Thursday, 18.08.2016

Markus Hinzke: "Wie eine große Ferienfreizeit!"

Der Sound-Techniker aus Altingen berichtet von seinen ersten Olympischen Spielen.


Morgens kurz vor seiner Abreise um halb sieben zum Frühstück trafen wir den Altinger Markus Hinzke, der in Rio bei den Olympischen Spielen für die Musik der Dressur zuständig war, noch für ein kurzes Interview. Für die Paralympischen Spiele wird Markus Hinzke noch einmal nach Rio zurückkehren.

Ihre ersten Olympischen Spiele liegen hinter Ihnen - wie war es? Wurden Ihre Erwartungen erfüllt?

Markus Hinzke: Erwartungen hatte ich eigentlich keine, denn dann kann man auch im schlimmsten Fall nicht enttäuscht werden. Ich muss aber wirklich sagen: Ich bin beeindruckt, was hier alles auf die Beine gestellt wurde, nicht nur in Sachen Reiter. Die gesamten Olympischen Spiele sind ein riesiger organisatorischer Aufwand, alleine die Logistik am Flughafen, der Transport von dort zu den Unterkünften... Aber auch in Deodoro war alles super organisiert.

Ja, wie waren die Arbeitsverhältnisse dort für Sie?

Wirklich gut. Im Richterturm war alles top und letztlich war alles so wie ich es vorher abgesprochen hatte. Meine Kollegen kannte ich alle noch gar nicht, aber es lief problemlos mit ihnen. Man merkte, dass hier Profis zugange waren. Allerdings arbeitet man in Südamerika auch anders als bei uns. Wir hatten einen Vorfall beim Soundcheck, da ist eine Endstufe aufgrund der großen Hitze ausgefallen. Das wäre bei uns so nie passiert, weil die Endstufen einfach so im Freien ohne Schutz stehen. Die gehen damit lockerer um. Die Techniker in Brasilien behalten die Ruhe. Da stehen die besten 18 Reiter der Welt rum und warten eine halbe Stunde - und dennoch kommt keine Hektik auf. BEi uns würde die Panik ausbrechen.

Eigentlich ist das ja keine schlechte Einstellung der Brasilianer, immer relaxed zu bleiben...

Ja, mir imponiert diese Lebenseinstellung auch auf eine Weise. Wir machen es uns da manchmal vielleicht selbst künstlich schwer. Aber ich muss auch sagen: Ich liebe hundertprozentige Professionalität. So ein Vorfall ist da natürlich kontraproduktiv.

Und wie hat Ihnen Rio als Stadt gefallen?

Wenn man mit dem Taxi oder Bus fährt, kommt man durch sehr viele Armenviertel, ein paar Kilometer oder auch nur Meter weiter stehen die modernsten Hochhäuser. Die Stadt ist voller Gegensätze. Das habe ich mir so nicht vorgestellt. Über die riesigen Armutsviertel war ich mir so im Vorfeld auch nicht bewusst.

Wie sind Sie mit dem Thema Sicherheit umgegangen?

Ich habe mich nicht nur sicher gefühlt, sondern zu 100 Prozent sicher. Gerade hier in Deodoro auf dem Militärgelände sind unglaublich viele Kontrollen und ich habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, dass hier etwas passieren könnte. Aber ich war auch nicht in den wirklich gefährlichen Bereichen

Und die Schüsse...?

Ich glaube, da wurde ein bisschen viel drüber diskutiert. Wir sind hier halt auf einem Militärgelände, da wird nun mal geübt. Das ist einfach so.

So im Nachheinein betrachtet - sind die Olympischen Spiele ein Turnier wie jedes andere?

Mit dieser Einstellung bin ich eigentlich angereist, auch, um mir da selbst den Druck zu nehmen, dass etwas schief gehen könnte. Aber ich muss sagen: Nein, es ist ein sehr spezielles Turnier. Die Olympischen Spiele sind viel mehr als nur ein normales Turnier. So wie sich Deutschland als gesamte Mannschaft versteht, so war es letztlich auch ein wenig für uns. Alle Offiziellen saßen im selben Boot wie wir und haben ein WG-Leben in den Appartement gelebt. Das war wie eine große Ferienfreizeit. Ich fand das super spannend. Man lernt die Leute alle aus einem anderen Blickwinkel kennen. Man rückt enger zusammen, Bereiche, die sonst gar nicht so miteinander in Kontakt kommen. Das ist für mich ein Teil der Oympischen Spiele, der ganz speziell ist und die Spiele zu dem macht, was sie sind.

Also können die nächsten Spiele kommen?

(lacht) Also ich bin bereicht. Das war das Abenteuer meines Lebens. Wenn man denkt, man hat schon alles erlebt, sollte man mal zu den Olympischen Spielen gehen.

(Das Interview führte Monika Schaaf)

Foto: Stefan Lafrentz