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02.11.2010

Plusminus
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Rückschau: Fleischskandal in Deutschland

Betrug am Kunden mit Formfleisch? 

 

Frau an einer Fleischtheke. (Quelle: picture-alliance) Bild vergrößern Bildunterschrift: Beim Fleischkauf ist gesundes Misstrauen angebracht. ]
(© NDR) Lebensmittelindustrie und Supermärkte machen es möglich: Wer heute Wurst oder Schinken essen will, muss nicht sehen, wie ein Tier geschlachtet wird, was für ein Tier für den Aufschnitt geschlachtet wurde oder wie gesund es gelebt hat. Das können die Kunden nur aus den Angaben des Herstellers schließen. PLUSMINUS hat genauer hingeschaut und dabei festgestellt: Zumindest bei rohem Schinken sollten Fleischesser nicht alles glauben.

Schinken aus mehreren Teilen zusammengesetzt

Auf den Packungen steht Nuss- oder Lachsschinken. Dem Verbraucher sagt die Aufschrift: Das Fleisch ist vom Schwein, hergestellt aus dem ganzen Rückenmuskel, genannt Schweinelachs oder aus der sogenannten Nuss, einem besonderen Teil der Schweinekeule - eigentlich gewachsenes Muskelfleisch. Für PLUSMINUS überprüfte der Experte für Lebensmittelsicherheit, Goetz Hildebrandt, die Angaben und fand heraus: Einige der verpackten Rohschinken können so niemals natürlich gewachsen sein. Das zeigt sich schon bei einem ersten Durchleuchten der Schinkenscheiben. "Es ist hier ganz eindeutig zu sehen, dass es mindestens zwei Teile, wenn nicht gar drei Teile sind, die benutzt worden sind, um diese Scheibe zusammenzusetzen. Das würde sich dann um Formschinken handeln", erklärt Hildebrandt.

"Klarer Verdacht auf Formfleischverarbeitung"

Der Universitätsprofessor gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Lebensmittelsicherheit. In seinem Labor untersuchte er die Schinken von namhaften Herstellern, gekauft im Supermarkt. Das Ergebnis nach eingehender Prüfung klingt bei vielen Produkten aus dem Mund von Hildebrandt überraschenderweise so: "Klarer Verdacht auf Formfleischverarbeitung. Diese Verarbeitung ist nicht deklariert worden. Das heißt also, es besteht eine Irreführung des Verbrauchers." Eine Irreführung, die erst mit modernen Produktionsmethoden möglich geworden ist. Die PLUSMINUS-Reporter zeigten die Ergebnisse Detlef Horn vom Chemischen und Veterinärsuntersuchungsamt Krefeld. "Das ist uns auch neu. Wir mussten uns auch damit auseinandersetzen. Genau wie dem Verbraucher war der Überwachung diese Technologie bislang noch nicht bekannt", sagt Horn. Einige Hersteller, darunter die Großfabrikanten Wiltmann und Berschneider, setzen bei den von PLUSMINUS getesteten Schinken also offenbar darauf, kleinere Fleischstücke zu ganzen Schinkenscheiben zusammenzukleben. Das gleiche Ergebnis auch bei geräuchertem Putenlachsschinken von Gutfried.

Hersteller verwenden offenbar bislang unbekannte Produktionsmethode

Wie das geht? Eine mögliche Methode ist der Einsatz von zusätzlichen Enzymen, wie Transglutaminase. Bislang ist die Verwendung dieses Eiweißes in Deutschland nicht kennzeichnungspflichtig. Aber ob der Schinken wirklich ein ganzer Schinken ist, davon wollen viele Verbraucher lieber ohne eine Extra-Untersuchung im Labor ausgehen. In einer Umfrage der PLUSMINUS-Reporter spricht einer der Befragten angesprochen auf den offensichtlichen Betrug durch die Hersteller von einer "Unverschämtheit". "Erstens möchte ich darüber aufgeklärt sein, und ich würde dann auch überlegen, ob ich das Fleisch je kaufen würde", sagt ein anderer Kunde. Die betroffenen Schinkenproduzenten bestreiten, dass sie Verbraucher getäuscht haben.

Autoren: Christine Buth, Dirk Zblewski

Dieser Text informiert über den Fernsehbeitrag vom 13.04.2010. Eventuelle spätere Veränderungen des Sachverhaltes sind nicht berücksichtigt.

Sendung vom
Di, 13.04.10 | 21:50 Uhr

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