimistischen Prozesse bei der Heilmittelherstellung wird die Quintessenz aus den Stoffen befreit und angereichert. Sie ist das eigentlich Wirksame einer Arznei.

In der heutigen Zeit finden wir dieses Prinzip in erster Linie bei den spagyrischen Heilmitteln wieder, deren Herstellung noch immer auf alchimistischen Prozessen beruht und deren gekonnte Anwendung so manches Übel beseitigt. Auch die moderne Esoterik bedient sich des fünften Elementes und bezeichnet dieses als die All-Liebe, die göttliche Kraft die heilt. Auf ihr basiert auch das moderne geistige Heilen, das heute immer mehr Anhänger findet und das, richtig und von geübten Menschen angewendet, zu spektakulären Erlebnissen der Selbsterkenntnis und deshalb auch zu Erfolgen bei vielen Krankheitsbildern führt.

Im Laufe der Jahrhunderte kam es zu weiteren Entwicklungen der Elementenlehre. Zunächst brachte Aristoteles (384-322 v.Chr.) das Wesen und die Wirkung der Wurzelkräfte mit Eigenschaften oder Primärqualitäten in Zusammenhang, um deren Wirkung besser zu beschreiben. Neben den primären Eigenschaften besitzt jedes Element noch eine sekundäre Qualität die es, wie ein Medium, mit dem folgenden Element verbindet.

“Das Feuer ist warm und trocken, die Erde ist trocken und kalt, Das Wasser ist kalt und feucht und die Luft ist feucht und warm” (Agrippa von Nettesheim 1486-1553). Auf diesen Qualitäten beruhen weitere Qualitäten wie die Körpersäfte (humores), die die Grundlagen der “Vier-Säfte-Lehre” bildeten, die wiederum die Humoralpathologie begründete. Gesundheit ist nach diesem System eine harmonische Mischung der Säfte (eukrasie) beziehungsweise der Elemente: Blut - Luft, Schleim - Wasser, schwarze Galle - Erde und gelbe Galle - Feuer. Krankheit ist dagegen eine entartete oder falsche Säftemischung (dyskrasie). Die Therapie erfolgt durch das Wiederherstellen des Gleichgewichtes. Zu diesem Zweck existieren in der heutigen Naturheilkunde verschiedenste Methoden die zum Ziel führen, und, anders als in der Schulmedizin, eine aktive Teilnahme und einen Willen zur Heilung beim Patienten voraussetzen.

Auch werden den Elementen Sternzeichen, Planeten, Naturwesen und Organe zugeordnet, die nach anthroposophischer Auffassung einen Zusammenhang mit den vier Wesensgliedern und Geistesqualitäten im Menschen haben.

Der griechische Arzt Galen (129-199) ordnete die Arzneistoffe den Elementenqualitäten zu. Dies sind vor allem Heilpflanzen, Nahrungsmittel und Tiere, die in ihren Signaturen und ihren Wirkungen den Elementen entsprechen. Galen führte auch die Gradenlehre ein und unterschied vier Grade der Intensität einer Elementenqualität in den Stoffen. Später wurede dieses System von arabischen Ärzten wie Rhazes (865-922) oder Avicenna (980-1037) übernommen und weiter unterteilt , sodass man schlussendlich einige hundert Grade erhielt die das System völlig unübersichtlich machten. Obwohl die Schwächen des Viererschemas offensichtlich waren, galt die Säftelehre und die Graduierung der Arzneien bis ins 16. Jahrhundert als unumstössliches Dogma.

Andere Gedanken wie die Signaturenlehre, astrologische Zuordnungen oder eine Heilkunde die auf den chem. Eigenschaften der Stoffe beruhte (Iatrochemie), wurden nur wenig beachtet. Kein Wunder wenn Paracelsus mit seinem “ketzerischen” Gedankengut nur Ablehnung, Hohn und Spott erntete. Dabei lehnte er die Elementenlehre nur als dogmatisches Erklärungsmodel ab.

Vergleichbare Systeme finden wir auch in der chinesischen Medizin, der tibetischen Medizin und dem System des indischen Ayurveda, die Aufgrund der zugrunde liegenden östlichen Philosophie für uns nur schwer verständlich sind. Im Gegensatz zur westlichen Heilkunde wurden diese Systeme aber immer gefördert und nicht von einer religiösen Obrigkeit unterdrückt. Aufgrund des komplexen Aufbaus der Elementenlehre wird nun auch klar, dass ein seriöses Arbeiten auf dieser Grundlage ein vertieftes Studium erfordert und leider heute von vielen Therapeuten verkannt wird. Wird die Elementenlehre dann angewendet ist sie in ihrer Substanz, häufig nur esoterisches Geschwätz um den Patienten zu beeindrucken und einzunehmen.

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Die Lehre von den vier Säulen der Heilkunst

In seinem Buch “Paraganum” formulierte Paracelsus die vier Säulen, auf denen die Heilkunst beruhen sollte: Philosophie, Astronomie, Alchimie und - als tragende Säule - die Tugend. Grundlegen zum Verständnis dieser Lehre sind vor allem die Philosophie und die Astronomie die Paracelsus als eine Einheit ansah. Sie beruhen auf dem jahrtausendealten Wissen der “Eingeweihten”, dessen Wurzeln man bis in die alten ägyptischen Mysterienkulte zurückverfolgen kann. Dies mag heute etwas fremd anmuten, schliesslich umfasst ein Medizinstudium unserer Tage keine einzige Stunde Philosophie oder Astronomie.

Philosophie

Für Paracelsus jedoch war die Philosophie das Wissen über “das Licht in der Natur”. Sie ist “die Erkenntnis der Gewächse der Erde und des Wassers, ihrer Natur und ihrer Kraft. Der ist auch ein Philosoph, der den Lauf des Menschen kennt, ihn erfahren hat und ihn erkundet” (Paracelsus II/534).

Paracelsus wollte das Göttliche und das Wesen des Menschen begreifen, indem er die unsichtbaren Ordnungskräfte der Natur erforschte, die sich in allen Erscheinungen manifestieren. Hinter diesen Kräften vermutete er eine geistartige Urkraft, die in der Materie spiegelbildlich als heilkräftige “Quintessenz” (fünftes Element) unsichtbar verborgen ist.

Wie oben so unten, wie unten so oben; wie im Kleinen so im Grossen; wie innen so aussen, wie aussen so innen, lautet die Botschaft der Eingeweihten. Dies wollte Paracelsus aufzeigen wenn er meinte, das alles von der Natur gekennzeichnet ist und das man durch die Zeichen erkennen kann, was im inneren der Dinge verborgen ist und wofür sie sich eignen (Signaturenlehre, Pathophysiognomie). Viele Heilmittel zeigen dem aufmerksamen Beobachter ihr heilkräftiges Wesen durch ihre Farbe und Zeichnung, ihre Form, ihren Geruch oder ihren Geschmack. Zu den Zeichen gehörten für Paracelsus auch die chemischen Eigenschaften eines Stoffes oder die unsichtbaren Kräfte der Gestirne.

“Betrachtet beispielsweise die Rose oder Lilie. Zu welchem Zweck hat Gott ihnen ihre Form gegeben? Und allen anderen Dingen ebenso. Er hat den Arzt geschaffen und lässt ihm die Medikamente aus der Erde wachsen, und zwar in einer Weise, das er die Anatomie dieser Erdgewächse erkennt. Dann soll sich der Arzt den Krankheitsanatomien zuwenden. Er wird dann eine Übereinstimmung von Krankheit und Heilmitteln finden und erkennen welche zueinander gehören. Aus der Parallelität dieser beiden Anatomien erwächst der Arzt, ohne sie ist er nichts” (Paracelsus I/82)

Astronomie

Auf dieser Vorstellung baut auch die zweite tragende Säule der Heilkunst auf, die Astrologie. Im 16. Jahrhundert existierte zwischen Astrologie und Astronomie noch kein Unterschied. Berühmte Astronomen wie Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und Johannes Kepler (1571-1630) verstanden sich ebenfalls als Astrologen. Während sie als Astronomen die Himmelskörper erforschten, erläuterten sie als Astrologen deren Bedeutung für das Schicksal.

Dieses alte Wissen lässt sich 5000 Jahre bis in babylonische Zeiten zurückverfolgen. Schon damals kannte man die Bedeutung von Sonne, Mond und den fünf Wandelplaneten Merkur, Venus, Mars , Jupiter und Saturn. Die Wahrnehmung der Himmelskräfte war ein wichtiger Schritt in der Entwicklung des menschlichen Bewusstseins. Die Kenntnis des Himmels wurde zu einem Weg der Erkenntnis des Göttlichen.

Für Paracelsus waren die Gestirne geistige Lehrer, die den Menschen ein Bewusstsein über seine wahre Natur ermöglichten. Er sah in der Astrologie die Mutter aller magischen Künste und der wahren Heilkunde (IV/407). Allerdings verzichtete er in seinen Schriften fast vollständig auf Horoskop Interpretationen, da er für die Heilkunde den Schwerpunkt auf das Verständnis der Harmonien des Kosmos legte. Die Aspektlehre trat dabei in den Hintergrund.

Um die Ideen des Paracelsus zu verstehen muss man wissen, dass in der hermetischen Astrologie die Planeten alles durchdringende kosmische Spähren sind, die man sich nicht räumlich oder zeitlich vorstellen darf. Den Ursprung der Planetenwelt bildet die Verschmelzung von Leere und Unendlichkeit, die zusammen, als dunkles Chaos, das Licht gebären. Das Licht ist die kosmische Ordnung. Die Trinität von Leere, Unendlichkeit und Licht nennt man Weltgeist, Archetypus, Logos, Gott oder das Namenlose.

Eine weitere Ausführung der Astrologie/Astronomie möchte ich mir hier ersparen, da zum Thema unzählige Publikationen vorhanden sind, von denen ich einige unter der Rubrik Buchtip empfehlen möchte.

Neben den Gestirnen gehört zum metaphysischen Weltbild des Paracelsus auch das Wirken der Elementenkräfte (siehe Elementenlehre). Dabei handelt es sich ebenfalls um kosmische Kräfte, die sich den Sinnen als Signaturen offenbaren. In geheimer Beziehung zu den Elementen stehen die drei Prinzipien “Sulfur” das Beseelte, “Mercurius” das Vergeistigte und “Sal” das Geformte, Verfestigte. Diese drei Prinzipien bezeichnet man in der Hermetik als “Tria Principia”. Für Paracelsus waren diese drei Prinzipien eine Wiederspiegelung Gottes, der nur als Trinität zu begreifen ist. Beispiele sind die christliche Vorstellung von Gottvater, Sohn und heiliger Geist, die hinduistische Trinität Brahma, Vishnu und Shiva oder die altägyptische Weltvorstellung von Isis,Osiris und Horus.

Alchemie

Die Kunst der Alchemie befasst sich mit den Umwandlungsprozessen der Materie. Durch geeignete Verfahren will man die geistigen, quintessentiellen Kräfte aus den Stoffen befreien und als Heilmittel nutzen. Die Arznei soll aber nicht nur Krankheit in Gesundheit verwandeln sondern dem Menschen einen Zugang zu seiner göttlichen Vernunft ermöglichen, also Erkenntnis bewirken und Untugenden in Tugenden verwandeln.

Der Alchemie habe ich auf dieser Seite eine eigene Rubrik gewidmet und möchte den interessierten Leser darauf verweisen.

Tugend

Die Tugend bildet die vierte und wichtigste Säule der Heilkunst, den sie trägt die anderen drei. Gemäss Paracelsus ist ohne sie alles andere auf Sand gebaut, welche Erkenntnisse man durch Philosophie, Astronomie und Alchemie auch immer gewonnen haben mag.

Unter der Tugend verstand Paracelsus die Integrität des Heilers und sein können beziehungsweise seine Virtuosität. Nach Paracelsus gibt es drei Wege um ein guter Therapeut zu sein: die Fähigkeiten wurden einem in die Wiege gelegt, man hatte einen guten Lehrer oder der dritte und wahre Weg, die Berufung durch Gott.

“Die Werke machen den Meister und Doktor, nicht Kaiser, nicht Papst, nicht Fakultät, nicht Privilegia, noch eine hohe Schule. Es ist noch nie ein Arzt von einer hohen Schule hervorgegangen, auch nie einer, der imstande gewesen wäre, mit wahrem Wissen die Ursachen der wenigsten Krankheiten darzulegen” (Paracelsus I/339)

Um Berufen zu sein, muss man durch eigenes Bemühen die Nächstenliebe in sich entwickeln. Sie ist die Grundlage des Heilens und nicht das Streben nach Ruhm oder Geld. Im Gegensatz zu anderen seiner Kunst, lebte Paracelsus immer bescheiden, und er behandelte weniger betuchte Patienten prinzipiell umsonst oder gegen Kost und Logis. Er ging sogar so weit, seinen kärglichen Besitz zu verkaufen um damit Armen zu helfen.

Neben Bescheidenheit, Nächstenliebe und einer gesunden Portion Optimismus muss man als Heiler auch demütig vor Gott sein. Auch wenn Paracelsus zutiefst an Gott glaubte, ein praktizierender Christ, wie ihn die Kirche liebt, war er nie.

“Ich behaupte und sage, es sei nützlicher, wenn man den Armen ihre Schäden wäscht, wenn deren Wunden verbunden werden, als wenn man in der Messe steht, um in der Prim und in der Terz in Vesper und Complet zu plärren. Ihr saget, ich sei deshalb unchristlich und handle gegen den christlichen Glauben. Ich habe es jedoch von Christus der sagt: Du sollst speisen, tränken und kleiden, an die Messe hat er aber nicht gedacht”. (Paracelsus II/330)

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Die Lehre von den fünf Entien und den fünf Arzttypen

Die fünf Entien waren für Paracelsus die Ursachen für jegliche Art von Erkrankung die dem Menschen zustossen konnte. Ihre Definition und Beschreibung ist sehr umfangreich und würde den Rahmen dieser Seite wohl sprengen. Ich werde mich deshalb auf kurze Zusammenfassungen beschränken. Tiefergehende Informationen sind im Buch “Paracelsusmedizin”, erschienen im AT Verlag, erhältlich.

Das Ens astrale (lat. astrum = Stern)

“Das Ens astrale sollt ihr in dem Sinne verstehen:Es ist etwas Unsichtbares, das uns alle und alle empfindsamen Lebewesen am Leben erhält” (Paracelsus I/18)

Die erste der fünf möglichen Ursachen von Krankheit beschäftigt sich mit der Wirkung der astralen Welt der Gestirne auf den Menschen. Die moderne Medizin kennt dieses Phänomen höchsten noch als Einfluss der Sonne, des Mondes oder des Wetters auf den Menschen. Blättert man dagegen in homöopathischen Symptomenverzeichnissen, findet man zumindest einige Ideen.

Moderner ausgedrückt könnte man heute sagen das “Ens astrale” bezeichnet krankmachende Umwelteinflüsse wie Luftschadstoffe, klimatische oder geologische Einflüsse wie Radon oder Schwere-Anomalien. Auch chemisch physikalische Noxen wie UV-Strahlung, ionisierende oder hochfrequente Strahlung sowie Erreger können diesem Ens zugeordnet werden. Allen gemeinsam ist, dass wir uns ihren schädigenden Einflüssen nur schwer entziehen können.

Das Ens veneni (lat. venenum = Gift)

“In jedem Ding ist eine Essenz und ein Gift. Essentia ist das was den Menschen am leben erhält, Gift, das, was ihm Krankheit zufügt” (Paracelsus I/29).

Beim “Ens veneni” liegt der krankmachende Einfluss in unserer Lebensweise und da hauptsächlich bei der Wirkung von Giftstoffen die wir mit unserer Nahrung aufnehmen. Immer weiter entfernt sich die Nahrungsmittelindustrie von einer natürlichen Produktion der Lebensmittel. Dünger, Pestizide und andere Rückstände finden den Weg in unseren Körper und müssen da abgebaut oder eingelagert werden. Dies funktioniert nur solange unsere inneren Organe gesund sind und unser innerer Alchimist seine Arbeit verrichtet. Ansonsten kommt es laut Paracelsus zur inneren Fäulnis, die wiederum jede Art von Erkrankung auslösen kann.

Das Ens naturale (lat. natura = Veranlagung)

“Keiner unter euch, der keine Kenntnisse der Astronomie besitzt, kann es in der Arznei zu etwas bringen” (Paracelsus I/36)

Die genetische Konstitution und die aus ihr resultierende Disposition ist im Ens naturale verantwortlich für die Entstehung der Krankheit. Viele Autoren sehen in diesem Ens eine Beschreibung der Konstitutionstypen mit ihren unterschiedlichen Dispositionen. Dieses Ens soll also die Ebene der Vererbung abdecken.

Auch hier liegen die Ursachen nach Paracelsus bei den Sternen die ihren Einfluss auf den Menschen ausüben. Die sieben kosmischen Kräfte am Firmament (Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter, Saturn und Sonne) sind nach der Lehre der Korrespondenzen im Organismus in den sieben Hauptorganen (Gehirn, Lunge, Nieren, Galle, Leber, Milz und Herz) verkörpert. Paracelsus stellte sich vor, dass die Planeten im Körper analog den kosmischen Harmonien auf ihren eigenen Bahnen kreisen. Er ging davon aus, dass jedes Planetenorgan eine leibliche und eine spirituelle Aufgabe hat, die es erfüllen muss. Erst wenn ein Planet die Bahn eines anderen kreuzt, ein Organ also die Funktion eines anderen beeinflusst, kommt es zur Krankheit.

Ens spirituale (lat. spiritus = Geist)

“Wirksam ist der Zauber zusammen mit dem Heilmittel, wirksam ist das Heilmittel zusammen mit dem Zauber” (Papyrus Ebers, nach Rätsch 1995)

Spiritus ist der Geist, die Ursachen der Krankheit sind hier also im Geist zu suchen und nicht im Körper. Der Einfluss des Geistes auf den Körper kennen wir heute unter dem Begriff der Psychosomatik (Psyche = Geist, Soma = Körper), die Krankheit hat also psychosoziale und psychosomatische Ursachen. Ein neuer Forschungszweig der die Beziehungen zwischen Gemüt und Körper untersucht, nennt sich Psychoneuroimmunologie.

Liest man die Werke des Paracelsus, ist man erstaunt, wie alt diese Wissen wirklich ist. Paracelsus kannte zwar die neuen Begriffe noch nicht, in der Erforschung der Zusammenhänge zwischen Geist und Körper kann man ihn dennoch als Pionier bezeichnen.

Ens dei (lat. deus = Gott)

“Der Mensch ist nur darum aus den äusseren Kreaturen geschaffen, dass er infolge seiner Leiden sich selber betrachte und erkenne, woraus er gemacht ist” (Paracelsus I/374)

Diese Ursache behandelt das Thema “Schicksal”. Bei den bisher vorgestellten Entien kann der Therapeut meist einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf ausüben. Bei dem letzten Ens ist alles anders. Im Prinzip entzieht es sich vollständig einer therapeutischen Einflussnahme, denn hier ist es Gott selbst, der die Krankheit verursacht, und nur er kann die Folgen dieses Ens erlösen.

Die Krankheiten des “Ens dei” sind bei Paracelsus immer vom verborgenen Willen des Göttlichen gezeichnet, den der Mensch niemals ganz verstehen wird. Er bezeichnet diese Krankheiten als “Gottesgeisseln”, die nur dann über den Menschen hereinbrechen, wenn er nicht seiner göttlichen Vernunft folgt, sondern seinen Leidenschaften. Das “Ens dei” ist auch ein stetiger Beweis für unsere Unvollkommenheit und Unwissenheit.

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Fünf Arzttypen

Analog zu den fünf Entien kannte Paracelsus fünf verschiedene Arzttypen, die mit ihren unterschiedlichen Verfahren den therapeutischen Anforderungen gerecht werden konnten. Seine Einteilung ist vor allem deshalb interessant, weil sie eine grundsätzliche Polarität in der Methodik aufzeigt.

Den ersten Arzttyp nannte Paracelsus “Naturalis”, weil sich seine Behandlungsweise auf Beobachtungen in der Natur stützt.

Naturalis

“So heilen sie, je nach Übereinstimmung Kaltes durch Warmes, Feuchtes durch Trockenes, Völle durch Entleeren, das Nüchterne durch Anfüllung, und dergleichen, wie die Natur alles durch seinen Gegensatz vertreiben lehrt” (Paracelsus I/5).

Krankheiten behandelt der “Naturalis” also mit ihrem Gegensatz (Contraria a contrariis curantur) - dies ist der antipathische Weg, der heute praktisch ausschliesslich begangen wird. Zur Anwendung genügen die Kenntnis von der Wirkung der Arzneien und eine gute Beobachtungsgabe. Ein Wissen über die spezifische Natur der Mittel ist nicht notwendig. Samuel Hahnemann nannte diese Methode im 19. Jahrhundert “Allopathie”. Das antipathische Heilen lehnte Paracelsus aufgrund des dogmatischen Ansatzes ab. Es eignet sich aber vor allem zur Linderung eines akuten Leidens und sollte immer mit den nachfolgenden Methoden kombiniert werden.

Man muss sich darüber klar werden, dass sich die heutige wissenschaftliche Medizin nur die Naturales, also nur eine von fünf Arten der Heilkunde umfasst. (Bernhard Aschner, Vorwort Paracelsus Werke, 1926)

Specificus

Der zweite Arzttyp war nach Paracelsus der ”Specificus”, der Empiriker, der Therapeut der aus seiner Erfahrung heraus, je nach Ursache ein entsprechendes Verfahren anwendet. Sie kennen das geheime Wesen und die spezifischen Eigenschaften ihrer Arzneien ganz genau und haben sie auch erprobt.

“Nie ist eine heisse Krankheit mit Kaltem geheilt worden und nie eine kalte mit Heissem. Doch das ist geschehen, das Gleiches seinesgleichen geheilt hat” (Paracelsus II/494).

“Wähle um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfall eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll”. Dies sind die zentralen Worte von Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, die ihre Wurzeln in Paracelsus hat.

Charakteralis

Der dritte Arzttyp ist der “Charakteralis”. Er sollte über die Polarität der beiden ersten erhaben sein, denn er braucht keinen Stoff zum Heilen. Wie der Name schon andeutet, schöpft dieser Heiler seine Kraft aus seinem inneren Wesen und seinen Einsichten. Die Heilmethode des “Charakteralis” ist das Wort. Hierzu muss man Weisheit und Lebenserfahrung besitzen, eine innere Wahrheit ohne Zweifel kennen und einfühlsam sein; vor allem aber braucht man Charisma.

Wichtig hierbei ist auch die Frage nach der Macht des Heilers über seinen Patienten. Wenn das Wort so gewaltig sein kann, dass es Krankheiten heilt, dann muss der Philosoph und der Weise Freund aus dem Heiler sprechen. Es geht also nicht um Gesprächstaktiken und -techniken, sondern darum, im Patienten Selbsterkenntnis zu bewirken und seine Unterscheidungsfähigkeit zu stärken, so dass er selbst eine Antwort auf die Frage findet: “Was ist richtig, was ist falsch, was ist notwendig”.

Dieses Ziel verfolgen auch die modernen Psychologen, deren Wissen und Ziele allerdings nicht auf den hermetischen Wissenschaften beruhen und von Paracelsus wohl kaum anerkannt worden wären. Mit der Psychologie ist der “Charakteralis” denn auch nicht erschöpft. Unter diesen Typ fallen auch die Astrologen, die dem Kranken Einblicke in die geheimnisvollen Zusammenhänge von Makro- und Mikrokosmos ermöglichen. Dazu kommen noch die Meister der Hypnose, eine uralte Technik, die wahrscheinlich auch Paracelsus kannte und nutzte, sowie Menschen mit seherischen Gaben.

Spiritualis

Diese Gaben sollte auch der vierte Arzttyp beherrschen den Paracelsus “Spiritualis” nannte. Er heilt mit den Kräften der Magie. Magie ist die höchste der Künste, denn das geheime Wissen befähigt uns zur geistigen Herrschaft über die Materie. Das notwendige Wissen offenbaren ihm die Geister, die man als innere Stimme wahrnimmt, denn;

“die wichtigste Quelle der Magie liegt im Menschen selbst. Aus sich selbst heraus muss der Mensch lernen und nicht von anderen Menschen. Denn Magie lässt sich nicht durch Erklärungen lernen, es sei denn, dass diese von oben herab komme” (Paracelsus IV/834).

Die magischen Künste sind auch Voraussetzung für das alchimistische Arbeiten. Damit sind die Suche nach Vollkommenheit und die Freisetzung des Geistes aus seiner stofflichen Gebundenheit durch Verwandlung von Natursubstanzen in eine Arznei gemeint. Das wichtigste beim magischen Heilen ist daher die Anwendung von “Arcana”, dies sind geistartige und magische Arzneien-, analog zu kosmischen Begebenheiten. Magie ist hier Heilen in Harmonie mit den Sternenkräften (den Zyklen der Natur), mit dem Ziel, im Menschen Harmonie zu erzeugen. Die magische Arznei soll im kranken Organismus eine höhere Ordnung oder Schwingung hervorrufen, damit der Geist zur Selbsterkenntnis fähig wird und die Krankheit überwindet.

Neben der Anwendung alchimistischer Arzneien gehört zum “Spiritualis” auch das Wissen um die geheimen Kräfte der Kräuter, Wurzeln und Gesteine, die von intelligenten Wesen beseelt sind. Der magische Heiler versteht die Sprache der Natur und gebietet über die Pflanzengeister und Gnome der Erde. Der “Spiritualis” behandelt durch Zauberei hervorgerufene Krankheiten mit einem Gegenzauber. Die Elementarwesen sind dabei seine verbündeten. Bildmagie und Amulette sind Beispiele eines solchen Zauber. Den “Spiritualis” finden wir heute am ehesten in Form von Schamanen die von weit her Zulauf erhalten.

Fidelis

Auf all dies kann der letzte Arzttyp verzichten. Der “Fidelis” heilt allein durch die Kraft des Glaubens. Dazu braucht er weder stoffliche Arznei noch Geister, und auch sein Wesen tritt in den Hintergrund. Beim “Fidelis” kommt die Heilkraft aus der spirituellen Verbundenheit seiner Seele mit den Schöpferkräften. Sein Geist ist zu einem Gefäss geworden, durch das der Weltengeist selbst wirken kann. Dies geschieht aber nur, wenn der Therapeut keinen Zweifel im Glauben kennt und ein Meister der Hermetik ist.

Seine Aufgabe ist es, die Sinne des Kranken für die höheren Mächte zu öffnen und so eine Erkenntnis zu bewirken, durch die der Kranke sein Urvertrauen zurückgewinnen kann, sollte er dieses durch eine Krankheit verloren haben.

Dennoch sind auch dem “Fidelis” Grenzen gesetzt. Es gibt das Unheilbare, wo nur noch der Tod auf den Menschen wartet. Wenn aber der Glaube im Menschen wieder erwacht, geweckt durch den “Fidelis” oder den “Logos” selbst, dann geschieht es manchmal, dass er geheilt an seiner Krankheit sterben kann.

“Daher ist nicht in dem, den der Mensch erwählt, sondern in dem, den Gott erwählt die Arznei. Er kennt den Arzt in seinem Herzen und achtet nicht auf seinen Grad, seine Hochschule, auf seinen Pomp, auf seinen Namen, auf seinen Brief und Siegel, sondern er achtet auf den Barmherzigen und dem gibt er die Arznei” (Paracelsus II/289).

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Die Lehre von den 2 Wegen der Behandlung

Diese Wege der Behandlung habe ich im obigen Text angeschnitten. Es handelt sich hier um den antipathischen Weg (Allopathie) und den sympathischen Weg (Homöopathie). Paracelsus war wohl der erste der diese Gesetzmässigkeiten erkannte und zum Wohle seiner Patienten einsetzte. Auch hier möchte ich auf das Buch “Paracelsusmedizin” verweisen sowie weitere Fachliteratur aus dem Bereich der Homöopathie um diese Wissen zu vertiefen.

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Die Lehre von den 3 Prinzipien der Materie (Trinität)

Die Lehre der Trinität “Tria principia” zieht sich durch alle Themen des Werkes von Paracelsus. “Sulphur”, “Mercurius” und “Sal” finden wir in jedem Ding das existiert. Es beeinflusst die Religion, die Elemente, die Krankheiten, die Arzneien, die Signaturen, die Heilpflanzen und die Metalle. Seine Bedeutung ist universell.

Paracelsus sah die Ursache der Erkrankung nicht nur in einer Disharmonie der vier Elemente sondern vor allem in den drei Grundbausteinen des Lebens: Sal (Salz), Sulfur (Schwefel) und Mercurius (Quecksilber). Diese Begriffe bezeichnen etwas rein geistartiges, dass man nicht mit den gleichnamigen Stoffen verwechseln darf. Während die Elemente für das Übersinnliche der Natur stehen, sind alle sichtbaren Manifestationen dieser Welt durch die drei Prinzipien entstanden. Während man den Sulfur und den Mercurius bereits kannte, soll Paracelsus als Drittes das Salz eingeführt haben, womit er der Begründer der Trinitätslehre in der Heilkunde wäre.

Damit sich etwas sichtbar manifestieren kann, muss zuerst die Idee einer Form vorhanden sein - dies ist der Sulphur. Die Eigenschaft und die spezifische Kraft dieser Idee ist der Mercurius. Die Verdichtung dieser Kräfte zu einer materiellen Form ist das Salz.

Paracelsus gibt zum besseren Verständnis ein einfaches Beispiel an:

Verbrennt man ein Stück Holz, so ist das brennende Holz der Sulphur, Mercurius der entstehende Rauch und das Salz die Asche die zurückbleibt. (Paracelsus I/68)

Die Tria Principia oder Trinitätslehre ist essentiell für das Verständnis einer ganzheitlichen Heilkunde, deshalb werde ich im Kapitel über die Alchemie ausführlich darauf eingehen.

Epilog

In diesem Sinne möchte ich diese Einführung in das Werk des Paracelsus beenden und den geneigten Leser auffordern sich selbst zu überlegen welche der oben stehenden Gesichtspunkte und Auffassungen sich in der modernen Schulmedizin noch finden. Ich will deren Leistung auf keinen Fall schmälern; speziell in der Akut-Medizin und der Chirurgie wird heute Grosses geleistet, das auch ich nicht missen möchte. Angesichts der heutigen Situation in der sich die Schulmedizin befindet wäre es jedoch angebracht, das alte Wissen zu reaktivieren und auch dem Patienten seine Verantwortung für sich selbst zurückzugeben. Es ist auch eine Aufforderung an Politik und Wirtschaft, die Weichen so zu stellen, dass wieder eine Medizin entstehen kann die diese Bezeichnung auch verdient. Das ewige streben nach Profit und Macht in diesen Bereichen führt zu einer katastrophalen Situation, die kaum mehr kontrolliert werden kann und in der die Hilfsbedürftigen die Leidtragenden sind.

Quellennachweis: Paracelsusmedizin / AT Verlag, Wikipedia

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Last Update 22.9.2006 / © B.Geyer