Oerlikon verkauft Textilsparte an Jinsheng aus China

Mittwoch, 05 Dezember 2012

Wie der Schweizer Textilmaschinenbauer Oerlikon am Montag bekanntgab, will er sein Geschäft mit Naturfasern und Textilkomponenten an die chinesische Firma Jinsheng verkaufen und sich künftig im Textilmaschinenbau nur noch auf Chemiefasern konzentrieren. Mit dem Verkauf reduziert sich sein Anteil des Textilgeschäfts am Umsatz von 53 auf 33 Prozent.

"Auf Gruppensicht war die Sparte Textil überproportional vertreten", sagte Geschäftsführer Michael Buscher am Dienstag gegenüber AWP. "Mit dem Verkauf erreichen wir eine deutlich bessere Ausbalancierung des Gesamtkonzernumsatzes."

"Dies ist ein exzellenter strategischer Schritt", kommentierte auch die Credit Suisse, denn durch den Verkauf werden dem Unternehmen 450 bis 500 Millionen Franken (370 bis 412 Millionen Euro) zufließen. Die Prognoseanhebung hat bereits den Aktienkurs steigen lassen: am Dienstag um über fünf Prozent auf 10,65 Franken (8,77 Euro).

Das Geschäft soll im dritten Quartal 2013 abgewickelt sein und basiert auf einem Unternehmenswert von rund 650 Millionen Franken (535 Millionen Euro). Die Firma Jinsheng gehört dem chinesischen Investor Pan Xuepeng.

Die verkauften Konzernteile erwirtschafteten im letzten Jahr einen Umsatz von 1,1 Milliarden Franken (906 Millionen Euro). Von den rund 3800 Mitarbeitern werden 2200 von dem Verkauf betroffen sein: rund 200 am Standort Schweiz und 2000 in Deutschland. Die restlichen Angestellten arbeiten bereits in China beziehungsweise den USA.

Schlafhorst-Maschinen wie Autocoro und Autoconer, die Naturfasern wie Baumwolle spinnen, gehörten zur Schweizer Saurer-Gruppe, bevor diese 2007 an Oerlikon verkaufte. Jetzt will die Firma Jingsheng, die auch die Patente miterwarb, die Sparte unter dem Namen Saurer China weiterführen.

"Mit der Jinsheng Gruppe haben wir für die Unternehmensteile einen Käufer gefunden, für den das Know-How an den Produktionsstandorten wichtig ist und der an Konstanz interessiert ist," kommentierte Buscher. "Ich bin überzeugt, dass wir eine der besten Lösungen für alle unsere Stakeholder erzielt haben, sowohl für die Investoren als auch für unsere Mitarbeiter. Das zeigt sich auch daran, dass Jinsheng grossen Wert auf die Übernahme der Führungsmannschaft und das Wissen der Belegschaft legt," sagte Buscher weiter.

Für die nur zehn Jahre alte Firma Jinsheng ist die Übernahme ein gutes Geschäft, denn eine ähnliche Marke selbst aufzubauen würde Jahre, wenn nicht Jahrzehnte dauern. “Saurer ist weltweit bei seinen Kunden für Qualität und Innovation bekannt. Es ist das Coca-Cola der Textilindustrie,” sagte der frisch ernannte Präsident von Saurer China Heinrich Fischer, der bis zum Verkauf an Oerlikon Konzernchef von Saurer war.

Die Betriebsleitung soll Daniel Lippuner übernehmen, der mit dem Komponentengeschäft bei Oerlikon betraut war; der Verwaltungsrat soll aus vier Europäern und drei Asiaten bestehen. Genaueres will die chinesische Firma bekannt geben, sobald die Transaktion abgeschlossen ist.

Foto: Oerlikon