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  Aktuelle Ausgabe: 1/2003
   
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Ausgabe 1/2003
Der Gruss des VSV-Präsidenten
   
Jean-Pierre Zuber
 
 
Schwache Zeiten verlangen nach starken Händen
Die Krise ist ein produktiver Zustand Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.» Diese Erkenntnis von Max Frisch ist zum Ende dieses Jahres aktueller denn je. Sie soll uns davon abhalten, vor lauter schwarzen Wolken zu vergessen, dass dahinter die Sonne scheint. Das ist – zugegeben – manchmal schwierig.
Der Wolken hängen wahrlich genug am Himmel. Die Schweiz wird aller Voraussicht nach 2002 zum ersten Mal seit langem ein rückläufiges Bruttoinlandprodukt verzeichnen. Auf gut Deutsch sagt man dem eine Rezession, auch wenn viele den negativen Zauber dieses Wortes tunlichst meiden.
Zur miserablen Lage der Konjunktur gesellt sich aber eine unsägliche Reihe von Fehlern, mit denen Werte in Milliardenhöhe vernichtet wurden. Nach der High-Tech-Seifenblase ist nun auch noch die Seifenblase der Finanzjongleure geplatzt. Die Liste der Unternehmen und Manager, die vom einst stolzen Sockel bös abstürzten, ist lang – derart lang, dass man nicht mehr von Einzelfällen reden kann. So verschieden die einzelnen Situationen, eine Ursache bleibt überall gleich: die fast mutwillige Zerstörung des Vertrauens der Anleger, der Kunden und oft auch der Mitarbeitenden. Nicht grundlos sind Kleinanleger in Massen aus den Aktienmärkten geflüchtet, nachdem sie diese erst gerade entdeckt hatten.
Viele Manager haben scheinbar vergessen, dass shareholder value nur entstehen kann, wenn zuerst einmal customer value sichergestellt ist. Diese Manager haben mit Bauernfängertricks die Eigenkapitalrendite erhöht und sich dafür unanständig fürstliche Belohnungen zugeschanzt. Es gehört wenig Genie dazu, das Eigenkapital eines Unternehmens zu senken. Dass damit die Eigenkapitalrendite steigt, ist offensichtlich. Doch macht danach das Unternehmen immer noch das Gleiche, stellt keinen Kunden besser zufrieden und erwirtschaftet somit keinen Rappen mehr Gewinn. Die Eigentümer der Unternehmen, die Aktionäre, welche diesen langfristig Risikokapital für ihre Tätigkeit zur Verfügung stellen, wurden in den vergangenen zwei Jahren in übelster Weise geprellt. Erstaunlicherweise beschwert sich niemand darüber, schlucken alle still ihren Ärger herunter. Aus Scham? Aus Gleichgültigkeit? Aus Angst vor Schlimmerem?

Unabhängige Vermögensverwalter können keine Bauernfängertricks anwenden. Anders als die Mehrzahl der Manager, stehen sie meist mit ihrem eigenen Vermögen in der Verantwortung und pflegen eine intensive, direkte und langjährige Beziehung zu ihren Kundinnen und Kunden. Sie erwerben im Laufe dieser Beziehung deren Vertrauen und wissen, wie leicht es ist, dieses aufs Spiel zu setzen. Sie haben dieses Jahr, wie auch schon das letzte, die schwierige Aufgabe, ihren Kunden die Demontage der Wirtschaft durch die Manager zu erklären und sie zu überzeugen, die herben Verluste in ihrem Portfolio zu schlucken.
In Zukunft werden wir unabhängigen Vermögensverwalter stärker für unsere Kunden auf die Barrikaden steigen müssen. Es ist auch an uns, schamlosen Abzockern die Leviten zu lesen und den Führungsorganen klar zu machen, was wir uns unter gesundem Wachstum vorstellen.

Als wäre die Börsenkrise nicht genug, verunsichert das Sperrfeuer der EU gegen das Schweizer Bankkundengeheimnis die Anleger noch zusätzlich. Wir unabhängigen Vermögensverwalter müssen uns deshalb noch viel aktiver dafür einsetzen, die Europäer davon zu überzeugen, dass das Bankkundengeheimnis nichts Unanständiges ist, dass die Schweiz in der Bekämpfung der Finanzkriminalität schon heute viel weiter geht als die meisten Länder und mit der hohen Zahlstellensteuer auch bereit ist, ein wirksames Mittel gegen Steuerhinterziehung anzubieten. Wir müssen ihnen unmissverständlich klar machen, dass unser Bankkundengeheimnis nicht zur Disposition steht. Und ihnen aufzeigen, wohin die in der Schweiz angelegten Mittel hinfliessen: zu einem grossen Teil in die EU, in der die Schweiz einer der stärksten Investoren darstellt. Der starke Finanzplatz Schweiz dient auch der Weltwirtschaft. Die EU wird begreifen müssen, dass es absurd ist, die Schweiz in die Mangel zu nehmen, dafür aber Finanzplätze wie Singapur und andere zu vergessen. Geld ist nun einmal mobil und geht den Weg des geringsten Widerstandes.
Freude hatte ich an der Stellungnahme von Joe Ackermann, dem CEO der Deutschen Bank und früheren CS-Chef, der sich an einem Vortrag in Zürich deutlich für die Beibehaltung des Bankgeheimnisses ausgesprochen hat. Nicht selbstverständlich und mutig. Freude habe ich auch an der festen Haltung unseres Finanzministers, Kaspar Villiger.

Der Verband unabhängiger Vermögensverwalter (VSV) hat bewiesen, dass er willens ist, zur Bekämpfung der Finanzkriminalität aktiv beizutragen, und im Stande, die Lage im Griff zu behalten. Unsere Selbstregulierungsorganisation (SRO) funktioniert einwandfrei und hat auch schon wiederholt Lob der Behörden erhalten. Der Einsatz des VSV wird auch sonst honoriert: In der Arbeitsgruppe von Prof. Zimmerli wurde dem VSV die Vertretung der Vermögensverwalter übertragen. Dass der VSV noch nicht immer informiert wird, wenn sich bei Behörden etwas für die Vermögensverwaltung Wichtiges tut, wird sich in Zukunft sicher ändern. Der VSV wird seine Ziele, seine Haltung und seine Aktivitäten noch stärker kommunizieren müssen. Wir wollen uns und unseren Kunden Gehör verschaffen.
Die zum Vorteil der EU-Länder geplante Zahlstellensteuer wird unseren Kunden aus dem EU-Raum keine Freude bereiten. Die VSV-Mitglieder sind bereit, den Aufwand auf sich zu nehmen, ihnen dieses Instrument zu erklären. Sie erwarten aber im Gegenzug, dass sie innerhalb der EU ihren Beruf ungehindert ausüben können, was heute noch nicht voll zutrifft. Der beste Weg, den Reiz von off-shore-Anlagen zu verringern, besteht darin, das on-shore-Geschäft zu fördern. Im Wettbewerb mit ihren europäischen Kollegen werden die Vermögensverwalter aus der Schweiz mit besserem Service, mehr Kundennähe, höherer Kompetenz, mehr Flexibilität und Kontinuität das Vertrauen Ihrer Kunden zu gewinnen wissen.

Es geht um nichts mehr und nichts weniger als um den Erhalt des Finanzplatzes Schweiz. Eines starken Finanzplatzes im Dienste Europas und des Rests der Welt. In den letzten zwanzig Jahren haben wir den Niedergang der Industrie erlebt. Starke Dienstleistungen sind die Hauptstütze unserer Wirtschaft. Wenn wir nicht aufpassen, müssen wir bald vom fun alleine leben. That’s no fun, for sure.
Die Krise ist ein produktiver Zustand. Der Drang zum Besseren wird uns weiter antreiben. Packen wir’s an.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern erholsame Festtage und ein erfreuliches 2003.
 
 
 
 
 
 
 
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