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Das Magazin 03 / 2008

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Wie letztes Mal angekündigt: Es geht jetzt weiter im Gespräch mit Siegfried und Roy.

Siegfried und Roy sind zwei Freunde von mir, und es geht, ebenfalls wie angekündigt, um Analsex.

Plötzlich sagte also Roy: «Sagt mal, steht ihr eigentlich auf Analsex?», und Siegfried und ich waren für einen kurzen Augenblick so in dieser Schreckstarre, dieser Erdmännchenhaltung.
Also eigentlich kam das gar nicht so plötzlich, aber dieses Thema mutet immer irgendwie plötzlich an.

Kam sogar ziemlich unplötzlich. Es war nämlich so ein tolles Gespräch, ein fast perfektes sogar, weil es so funktionierte wie ein Wikipedia-Besuch: Man mäandert durch das Themenmeer, wird von apropos zu apropos gespült, reitet auf einer Welle peripherer Interessen (ich könnte noch mehr Metaphern mit Wasser finden), jedenfalls ist Wikipedia und sind solche Gespräche grossartig.

Der Verlauf ging ungefähr so: «Na, wie gehts?» > Liebe und Beziehungen > Männer und Frauen > Treue und Untreue > evolutionäre Erklärungen für Treue und Untreue > evolutionäre Theorien zu allen möglichen Verhaltensweisen > evolutionärer Sinn und Unsinn sexueller Verhaltensweisen, und dann – ist ja eigentlich wirklich mehr als unplötzlich – sagte Roy irgendwann halt eben: «Sagt mal, steht ihr eigentlich auf Analsex?» Und : «Hat mich noch nie gereizt. Ich versteh irgendwie nicht, warum man das machen sollte.»

Siegfried und ich fühlten uns – zu einem gewissen Teil nur aus Antizwinglianismus heraus – berufen, eine Pro-Haltung einzunehmen. Das Lustige an Analsex ist ja, dass es beim Reden darüber noch so ganz klassische Hemmungen gibt, ein fast vergessenes Gefühl: Da sagen wir täglich etwa eine Million Mal Arschloch, aber sobald es wirklich drum geht, dann genieren wir uns.

Jedenfalls, die Antwort, auf die Siegfried und ich uns einigen konnten, war: «Weil es möglich ist.» (Siegfried sagte noch den super Satz: «Man sollte alles machen, was geil sein könnte.») (Ja, NATÜRLICH nicht GANZ ALLES, beruhigen Sie sich.)

Übrigens: Später an diesem Abend traf ich zufällig noch einen schwulen Bekannten, und der erzählte mir von seiner neuen Lieblingswebsite: Als er neulich das Gefühl hatte, einen Herzinfarkt zu kriegen, ging er auf eine Netz-Doktor-Seite, wo er über ein riesiges Forum von Heti-Männern stolperte, die sich darüber austauschten, wie schwul es sei, wenn man den Wunsch habe, mal von einem Mann gevögelt zu werden. Der Herzinfarkt war schnell vergessen.

Heteromänner finden Analsex sowieso rasend interessant, meiner Erfahrung nach. Ich durfte auch mal Zeugin werden, wie ein Freund einen Schwulen all das gefragt hat, was er schon immer wissen wollte. Mensch, war das viel. Und Sachen wie: «Also, wenn du so in den Ausgang gehst, dann hast du immer ein Klistier dabei?»

Jedenfalls: Es gibt viele Fragen. Vielleicht sollte man Analsex ein wenig enttabuisieren. Andererseits: Wenn 12-Jährige an einem Konzert von Sido den «Arschficksong» mitsingen, dann ist das schon sehr befremdend. Nein, Analsex ist für Erwachsene. Punkt. So viel Tabu muss sein.


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1 Kommentar

Vielleicht...

Beat Hess

...ist es ja ganz gut, dass es beim Reden noch gewisse Hemmungen gibt. Es reicht mir schon, in der S-Bahn zu erfahren, dass es bei meiner Sitznachbarin im Kühlschrank noch etwas Teigwarensalat und ein Paar Wienerli hat und dass sie noch ein Brot und einen grünen Salat kauft. Was sie in der letzten Nacht so getan hat, muss ich wirklich nicht unbedingt auch noch wissen. Nein, Analsex ist Privatsache. Punkt. Soviel Tabu muss sein.

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