Warm, weich und wollig

Design mit Tradition

Wer kennt sie nicht, die etwas behäbig wirkenden, aber unschlagbar warmen Hausschuhe, liebevoll Doggln genannt. Was einst nur Oma und Opa über die Füße zogen, hat mittlerweile Kult-Status. Die allgemeine Sehnsucht nach Landhausstil und „zurück zur Natur“ bewirkte einen Run auf die gemütlichen Filzpatschen, die natürlich handgefertigt sein müssen. Anni Tipotsch in Vorderlanersbach ist noch eine jener Bäuerinnen, die die aufwändige Kunst des Dogglmachens beherrschen. In Kursen gibt sie ihr Wissen an Lernwillige weiter.

Wann der Doggl erschaffen wurde und woher sein Name rührt, man weiß es nicht genau. Sie gehörten zur bäuerlichen Grundausstattung in den Alpen und die Bäuerinnen fertigten sie aus alten Lodenmänteln und Wollpullovern an. Mütter gaben die Fertigkeit an ihre Töchter weiter. Oder an die Schwiegertöchter, wie im Fall von Anni Tipotsch. Als sie in den Schraglhof in Vorderlanersbach einheiratete, brachte ihr Schwiegermutter Annelies die wesentlichen Schritte der Dogglanfertigung bei. Unbedingt nötig: ein Leisten. Über diesen spannt man eine dreilagige Stoffschicht, unterhalb kommt  eine dicke Wollsohle. Beides wird mit einem starken Faden vernäht. Es folgt eine Wollschicht - ein aufgetrennter Pullover aus heimischen Beständen. Danach wird der angehende Schuh mit einem Gemisch aus Roggenmehl und Wasser eingestrichen, eine natürliche wie wirksame Art des Verklebens. Darüber kommt die finale Stoffschicht, widerstandsfähiger Loden aus der Lodenfabrik in Hart. Fehlt noch die Sohle. Anni benutzt gewöhnlich rohweißen Filz, mindestens 8 mm, max. 1 cm dick. Die  Outdoor-Variante benötigt allerdings eine Gummisohle, denn nass werden sollte Filz niemals, das könnte den Schuh ruinieren und ihm einen verdrießlichen Geruch verleihen. Mit festen Stichen wird die Sohle angenäht, eine Kraft zehrende Tätigkeit und ein schwerer Angriff auf Annis Fingerkuppen. Nach eingehender Trocknung wird der Holzleisten entfernt und es geht an den Ausschnitt der Schuhe – gewissermaßen die Kür, hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Ob Woll- oder Strickbordüren, Pelzchen, Bänder oder anderes Zierwerk, jedes Material ist  erlaubt, sofern es des Trägers Fußknöchel sanft umschmeichelt.

Weil die Schuhe im Inneren aus mehreren Lagen reiner Wolle bestehen, muss der Fuß, den sie schützen, nicht schwitzen. Sollte dennoch eine Reinigung notwendig sein, so reicht es durchaus, die Schuhe ein paar Stunden im Freien auszulüften. Die Lebensdauer der Doggln hängt selbstverständlich von den Gewohnheiten des Trägers ab. Wenn man sie sorgsam behandelt, können sie bis zu zehn Jahre überdauern, ist die Filzsohle schadhaft, kommt einfach eine neue drauf. Ca. 25 Paar Doggln fertigt Anni Tipotsch jährlich auf Bestellung an, die, an denen sie momentan arbeitet, werden in Kürze die Après-Ski-Füße von Gästen aus Bayern wärmen.

Info: Anni Tipotsch, Vorderlanersbach 37, 6293 Tux, elisabeth.tipotsch@gmx.at

Bilder
Daten und Fakten:
Region
Zillertal
Ort
Vorderlanersbach