SPD-Chef Gabriel bezeichnete Steinbrück in der "Bild"-Zeitung als den "besseren Kanzler". Auch eine Mehrheit der Deutschen, 58 Prozent, hält ihn laut einer Blitzumfrage für die ARD-"Tagesthemen" für einen guten Kanzlerkandidaten. Nur 21 Prozent sind nicht dieser Meinung.
Wenn die Deutschen direkt wählen könnten, läge Kanzlerin Angela Merkel (CDU) allerdings klar vor ihrem SPD-Herausforderer. Laut ARD-"Deutschlandtrend" würden sich 50 Prozent für Merkel entscheiden, 36 Prozent für Steinbrück.
Alt-Bundeskanzler
Gerhard Schröder (SPD) hält Steinbrück für eine gute Wahl. "Ich begrüße das ausdrücklich. Er will das, und er kann das", sagte Schröder der "Rheinischen Post". Steinbrück könne
Merkel schlagen. Schröder empfahl seiner Partei zugleich, eine Ampel-Koalition mit Grünen und
FDP nach der Bundestagswahl 2013 nicht auszuschließen. Wenn sich die FDP anders orientiere, "darf man in der SPD ruhig darüber diskutieren".
Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki lobte die Festlegung auf Steinbrück als "sehr kluge Entscheidung der SPD". "Peer Steinbrück ist einer, der auch der Bundeskanzlerin Angela Merkel Schach bieten kann", sagte der FDP-Fraktionschef im Kieler Landtag der "Leipziger Volkszeitung". "Mit ihm bietet sich für meine Partei eine weitere Koalitionsoption." Es sei "sehr gut", wenn sich die Auswahlmöglichkeit für die Liberalen erweitere, sagte er.
Auch für den früheren SPD-Chef Franz Müntefering ist Steinbrück der richtige Kandidat. "Er kann, was ein Kanzler können muss", sagte Müntefering der "Passauer Neuen Presse". "Er ist auf Sicherheit bedacht, aber er verharrt nicht, er treibt die Dinge nach vorn, hat die Zukunft im Blick." Zu Steinbrücks Stärken sagte Müntefering: "Er kann Florett und er kann Säbel. Die Konkurrenz wird das zu spüren bekommen."
SPD-Linke wachsam
Die SPD-Linke will Steinbrück in die Pflicht nehmen. "An die Parteibeschlüsse etwa zur Vermögenssteuer oder zur Abgeltungsteuer ist auch ein Kanzlerkandidat gebunden", sagte die Sprecherin der SPD-Linken, Hilde Mattheis, der "Frankfurter Rundschau". Auch in der Debatte über das SPD-Rentenkonzept seien "Kompromisse kaum vorstellbar". Die SPD müsse sich dafür aussprechen, die geplante Absenkung des Rentenniveaus zu verhindern.
Kritik kam von der Vorsitzenden der Linkspartei, Katja Kipping. "Steinbrück steht sicher nicht für einen Aufbruch", sagte sie der "Mitteldeutschen Zeitung". "Aber der Politikwechsel entscheidet sich an Inhalten, nicht an Personen. Ich bin jetzt vor allem darauf gespannt wie sich die SPD in wichtigen programmatischen Fragen entscheidet."
Der Co-Vorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, kommentierte im Kurznachrichtendienst Twitter: "Kanzler wird er nicht. Vize will er nicht. Steinbrück ist ein Zählkandidat und definitiv keine Einladung an Arbeitnehmer und Gewerkschaften."
Der Bonner Parteienforscher Gerd Langguth hält Steinbrück für den gefährlichsten Herausforderer von Bundeskanzlerin Merkel. "Ihm traut man am ehesten zu, dass er etwas von Wirtschaft und Finanzen versteht. Gerade in der Euro-Krise ist er der beste Kandidat", sagte Langguth den "Ruhr Nachrichten" (Samstag). Steinbrück dürfe aber nicht "zu schnoddrig an Themen herangehen. Er wird die SPD noch vor große Geduldsproben stellen", sagte Langguth voraus.