Ignaz Seipel : Der Prälat ohne Milde führte den Schilling ein
Ignaz Seipel

Lebensdaten

Aufzählung Geboren am 19. Juli 1876 in Wien, Theologe, Priester (1921 Prälat) und Politiker (CS)
Aufzählung 1899 Priesterweihe
Aufzählung 1909-1917 Universitätsprofessor für Moraltheologie in Salzburg (ab 1917 in Wien)
Aufzählung Von Oktober bis November 1918 Minister für soziale Fürsorge im Ministerium Heinrich Lammasch, dem letzten der Monarchie
Aufzählung 1919-1920 Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung
Aufzählung 1920-1932 Abgeordneter zum Nationalrat
Aufzählung 1921-1929 Obmann der Christlichsozialen Partei
Aufzählung 1922-1924 Bundeskanzler (am 1.6. 1924 durch ein Attentat schwer verletzt)
Aufzählung 1926-1929 Bundeskanzler
Aufzählung 1930 Außenminister
Aufzählung Gestorben am 2. August 1932
 

Links

Aufzählung Bundesverfassung
Aufzählung Bundes-Verfassungsgesetz
Aufzählung Auswirkungen des ersten Weltkriegs
Aufzählung Wirtschaftliche und politische Krisen in der Zwischenkriegszeit
 

Literatur

Aufzählung Erika Weinzierl / Friedrich Weissensteiner (Hg.): Die österreichischen Bundeskanzler, Leben und Werk, Wien 1983

Ignaz Seipel wurde am 19. Juli 1876 in Wien geboren. Er studierte Theologie, wurde 1909 Professor für Moraltheologie in Salzburg und wechselte 1917 an die Wiener Universität. 1921 wurde er Prälat.

Nach dem ersten Weltkrieg engagierte Seipel sich im Aufbau der Ersten Republik Österreich und war maßgeblich an der Ausarbeitung der österreichischen Verfassung beteiligt. Seit 1919 Mitglied des Nationalrates, wurde er als einer der führenden Köpfe der Christlichsozialen Partei 1921 zum Obmann der Partei gewählt. Als Bundeskanzler (31.Mai 1922 bis 8.November 1924 und 20.Oktober 1926 bis 3.April 1929) prägte er maßgeblich die österreichische Politik der zwanziger Jahre.

Seipel erreichte 1922 in Genf die Gewährung der Völkerbundanleihe in der Höhe von 650 Millionen Goldkronen, die die Beendigung der Nachkriegsinflation durch Einführung der Schillingwährung ermöglichte. Damit vermied Seipel einen Staatsbankrott und legte die Grundlage zur Sanierung der Staatsfinanzen. Im Gegenzug bestätigte er den Verzicht Österreichs auf einen Anschluss an das Deutsche Reich und unterstellte die österreichischen Staatsfinanzen der Aufsicht des Völkerbundes.

Die Lasten der Anleihe waren allerdings ungleich verteilt. Während das Realeinkommen der Lohnabhängigen ständig sank, blühte die Landwirtschaft, aus der sich Seipels Wählerschaft rekrutierte, auf.

Bei der Einführung des Schillings betrug der Kurs 10.000 Papierkronen zu einem Schilling. Der Sparkurs war durch niedrigen Geldumlauf, Entlassungen von Beamten und neue Steuern geprägt. Die dadurch ausgelöste Teuerungswelle - unter anderem durch die neu eingeführte Umsatzsteuer an - führte zu einem starken Rückgang des Konsums und somit der Produktion und des Exports, was wiederum die Arbeitslosenrate erhöhte.

Bundeskanzler Seipel wurde 1924 bei einem Attentat schwer verletzt und musste Rudolf Ramek die Regierungsgeschäfte überlassen. In seiner zweiten Amtszeit forcierte Seipel seinen gegen die österreichische Sozialdemokratie gerichteten innenpolitischen Kurs, der sich nach der Julirevolte 1927 noch verstärkte. Demenstsprechend wurde er von den Sozialdemokraten als "Prälat ohne Milde" bezeichnet. Im Bürgerblock schloss er Christlichsoziale, Landbund und Großdeutsche zu einer antimarxistischen Einheitsfront zusammen und förderte nach 1927 die Bewegung der Heimwehr.

In der Regierung von Karl Vaugoin war Seipel vom 30.September bis 29.November 1930 Außenminister.

Ignaz Seipel starb am 2.August 1932 in Pernitz (Niederösterreich).

Verweis Österreichs Kanzler und Präsidenten