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Museum . Sonderausstellung . Bersarin

Bersarin, Nikolaj, Generaloberst, Stadtkommandant (Berlin)
Ausstellung vom 1. April bis 9. Mai 2004
Eröffnung um 15 Uhr in Anwesenheit der Bezirksbürgermeisterin von Lichtenberg, Frau Christina Emmrich

Bersarin, Nikolaj

   

Als am 2. Mai 1945 die letzten deutschen Soldaten in Berlin kapitulierten, war die Stadt ein Trümmerhaufen. Nach jahrelangen Bombenangriffen war Berlin in zehntägigem Häuserkampf erobert worden. 70000 Menschen waren in diesen Kämpfen getötet worden. Die zwei Millionen Bewohner Berlins, von denen noch viele unter marodierenden Soldaten zu leiden hatten, zweifelten in diesen Tag den mit guten Gründen an ihren Überlebenschancen.

Dann passierte, was niemand erwartet hatte. Noch während im Zentrum Berlins die Kämpfe tobten, begann der sowjetische Stadtkommandant, das Überleben und den Aufbau zivilen Lebens zu organisieren: knappe, aber ausreichende Lebensmittelversorgung, Krankenversorgung und Hygienevorsorge, Instandsetzung von Wasserversorgung, Kanalisation, Strom- und Gasversorgung, Inbetriebnahme der Verkehrsmittel; dazu aber auch Aufbau einer neuen Kommunalverwaltung, Stimulierung des Handels, Vorbereitung des Schulunterrichts, Öffnung der Kirchen und schon im Mai der Beginn der Kulturarbeit, die am 2. Mai niemand für möglich gehalten hätte. Am 26. Mai gaben die Berliner Philharmoniker ihr erstes Konzert.

Die Rückkehr der Menschen vom Schlachtfeld Berlin zum Leben in der Trümmerstadt Berlin organisierte ein Mann, der sein Leben seit dem vierzehnten Lebensjahr nur im Krieg und in der Kaserne verbracht hatte. Nikolaj Bersarin, 1904 in einer Arbeiterfamilie in St. Petersburg geboren, trat 1918, nach dem Tod beider Eltern, in die Rote Armee ein und blieb dort auch nach dem Ende des Bürgerkriegs. Sibirien wurde seine zweite Heimat, zwischen den Schulbänken ständiger Fortbildung und immer neuen Kriegseinsätzen machte er eine bemerkenswerte Militärkarriere. 1938 stand in den Stalinschen Säuberungen sein Leben auf Messers Schneide. 1941, bei Kriegsbeginn, befehligte er eine Armee in Lettland, sein Weg führte von dort zurück bis nach Moskau und im Verlauf mehrerer Jahre dann bis nach Berlin.

Nach dem frühen Unfalltod im Juni 1945 schienen seine Verdienste bei Kommunisten wie bei Konservativen unbestritten, aber der Kalte Krieg formte dann auch die Erinnerung auf beiden Seiten. Nicht nur unbegründete Beschuldigungen über angebliche Beteiligungen Bersarins an Verbrechen, auch die Vermittlung der Erinnerung über die Rituale sozialistischer Heldenverehrung trug dazu bei, dass nach dem Ende des Kalten Krieges Nikolaj Bersarin aus der Liste der Berliner Ehrenbürger gestrichen wurde und sein Name fast völlig aus dem Berliner Stadtbild verschwand.

Inzwischen wurde nach einer langen Diskussion, nicht zuletzt durch diese Ausstellung angeregt, im März 2003 Nikolaj Bersarin die Ehrenbürgerwürde zurückgegeben.
 

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   Generaloberst Nikolai E. Bersarin mit Kriegsberichterstattern vor dem Reichstag