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Als erster Mensch hat der US-Artist Nik Wallenda die Niagarafälle an ihrer gefährlichsten Stelle auf einem Drahtseil überquert. Hoch konzentriert balancierte er die 330 Meter von der amerikanischen auf die kanadische Seite - tief beeindruckt vom grandiosen Blick, der sich ihm bot.
Von Thomas Schmidt, WDR-Hörfunkstudio New York
Die Macher der US-Fernsehgesellschaft ABC hatten schon zwei Stunden vor dem schwindelerregenden Nervenkitzel ganz auf Drama geschaltet: "Wagen Sie es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen", "Nik Wallenda geht in die Geschichte ein", hämmerte es auf die Millionen-Fernsehgemeinde in den USA ein.
ABC hatte sich mit einer großzügigen finanziellen Beteiligung an dem eine Million Euro teuren Balanceakt die Exklusivrechte gesichert und setzte alles daran, das Bildschirmspektakel - auch was die Werbeeinnahmen betraf - gründlich auszukosten.
Um genau 22.15 Uhr Ortszeit wurden dann die letzten Sekunden vom Countdown heruntergezählt zum Ereignis, das - so ABC - die Herzen höher schlagen lässt.
Konzentriert, aber niemals angestrengt oder nervös, machte sich Nik Wallenda auf seinen Rekordweg von den USA nach Kanada: 330 Meter auf einem fünf Zentimeter dicken Stahlseil, in den Händen eine rund sechs Meter lange Balancierstange. Schritt für Schritt in ruhigem, immer gleichbleibendem Rhythmus legte er die ersten Meter zurück - noch über Land.
Nach sieben Minuten erreicht er "The Lip", die Kante, über die die Wassermassen tosend in die Tiefe stürzen. Und es bot sich ihm ein grandioser Anblick: "Mein Gott, was für ein Bild. Es ist ein solcher Segen, an dieser Stelle zu sein", schwärmt Wallenda - eine Begeisterung, die wohl nur wenige mit ihm teilen.
60 Meter über einem tosenden Inferno, in dem jede Sekunde 4,2 Millionen Liter Wasser 58 Meter in die Tiefe rauschen. Aber Wallenda blickt nicht hinab, seine Augen bleiben auf das Ziel am Ende des Stahlseils gerichtet.
Nach etwa einem Drittel der Strecke schlägt ihm die aufgewirbelte Gischt wie ein Regenschauer entgegen. Aber Wallenda setzt die Füße sicher auf das triefende Seil und spricht immer wieder Dankgebete.
Über Funk ist er nicht nur mit der Fernseh-Live-Übertragung verbunden, sondern auch mit seinem Vater, mit dem er sich gemeinsam auf den spektakulären Balanceakt vorbereitet hat. Der fragt ihn, wie er mit dem Sicherheitsgeschirr klarkommt, das ihn im Fall eines Fehltritts vor einem Absturz bewahren soll und das er sich nur widerwillig von der Fernsehgesellschaft hat aufzwingen lassen. Er fühle sich wie ein Trottel mit dem Ding, sagt Wallenda.
Tatsächlich legt er seinen Weg schließlich ohne die kleinste Unsicherheit zurück - schneller, als ursprünglich errechnet: Statt nach 45 Minuten ist er schon nach rund 25 Minuten am Ziel.
Neben dem Jubel von etwa 120.000 Schaulustigen empfängt ihn dort zunächst seine Familie, dann aber die kanadische Staatsmacht: "Welcome to Canada. Passport please!" Passkontrolle, denn Ordnung muss sein bei der Einreise, auch wenn sie ausnahmsweise einmal auf dem Hochseil erfolgt.
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