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01.01.2011

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Wirtschaft
Opel-Werk in Antwerpen
Opel-Werk in Antwerpen macht endgültig zu
Opel-Werk in Antwerpen schließt

Die Letzten machen den Weihnachtsbaum aus

Im Opel-Werk in Antwerpen ist bereits das letzte Auto vom Band gerollt. In diesen Tagen werden die Fertigungsstraßen abgebaut. Das Aus des Werks trifft viele in der Region hart. Sie werfen dem Opel-Mutterkonzern GM vor, einen Neustart mit Investoren blockiert zu haben.

Von Wolfgang Landmesser, WDR-Hörfunkstudio Brüssel

Am Empfang von Opel Antwerpen steht eine Handvoll Männer in grauen Monturen neben dem Weihnachtsbaum. Ihr Auftrag: Eine Produktionsanlage aus dem Antwerpener Werk soll auseinander genommen und an einem anderen Standort wieder aufgebaut werden. Hier in Antwerpen werden sie nicht mehr gebraucht. Vor zwei Wochen ist der letzte Astra vom Band gelaufen, jetzt wird das Werk ausgeschlachtet.

"Das ist alles sehr traurig"

Opels Antwerpener Betriebsratschef Rudi Kennes (Foto: picture-alliance/ dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: "Wir haben gekämpft, wir haben alles versucht." - Betriebsratschef Rudi Kennes ]
Für Rudi Kennes sind das bittere Momente. 34 Jahre hat er bei Opel gearbeitet und zuletzt als Betriebsratsvorsitzender den Widerstand gegen die Schließungspläne von General Motors organisiert. "Für viele Leute ist das eine Riesenenttäuschung", sagt er. "GM - das war immer so etwas, als könnte das nie verschwinden. Das ist alles sehr traurig." Man sehe aber auch Leute, die versuchen zu lachen und das zu relativieren.

Die Hälfte der Belegschaft musste schon im Sommer gehen. Für die übrigen knapp 1300 Mitarbeiter war kurz vor Weihnachten Schluss. Sie wechseln in eine Beschäftigungsgesellschaft, die ihnen bei der Jobsuche helfen soll. Aber einfach wird das nicht, und wer neue Arbeit findet, muss beim Gehalt meistens Abstriche machen. Denn bei Opel Antwerpen wurde lange Jahre gutes Geld verdient.

Viele Familien in der Region seien über Generationen mit dem Werk verbunden gewesen, erzählt Chantal, die 20 Jahre in der Personalabteilung beschäftigt war. Sie selbst komme aus Antwerpen, ihr Vater habe hier gearbeitet und auch andere aus der Familie. "Ich denke, dass viele Menschen aus Antwerpen einen großen Verlust fühlen", sagt sie.

Industrie in Antwerpen in Gefahr

Mitarbeiter verlassen das Opel-Werk in Antwerpen (Foto: picture alliance / dpa) Großansicht des Bildes [Bildunterschrift: Nicht nur die Opel-Mitarbeiter in Antwerpen verloren ihren Arbeitsplatz - auch bei Zulieferern sind Tausende Jobs in Gefahr. ]
Auch bei den Zulieferern in der Region sind Tausende Arbeitsplätze bedroht. Im vergangenen halben Jahr lief die Suche nach neuen Investoren. Aber General Motors erklärte bereits im Oktober, dass die Interessenten nicht geeignet seien. Keines der Unternehmen habe ein tragbares Geschäftskonzept für das Werk präsentieren können.

Betriebsratschef Kennes sieht das ganz anders. Der US-Autokonzern habe von Anfang kein Interesse an einem Erfolg der Gespräche gehabt. "Was die jetzt machen, geht zu weit", sagt er. "Die hauen nicht nur ab, sondern arbeiten darauf zu, dass es keine weitere Industrie hier in Antwerpen gibt." So habe ein chinesischer Investor mit der Fabrik ernsthafte Absichten verfolgt. Doch die Verhandlungen seien an übertriebenen Forderungen von General Motors gescheitert.

Antwerpener Hafengesellschaft soll Investoren suchen

Plan B ist jetzt, dass die Antwerpener Hafengesellschaft das Gelände übernimmt und selbst nach neuen Investoren sucht. Deren Träger sind die flämische Regierung und die Stadt Antwerpen. Auch wenn noch nicht klar ist, zu welchen Bedingungen General Motors das Gelände abgibt: Es gebe gute Chancen, dass sich Bewerber für den Standort finden, sagt Dirk Bulteel, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Antwerpen-Waasland. "Viele Unternehmen sind interessiert daran, sich in Antwerpen niederzulassen, weil die Stadt zentral liegt und verkehrstechnisch gut angebunden ist", sagt er. "Gute Industrieflächen sind in Belgien und speziell in unserer Region knapp. Deshalb wird es sicher Interessenten für diese 90 Hektar geben."

Die Gewerkschaften fürchten jedoch, dass sich der Prozess zu lange hinziehen könnte und am Ende alle industriellen Investoren abgesprungen sind. Firmen aus der Logistikbranche könnten jedenfalls nicht die notwendige Zahl an Arbeitsplätzen schaffen, meint Kennes. In den vergangenen zwei Jahren war er das Gesicht des Widerstands. Immerhin habe er für seine Kollegen einen Sozialplan aushandeln können. Auch wenn der Kampf am Ende vergeblich war, bereut hat er ihn nicht: "Wir haben gekämpft, wir haben alles versucht rauszuholen."

Stand: 29.12.2010 12:05 Uhr
 

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