Von Brigitte Pechar-Nitsch
Altkanzler Josef Klaus ist am 25. Juli 2001, kurz
vor seinem 91. Geburtstag, in einem Seniorenheim in Wien-Döbling
gestorben. Dort hatte er mit seiner Frau, die er bis zu ihrem Tod am 1.
Jänner dieses Jahres aufopferungsvoll gepflegt hat, gelebt.
Mit
Josef Klaus erreichte die ÖVP zum zweiten Mal - nach dem Wahlsieg 1945 -
1966 die absolute Mehrheit und bildete nach dem Scheitern der
Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ die erste Alleinregierung in der
Zweiten Republik. Klaus hatte bereits 1964
Alfons
Gorbach (V) als Kanzler abgelöst.
Josef Klaus wurde am 15.
August 1910 als Sohn eines Bäckers im oberkärntnerischen Mauthen
geboren. Seine Mutter, die vier Kinder alleine aufgezogen hat, lehrte ihn die
Liebe zu Büchern und Natur. Klaus besuchte das Gymnasium in Klagenfurt und
studierte anschließend in Wien Jus. Nach seiner Promotion wurde er
Sekretär von Josef Staud, dem Vorsitzenden der ständestaatlichen
Einheitsgewerkschaft, wechselte dann in die ebenfalls gleichgeschaltete
Arbeiterkammer. 1936 heiratete er seine Frau Erna. Klaus war die gesamten sechs
Kriegsjahre von 1939 bis 1945 Soldat, allerdings als Akademiker in Kanzleien
und nicht als kämpfender Soldat. Erst unmittelbar vor Kriegsende musste
Klaus in den Kampf und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Krieg eröffnete Klaus eine eigene Rechtsanwaltskanzlei.
1949 wurde er Vizebürgermeister in Hallein, der Heimatstadt seiner Frau,
noch im selben Jahr, am 1. Dezember, wurde er, 39jährig, Salzburger
Landeshauptmann. In dieser Funktion blieb er 12 Jahre lang. 1961 holte ihn
Gorbach als Finanzminister in sein Team. Klaus setzte eine harte Sparpolitik
bei allen Bundesausgaben um, nach dem von ihm oft zitierten Motto: "Man kann
nur ausgeben, was man einnimmt." Nach der Nationalratswahl 1962 war er nicht
mehr bereit, das Finanzministerium weiter zu führen.
1963 folgte in
einer Kampfabstimmung gegen Heinrich Drimmel seine Wahl zum
ÖVP-Bundesparteiobmann. Die Parteireformer rund um Generalsekretär
Hermann
Withalm setzten schließlich durch, dass Gorbach das Kanzleramt an
Klaus abgab. Am 2. April 1964 wurde Josef Klaus als Bundeskanzler einer
Koalitionsregierung mit der SPÖ angelobt.
Bei den
Nationalratswahlen am 6. März 1966 errang die ÖVP mit Klaus an der
Spitze mit mehr als 48 Prozent 85 Mandate und damit die absolute Mehrheit,
dennoch führte Klaus Koalitionsverhandlungen mit dem damaligen
SPÖ-Chef
Bruno
Pittermann. Allerdings ohne Ergebnis. Klaus war damit der erste Kanzler
einer ÖVP-Alleinregierung in der Zweiten Republik. In sein Regierungsteam
holte er mit Grete Rehor als Sozialministerin erstmals eine Frau.
Zwischen 20. April
1966 und dem 31. Oktober 1969 wurden insgesamt 600 Regierungsvorlagen
eingebracht. Darunter das neue Rundfunkgesetz, basierend auf dem
Rundfunkvolksbegehren, das im Oktober 1964 fast 850.000 Unterschriften erhielt
und das erste Volksbegehren der Zweiten Republik war. Im Frühjahr 1967
wurden Verhandlungen mit Italien mit dem Südtirol-Paket erfolgreich
beendet. Klaus gelang es auch, mehrere UNO-Einrichtungen, darunter die UNIDO,
nach Wien zu bringen. Außerdem fiel in die Ära Klaus eine
Steuerreform mit einer Senkung der Lohn- und Einkommensteuer von 3,9 Mrd.
Schilling.
Klaus scharte um sich ein junges, sehr gutes Team. Zu diesen
"Klaus-Buben" zählten Thomas Klestil, Alois Mock, Heinrich Neisser, Peter
Marboe, Michael Graff, Leo Wallner, Fritz Hoess, Josef Taus und Wolfgang
Schmitz.
Klaus legte viel Wert auf Grundsatzdebatten. Er
repräsentierte den Stil der "Sachlichkeit": auf Basis wissenschaftlicher
Erkenntnisse Lösungen finden und diese dann konsequent umsetzen,
antiideologisch, aber wertebezogen.
Die SPÖ reagierte auf die
absolute Mehrheit der ÖVP und wählte 1967 den
großbürgerlichen Intellektuellen Bruno Kreisky als Nachfolger
Pittermanns zum neuen Parteivorsitzenden - in einer Kampfabstimmung gegen den
Arbeiterfunktionär Hans Czettel. Kreisky scharte in der Opposition
Intellektuelle und Künstler um sich und konnte das neue Medium Fernsehen
besser nutzen als Klaus. Trotz guter sozioökonomischer Daten wurde die
Regierung Klaus am 1. März 1970 abgewählt, die SPÖ erreichte die
relative Mehrheit, Kreisky bildete eine Minderheitsregierung. Klaus
übergab am 22. Mai 1970 sein Amt als ÖVP-Obmann an Withalm.
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