SPARKASSE Sieben Filialen werden SB-Standort
Von Kerstin Neuser
Es gebe Sparkassen-Filialen, "in denen am ganzen Tag kein Kunde gesehen wird - außer zum Geldabholen", sagt Vorstand Frank Dehnke. 40 eigene Geldautomaten in Remscheid, Selbstbedienungsgeräte und vor allem das Online-Banking hätten das Geschäft von Grund auf verändert.
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In der Sonderaktion "Weihnachtssparbrief" etwa legten Kunden online über eine Million Euro an, ohne je in Kontakt mit einem Berater getreten zu sein. "Eine Überweisung mit Beleg gibt es kaum noch."
Darauf reagiere die Stadtsparkasse Remscheid nun: Bis Mitte 2013 werden die Mitarbeiter aus acht Filialen abgezogen. "Diese Geschäftsstellen werden nicht geschlossen, sondern in Automaten-Geschäftsstellen umgewandelt", betont Frank Dehnke. Nur der Standort Klausen fällt komplett weg.
Auf ein Beratungsgespräch kommen derzeit 140 Automaten-Transaktionen. 71 Prozent der Unternehmen und die Hälfte aller Privatkunden nutzen Online-Banking. Und: Seit Februar haben bereits mehr als 900 Kunden die App für I-Phone und I-Pad heruntergeladen, mit der unterwegs Bankgeschäfte erledigt werden können. "Der Kunde hat schon entscheiden, was er von uns möchte."
Das Netz an Zweigstellen sei Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre entstanden - zu einer Zeit, als Remscheid mit steigenden Einwohnerzahlen rechnete. Heute verliert Remscheid 1000 Einwohner pro Jahr. Bei einem Marktanteil von 50 Prozent bedeute das zugleich 500 Sparkassen-Kunden weniger - gleichbedeutend mit einem Kundenberater. "Das ist ein sehr trauriger Dreisatz - aber er ist wie er ist", sagt Frank Dehnke. In den umliegenden Städten habe es rechnerisch schon immer weniger Filialen als in Remscheid gegeben.
Gestern Abend informierte der Vorstand die Mitarbeiter, nachdem der Verwaltungsrat einstimmig zugestimmt hatte. Überraschen dürfte dies niemanden, sagt Dehnke, wenngleich er durchaus mit emotionalen Momenten rechnet. "Ich habe selbst 1989 meine Ausbildung in der Zweigstelle Hasenberg begonnen. Mir ist es auch komisch, dass es die nicht mehr geben soll."
Freudiger fällt der Blick auf das Geschäftsjahr 2010 aus, mit dem Dehnke "sehr zufrieden" ist. Mit einem Bilanzgewinn von 1,065 Millionen Euro konnte die Stadtsparkasse ihr Ergebnis deutlich steigern.
Auch bei den Kunden habe sich die Lage entspannt. "Das klassisch Bergisch-Klagende ist eigentlich gar nicht zu hören." Bei den Firmenkunden rechnet Abteilungsleiter Volker Pleiß mit größerem Investitionsvolumen in den nächsten Monaten.
Allerdings hat die Krise das Verhalten verändert. Bei Privatanlegern ist Vorsicht oberstes Gebot. Derzeit sind allein 600 Millionen Euro in Tagesgeld und kurzfristigen Anlagen geparkt. Die Sorge vor Inflation und Euro-Krise sei stets spürbar. Trotz niedrigem Zinsniveau seien die Kunden nicht zu bewegen, ihr Geld in Aktien oder Immobilienfonds umzuschichten. Dehnke: "Das liegt nicht daran, dass der Kunde kein Geld hat, sondern er sehr, sehr vorsichtig ist."
VERÄNDERUNGEN
AUFGABE Keine Beratung mehr geben wird es in folgenden Filialen: Markt, Bliedinghausen, Vömix, Hasenberg, Hackenberg, Bergisch Born, Klausen, Honsberg/Kremenholl.
BERATUNG Neue Kopfstellen mit "verbessertem Angebot" werden Alleestraße, Lennep, Lüttringhausen, Handweiser, Vieringhausen und Hasten.
MITARBEITER Von den 28 betroffenen Mitarbeitern ziehen 16 in andere Filialen um, 12 wechseln in Ruhestand oder Altersteilzeit.
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