Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach dem Ministerpräsidenten Michail Fradkow nun auch ein neues Kabinett ernannt. Prominentester Neuling in der stark verkleinerten Regierung ist Außenminister Sergej Lawrow, der Igor Iwanow ablöst. von Nils Kreimeier
Sergej Lawrow
Der 53-Jährige war bisher Russlands Botschafter bei den Vereinten Nationen. Beim Rauchen versteht Sergej Lawrow keinen Spaß. Als Uno-Generalsekretär Kofi Annan im vergangenen Herbst versuchte, im New Yorker Sitz der Weltorganisation ein Rauchverbot einzuführen, setzte sich Lawrow einfach darüber hinweg. Zu gern verlässt der russische Diplomat langwierige Sitzungen des Weltsicherheitsrats für eine ausgiebige Zigarettenpause - oft in Verbindung mit einem guten Glas Scotch. "Dieses Haus gehört allen Mitgliedern der Uno", beschied Lawrow Annan. "Und ihr Generalsekretär ist nur der Verwalter."
Scharfzüngig und ohne falschen Respekt - so kennen die anderen Vertreter im Sicherheitsrat den Mann, der nun russischer Außenminister in Putins zweiter Amtszeit wird. Allerdings hat sich der Liebhaber eleganter Anzüge auch einen Namen als gewiefter Unterhändler und konzilianter Gesprächspartner gemacht. Als die Stimmung im Umfeld des Irak-Kriegs immer angespannter wurde und die kleine Eiszeit zwischen den USA und dem "alten Europa" hereinbrach, zeigte sich Lawrow gelassen und immer gesprächsbereit. In der Sache allerdings blieb Russland hart. Lawrow, der nach zehnjähriger Arbeit als Botschafter die Vereinten Nationen verlässt, zieht denn auch ein positives Fazit: "Die Bedeutung der Uno ist seit dem Irak-Krieg gewachsen", sagt er und meint damit wohl vor allem die Rolle seines eigenen Landes.
Deutliches Signal an den Westen
Insofern ist es nur konsequent, dass Lawrow Russland nun als Außenminister vertreten will. Als Diplomat und Ministerialbeamter sammelte er bereits zu Zeiten der Sowjetunion Erfahrungen in der Außenpolitik. Ähnlich wie der neue Premier Fradkow hat auch Lawrow schon unter Präsident Boris Jelzin gedient. Von den meisten anderen Mitgliedern der Putin-Mannschaft unterscheidet er sich in einem wichtigen Punkt: Lawrow hat einen eigenen Kopf.
Nach der Ernennung des früheren EU-Botschafters Fradkow zum Premier ist die Vergabe des Außenministeriums an Lawrow ein weiteres deutliches Signal an den Westen: Putin ist an einer engen Zusammenarbeit interessiert, besteht jedoch auf einer starken und eigenständigen Rolle Russlands in der Weltpolitik.
Lawrow ist der wohl prominenteste Vertreter des gewachsenen russischen Selbstbewusstseins in der Außenpolitik. Außer dem Rauchen pflegte der Diplomat während der langen Uno-Sitzungen noch ein anderes Hobby: Der deutsche Uno-Botschafter beobachtete Lawrow in den Debatten zum Irak-Krieg dabei, wie sein Kollege aufwändige Ornamente auf ein Blatt Papier kritzelte. Thema des ironischen Werks: die Wirren und Abgründe der Diplomatie.
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