Römische Kultstätten
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Im Jahr 60 n. Chr. wurde der Odenwaldrand römisch besetzt. Bereits zuvor war der Heiligenberg von der keltischen bzw. germanischen Bevölkerung als 'Götterberg' betrachtet worden. Unter römischer Herrschaft kam es zu einer Vermischung der hier praktizierten Kulte mit römischem Brauchtum. So wurden auf dem Heiligenberg diverse Steininschriften aus der römischen Besatzungszeit gefunden, die meist eine Weihinschrift an einen Gott enthalten. In den Quellen werden ferner Götterstatuen erwähnt, die von den Römern auf dem Heiligenberg errichtet worden sein sollen. Am Fuß des Berges befand sich des weiteren ein römisches Mithras-Heiligtum. Der Mithras-Kult war besonders unter den Soldaten des römischen Heeres verbreitet und somit in den Grenzgarnisonen recht beliebt.


Rekonstruktionsversuch der römischen Kultstätten auf dem Heiligenberg von Peter Marzolff

Bildquelle: Ludwig, Renate und Marzolff, Peter. Der Heiligenberg bei Heidelberg. Stuttgart, 1999. S. 73.


Der offizielle Hauptkult unter den auf dem Heiligenberg vertretenen Glaubensformen, war der des Merkur. Da Merkur auf dem Heiligenberg meist als "Mercurius Cimbrius" bzw. "Mercurius Cimbrianus" verehrt wurde, gilt es als wahrscheinlich, daß man den römischen Merkur mit einer der einheimischen Gottheiten gleichsetzte. Es handelte sich hierbei um den germanischen Gott Odin. Die Bezeichnung "Mercurius Cimbrius" erklärt sich dadurch, daß insbesondere die Kimbern Odin-Verehrer waren. Diese Modifikation des Gottesnamens ist ferner ein Beweis dafür, daß sich die Kimbern, nachdem ihr großer Feldzug gegen das Römische Reich 101 v. Chr. mit einer vernichtenden Niederlage geendet hatte, in den Odenwald zurückgezogen hatten und dort weiterhin präsent waren. So ist wahrscheinlich auch die Gebietsbezeichnung 'Odenwald' von dem Gottesnamen 'Odin' abgeleitet.

Wichtigster Ausdruck der Merkur-Verehrung auf dem Heiligenberg war der von den Römern errichtete Merkurtempel. In seiner Eigenschaft als Seelengeleiter entspricht Merkur nicht nur dem Heiden-Gott Odin, sondern auch dem christlichen Erzengel Michael. Das Michaelskloster, das im Mittelalter über dem antiken Mekurtempel errichtet wurde, führt damit dessen Tradition fort.

Literatur

Hofmann, Karl. Der Heilige Berg bei Heidelberg zur Zeit der Römerherrschaft. Heidelberg, 1948.
Moers-Messmer, W. von. Der Heiligenberg bei Heidelberg. Ein Führer durch seine Geschichte und seine Ruinen. Heidelberg, 1987.

Thomas Juelch - Heidelberg und die Kurpfalz

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