Mozart Superstar

ARTE+7 Sonntag, 05. April um 22:50 Uhr (52 Min.)

Mozart Superstar

Montag, 06. April um 16:25 Uhr (52 Min.)

Wiederholung am Sonntag, 12.04. um 17:35 Uhr
Wiederholung am Samstag, 18.04. um 2:35 Uhr
Erstausstrahlung am Sonntag, 06.07. um 17:35 Uhr

Die Musikdokumentation wirft einen neuen Blick auf den Popstar von damals, indem sie dessen Hauptcharakterzüge wie Genialität, Volkstümlichkeit, Exzentrik, revolutionären Geist und Modernität mit dem heutigen Starsystem vergleicht.Ausschnitte aus Mozartwerken und Filme über ihn, aber auch Werbung, oder Clips wechseln mit Statements verschiedener Fachleute.

Das Thema Mozart scheint vollkommen ausgeschöpft zu sein, seine Musik wurde ebenso sorgfältig untersucht wie sein Gehirn, ganz zu schweigen von seinen Eroberungen, seiner gesellschaftlichen Wirkung und seinem tragischen Schicksal. Er musste und muss vieles über sich ergehen lassen: mehr oder weniger respektvolle Interpretationen, drastische Werkkürzungen, Verwendung als Werbemelodie oder als Produktname (man denke an Mozartkugeln). Wie bei vielen anderen Künstlern, die ihre Zeit prägten, wurde auch sein Image für unterschiedliche Zwecke genutzt.

Die Musikdokumentation wirft einen neuen Blick auf den Popstar von damals, indem sie dessen Hauptcharakterzüge wie Genialität, Volkstümlichkeit, Exzentrik, revolutionären Geist und Modernität mit dem heutigen Starsystem vergleicht.

Ausschnitte aus Mozartwerken und Filme über ihn, aber auch Werbung, oder Clips wechseln mit Statements von Fachleuten, wie in dokumentarischen Porträts über heutige Popstars üblich.

Erinnert nicht vieles an Mozart an den Rapper Eminem, Michael Jackson oder Mylène Farmer? Und muss man nicht an Shirley Temple denken, wenn man erfährt, dass Mozart schon als kleines Kind zu erstaunlichen Gedächtnisleistungen imstande war? In puncto Arbeitskraft drängt sich die Parallele zu Britney Spears auf: Das Salzburger Wunderkind komponierte sein erstes Konzert bereits mit fünf Jahren, seine erste Symphonie mit sieben und seine erste Oper mit zwölf.

Das junge Wolferl – seinerzeit ein „Babystar“, ähnlich dem Erstgeborenen der Jackson Five zwei Jahrhunderte später – wurde in Europa von seinem Vater wie ein dressierter Affe auf dem Jahrmarkt herumgezeigt. Mozarts Vater war ebenso allgegenwärtig wie der von Michael Jackson, wenn auch weniger gewalttätig. Doch beide Väter ermöglichten die frühe Entfaltung des Genies ihrer Söhne. Leopold Mozart, selber Musiker, verwirklichte sich gewissermaßen stellvertretend durch die intensive Förderung seiner Kinder, neben Wolfgang auch dessen älterer Schwester Nannerl. Beide versuchten später, sich von der väterlichen Herrschaft zu befreien.

Wie auch später die Beatles hatte Mozart, der sich auf die Kunst der Melodieführung verstand, begriffen, dass die Zuhörer auf eine einfache und wirkungsvolle Musik ansprechen.

Doch Mozarts Werk ist so vielschichtig, dass es auch den Applaus der gebildeteren Zuhörer fand. Populär sein und gleichzeitig die Anerkennung des anspruchsvollen Publikums finden – das ist das Dilemma, dem alle Stars ausgesetzt sind. Mozart hatte dieses Problem zu lösen gewusst! Später gelang es Elvis Presley und Eminem in ähnlicher Weise, die aktuellen Strömungen ihrer Zeit zusammenzufassen und zu popularisieren.

Hinter dem großen Werk des Genies versteckt sich auch ein überspannter Star mit egozentrischen Launen. Dieser Wesenszug beflügelte seine Schaffenskraft. Stets suchte er eine Möglichkeit, das in ihm brennende Fieber auszudrücken.

Lange nachdem der Komponist der „Kleinen Nachtmusik“ sich von seinen Auftraggebern befreite und sie vor den Kopf stieß, um sein Genie nicht zu verschleudern, provozierte John Lennon Kirche und Königin. Mozart war der erste Künstler, der seinem Schaffen seine Unabhängigkeit verdankte, auch wenn er sich dafür tief verschuldete.

Wie alle Provokationen Madonnas die gesellschaftlichen Normen aufbrachen und Nachahmer fanden, übte auch Wolfgang Amadeus zu seiner Zeit einen so starken Einfluss aus, dass er viele Neider auf den Plan rief, die ihm das Leben schwermachten. Er löste bei anderen Leidenschaften aus und wurde zu ihrem Vorbild. Berühmtestes Beispiel: Beethoven.

Mozarts schon zu Lebzeiten bewundertes Werk ist bis heute – über die ursprünglichen Entstehungszusammenhänge hinaus – lebendig und populär geblieben, ebenso wie die Songs der Rolling Stones oder die Chansons von Claude François. In der Werbung ist er als unterschwelliger Kaufanreiz, in der Wissenschaft aufgrund der heilenden Wirkung seiner Musik präsent, bis hin zu den Videospielen, in denen der Komponist selbst in Szene gesetzt wird.

Mozarts früher und tragischer Tod stellt ihn in eine Reihe mit anderen großen Stars, zu deren ewigem Mythos ein solches Ende beigetragen hat. Ein Mythos, der ihn gleichzeitig zum Denkmal erhebt. Beispiele gibt es viele: Das Grab von Jim Morrison oder die Mühle von Dannemois in der Nähe von Paris, in der Claude François wohnte, sind vergleichbar mit dem Mozarteum in Salzburg.

Mozart begründete das Starsystem und war der erste Superstar der Geschichte.

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    ARTE+7 Sonntag, 05. April um 22:50 Uhr (52 Min.)

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Moderation:  Patricia Petibon
Regie:  Mathias Godeau