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Internet „Die wachsende Macht der Suchmaschinen“

 ·  Ein Leben ohne Suchmaschine? Unmöglich! Für immer mehr Menschen ist die Recherche im Internet zum Alltag geworden. Doch kaum einer fragt danach, wie Suchmaschinen funktionieren und nach welchen Kriterien die Treffer ausgewählt werden.

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Wo ist das nächste Schwimmbad? Welche Digitalkamera ist gut und günstig? Und was ist eigentlich Clotrimazol? Schnell mal „googeln“ - und ab geht die Post. Viele Nutzer der führenden Internet-Suchmaschine Google vergessen, daß diese nicht alles findet, und daß Google nicht die einzige Suchmaschine ist. Angesichts der Masse der Suchtreffer verständlich, aber problematisch ist zudem, daß die meisten Benutzer mehr als die obersten 20 Treffer nicht anschauen.

Medienexperten kritisieren daher die Monopolmacht der Suchmaschinen und forderen mehr Kontrolle: „Es ist wichtig, die Macht nicht unbeobachtet entwickeln zu lassen“, sagte Marcel Machill, Leiter einer Tagung unter dem Titel „Macht der Suchmaschinen“, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Berlin veranstaltet wurde. Diskutiert wurde dort auch der Einfluß von Google, Yahoo und Co. auf die Politik und den Alltag einer Informationsgesellschaft.

Im Internet ist man auf sich alleine gestellt

Während bei den Print- und TV-Medien die Informationsauswahl an augenscheinlich seriöse Medienunternehmen delegiert wird, ist man im Internet auf sich alleine gestellt. Auf sich und eine Maschine. Suchmaschinen arbeiten mit mathematischen Algorythmen. Einen semantischen Kontext können sie nicht herstellen. So kann es zum Beispiel passieren, daß Schüler, die sich über die NSDAP informieren wollen, auf eine Internetseite mit rechtsextremen Inhalt gelangen. So etwas dürfe nicht passieren, gaben Medienexperten auf der Tagung zu Bedenken. Tatsächlich wurde die Verknüpfung aus rechtlichen Gründen gestrichen. Doch eine Selbstzensur, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht, lehnen die Suchmaschinenbetreiber ab: Sie betrachten sich als die Anbieter einer rein mathematischen Suchfunktion.

Zu diesem Problem kommt das Problem der Marktkonzentration: „Im klassischen Mediensektor ist solch eine Konzentration nicht denkbar“, sagt Tagungsgleiter Marcel Machill. Um die Konzentration auf dem Print- und TV-Markt zu ermitteln gibt es zum Beispiel die „Kommission zur Ermittlung der Konzentration“, deren Wirken eine publizistische Vielfalt garantieren soll. Etwas Vergleichbares gibt es für die Onlinemedien nicht: Die Anbieter Yahoo, Microsoft MSN und allen voran Google sind mit mehr als 90 Prozent Marktanteil zum regelrechten Informationsfilter geworden. Tagungsleiter Machill vertritt die Meinung, auch Suchmaschinenbetreiber hätten eine „publizistische Verantwortung“.

Das Prinzip des Rankings

Ein Anfang wäre es, das Prinzip des Rankings offenzulegen. Welche Seiten werden oben angezeigt, welche unten und warum? Da weitgehend unbekannt ist, nach welcher Logik Suchmaschinen funktionieren, ist das Ranking für den User nicht überprüfbar und schnell kann der Verdacht aufkommen, daß man Opfer unseriöser oder nicht ausgereifter Methoden ist. Denn auch für Firmen ist die Plazierung bei Suchmaschinen inzwischen ein Wettbewerbsfaktor. Deshalb setzen sie immer mehr auf Suchmaschinen-Marketing. Die „Manipulation“ ist dafür nicht immer umgänglich. Sogar BMW hat sich nicht davor gescheut, sich bei den Trefferlisten von Google mit Hilfe sogenannter „Doorway-Pages“ einen Vorteil zu verschaffen. Zwar ist der Fall bekannt geworden und die Seite wurde aus dem Index entfernt, doch das Beispiel zeigt, daß es möglich ist: Man kann Suchmaschinen manipulieren.

In Deutschland haben die Betreiber, darunter auch die deutschen Töchter von Yahoo, Google und Microsoft MSN, im vergangenen Jahr immerhin einen Verhaltenscodex vereinbart: In den Trefferlisten sollen nicht jugendfreie und gewaltverherrlichende Seiten gesperrt werden. Denkbar sei für die Zukunft, so die Medienexperten, die Entwicklung „vertrauenswürdiger“ Suchmaschinen, zum Beispiel von einem öffentlich-rechtlichen Träger.

Generell sind Suchmaschinen nach Ansicht Machills aber ein „sinnvolles Instrument“. Die Nutzer müßten aber lernen, kritisch mit ihnen umzugehen. Wer sich zu einem Thema im Internet informiere, solle sich nicht immer auf die ersten zehn Treffer einer Suchmaschine verlassen, sondern auch auf alternative Anbieter zurückgreifen.

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28.06.2006, 14:09 Uhr

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