P. 16
Die Geschichte des P-16 nahm mit dem vom Eidgenössischen Militär- Departement EMD1948 ausgeschriebenen Pflichtenheft für die Entwicklung und den Bau eines auf die Schweizer Verhältnisse zugeschnittenes Jagdflugzeug seinen Anfang. Mit diesem Auftrag gelangte das EMD neben dem Eidgenössischen Flugzeugwerk in Emmen auch an die Flug- und Fahrzeugwerke FFA AG in Altenrhein (SG). Während in Emmen das Projekt N.20 verfolgt wurde, entstand am Bodensee das P-16 Projekt.
P16 X-HB-VAC
in Farbe vor den FFA-Hallen in Altenrhein
Höhen und Tiefen
Bereits am 25. April 1955 machte der P-16 Schlagzeilen: Der Prototyp J-3001 absolvierte unter der Führung von Testpilot Hans Häfliger mit Erfolg seinen Erstflug. 1953 wurde in Emmen das N.20 Projekt fallen gelassen und die Schweizer Hoffnungen konzentrierten sich nun ganz auf den P-16. Die weiteren Testflüge bestätigten die grundsätzliche Eignung des heimischen Entwurfes.
Anlässlich des 22. Testfluges vom 31. August 1955 trat an der Treibstoffzufuhr wegen eines Leitungsbruches eine Störung auf und das Triebwerk fiel aus. Eine Rückkehr zum Flughafen Altenrhein (heute: St. Gallen-Altenrhein) war nicht mehr möglich und der Pilot musste das Flugzeug mit dem Schleudersitz verlassen. Der P-16-Prototyp versank im Bodensee; der Pilot überlebte. Da der zweite Prototyp erst im Bau war, ergaben sich einige Verzögerungen im Programm. Erst im Frühjahr 1956 konnten die Testflüge mit der J-3002 aufgenommen werden.
Die Schallmauer & 100 Bestellungen
Mit dem zweiten Exemplar des P-16 wurden in der Folge ausgedehnte Waffenerprobungen, Trudelversuche und Leistungsmessungen vorgenommen. Am 15. August 1956 wurde beim 18. Flug zum ersten Mal die Schallmauer (im Stechflug) durchbrochen. Vom 28. Februar bis 12. März 1957 erprobte die Schweizer Armee die Maschine.
Die erzielten Resultate waren durchwegs positiv; einzig die Triebwerksleistung befriedigte nicht. Darauf wurde das nächste Flugzeug, das Vorserien-Modell J-3003 mit einem stärkeren Triebwerk vom Typ Armstrong Siddeley 'Sapphire' SA-7 mit 4850 kp Schub ausgerüstet. Die erneute Erprobung führte zur Bestellung von 100 Maschinen für die Schweizer Luftwaffe durch die Eidgenössischen Räte im März 1958.
Seltene Farbaufnahme der J- 3003
Erneut ein Absturz
Beim 102. Testflug fiel beim Flugzeug J-3003 kurz vor der Landung die Hydraulik und damit auch die Servosteuerung aus. Die automatische Notsteuerung versagte ebenfalls. Die Maschine kippte nach vorn und der Prototyp konnte nicht mehr abgefangen werden. Der Pilot musste die Maschine ebenfalls aufgeben und sprang mit dem Schleudersitz ab. Nach Vorliegen des Unfallberichtes wurde die bereits angelaufene Serienfertigung gestoppt und der Armee-Auftrag storniert. Die Aufgabe der Ostschweizer Konstruktion wird im Nachhinein allerdings eher als politische Entscheidung gewertet. In der Folge wurden für die Luftwaffe in England 100 Maschinen des Typs 'Hawker Hunter' bestellt.
Verbleib der P.16 Maschinen
Das FFA-Werk stellte anschliessend aus eigener Initiative die zwei Vorserien-Flugzeuge J-3004 und J-3005 fertig und modifizierte die Servo- und Notsteuerungsanlage. In einer Reihe von weiteren Flügen wurde die P.16 erfolgreich getestet. Zu Aufträgen kam es allerdings nicht mehr. 1969 gab die FFA alle Versuche auf, die P.16 oder aus ihr zu entwickelnde Maschinen zu vermarkten, auf. Heute existiert von der P.16 noch eine Maschine. Die X-HB-VAD steht im Museum der Fliegertruppen in Dübendorf bei Zürich (CH).
... und eine 'zweite Chance' als Learjet
Für Manche ist vielleicht die Tatsache unbekannt, dass der damals recht fortschrittliche Flügel des P.16 in den frühen Versionen des weltbekannten Geschäftsreiseflugzeuges 'Lear Jet' weiterlebt. Die erste Ausführung, die Swiss American Aviation Corporation SAAC wurde noch in der Schweiz entwickelt. Sie verfügt über einen dem P.16 ähnlichen Flügel. Die grundlegenden Charakteren des Schweizer Kampfflugzeuges wurden übernommen. In Altenrhein sollten noch die ersten 25 Maschinen gebaut werden. Doch der Erstflug des später 'Learjet 23' genannten Flugzeuges erfolgte am 7. Oktober 1963 in Wichitta, USA, wo auch die gesamte Produktion angesiedelt wurde
Technische Daten FFA P.16
Triebwerk | Armstrong Siddeley 'Sapphire ASSA 7' Triebwerk mit 4994 kp-Leistung |
Leistung | Höchstgeschwindigkeit: 1115 km/h |
Minimalgeschwindigkeit: 180 km/h | |
Steigleistung: ca. 40 m/s | |
Dienstgipfelhöhe: 14000 m | |
Reichweite: 700 - 1560 km | |
Startrollstrecke: 480 m | |
Landestrecke: 420 m (mit Bremsschirm 300 m) | |
Gewichte | Leergewicht: 7040 kg |
Startgewicht: 9300 - 11000 kg | |
Besatzung | 1 (Pilot) |
Bewaffnung | 2 30mm Hispano-Suiza HS825 Kanonen, 2390 kg Raketen, Bomben oder Kameras |
Abmessungen | Spannweite: 11,14 m |
Länge: 14,24 m | |
Höhe: 4,27 m | |
Tragflügelfläche: 30,0 m2 |
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