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Jacques’ Wein-Depot
‚‚Unsere Kunden kaufen keine billigeren Weine’’
 
Jacques’ Wein-Depot trotzt dem Preiskampf
 
Jeder muss einkaufen. Läden, Kaufhäuser und Tankstellen gehören zum Alltag genauso wie zum Wirtschaftsleben. Aber wer steckt hinter diesen Geschäften? Unsere Serie gibt darauf Antwort. Heute: die Handelskette Jacques’ Wein-Depot.

"Aus dem Glas stieg mir der Duft von Früchten und frisch geröstetem Kaffee und Lakritze entgegen - und dann der Geschmack!" Max Allen

Weintester wie der australische Publizist Max Allen neigen bisweilen zu berauschenden Beschreibungen ihres Lieblingsgetränks. Doch das professionelle Probieren ist eine recht nüchterne Beschäftigung, wie sich in der Zentrale der Handelskette Jacques’ Wein-Depot in Düsseldorf zeigt. Von wegen gemütliches Probierstübchen und Weinseligkeit! Der karg möblierte, ganz in Weiß gehaltene Raum mit den großen Fenstern erinnert eher an die sterile Atmosphäre eines Prüflabors. Auf dem langen Tisch stehen an diesem Nachmittag nach der Probe rund ein Dutzend angebrochene Flaschen. In der Luft hängt ein säuerlicher Geruch. Rechts und links ziehen sich je drei Waschbecken an den Wänden entlang. Rings um den Abfluss verraten Rotweinspuren, dass die Tester zwar schnüffeln, schlürfen und kauen, aber nicht schlucken, sondern ausspucken. Jedes Jahr werden 4000 Weine bewertet, rechnet Bernd Hoolmans, der Geschäftsführer des Unternehmens vor, etwa 300 davon kommen in die Regale der Läden von Jacques’ Wein-Depot.

Nicht weit von der Zentrale in der rheinischen Biermetropole wurde Mitte der siebziger Jahre das erste "Depot de Vin" eröffnet - in einem ehemaligen Pferdestall in Düsseldorf-Lohausen. Später wurde daraus Jacques’ Wein-Depot. Es war der Versuch, französischem Wein einen einfacheren Weg in deutsche Wohnstuben zu erschließen. "Wie beim Winzer haben wir Paletten hingestellt und den Wein darauf gestapelt. Eine Verkostungstheke wie heute gab es noch nicht", beschreibt Olaf Müller jene Gründungszeiten, als er gemeinsam mit Jacques Héon, der den Namen stiftete, dieses Experiment wagte. Die Geschäftsstrategie, wonach der Wein wie beim Winzer auch probiert werden kann, kam an. "Die ersten zwei bis drei Jahre waren wirkliche Knochenarbeit. Aber dann ging es los ...", sagt Héon, der sich mit seinem Partner allerdings schon seit längerem aus dem Geschäft zurückgezogen hat.

Heute gehört das Unternehmen zum Hamburger Weinhandelskonzern Hawesko AG und hat rund 240 Läden, in denen mittlerweile Weine aus aller Welt zu finden sind, wobei Frankreich und Italien den Schwerpunkt bilden. In den nächsten zwei bis drei Jahren könnten es bereits 300 Läden sein, schätzt Bernd Hoolmans. "Wir haben noch mindestens 55 konkrete Suchgebiete. Ein Team von fünf Leuten macht nichts anderes, als geeignete Standorte für Läden zu suchen", berichtet der Geschäftsführer.

Allerdings werde das Expansionstempo beim Ausbau des Vertriebsnetzes wegen der schwierigen Konjunktur in diesem Jahr etwas gebremst. "In den letzten drei Jahren haben wir jeweils etwa 20 bis 25 Läden eröffnet. Jetzt peilt Hoolmans "vielleicht 10 bis 15" neue Läden an. Der starke Ausbau der Präsenz hat auch das Umsatzwachstum angekurbelt. Seit etwa einem Jahrzehnt habe man jeweils zweistellig zugelegt. Und dies, obwohl das Unternehmen bisher ohne große Werbung vor allem durch Mund-zu-Mund-Propaganda neue Kunden gewonnen hat.

Im vergangenen Jahr reichte es allerdings nur zu einem Umsatzplus von sieben Prozent auf 90,5 Millionen Euro. Das war zwar insgesamt weniger als erwartet. Gemessen an der allgemein mageren Entwicklung im Einzelhandel und einer guten Rendite mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 9,3 Millionen Euro gibt sich Hoolmans gleichwohl insgesamt zufrieden.

Allerdings gibt ihm ein merkwürdiges Konsumphänomen zu denken. Zwar haben im vergangenen Jahr mehr Kunden in die Läden gefunden und es ist insgesamt mehr eingenommen worden, doch erstmals seit langem sei seit etwa Mitte vergangenen Jahres erkennbar, dass pro Einkauf weniger in die Kasse komme.

Dieser Trend zur niedrigeren Summe auf dem Kassenbon beschränke sich nicht nur auf das eigene Unternehmen, sondern sei quer durch die Konsumlandschaft zu beobachten. Ob die Kunden aus Verunsicherung über die weitere Entwicklung der Konjunktur zunächst einmal ihren eigenen Weinkeller leeren? Oder die eine oder andere Flasche doch lieber bei Discountern wie Aldi einkaufen? Hoolmans weiß es nicht.

Branchenweit sind die Discounter schon seit längerem die Gewinner beim Weinverkauf. Seit Mitte der neunziger Jahre haben Aldi & Co. ihren Marktanteil nach einer Untersuchung des Deutschen Weininstituts in Mainz von 30 auf 43 Prozent ausgeweitet. Damit werde allein schon bei Aldi mehr Wein gekauft als direkt bei den Winzern und deren Genossenschaften in Deutschland. Darüber hinaus wird etwa jede dritte Flasche beim Einzelhändler um die Ecke oder in Verbrauchermärkten aus dem Regal genommen. Fachgeschäfte wie Jacques’ haben über die Jahre leicht verloren und kommen insgesamt auf fünf Prozent. Der Trend zum Sparen zeigt sich nach dieser Untersuchung auch daran, dass die Bundesbürger im vergangenen Jahr im Schnitt nur noch 2,94 Euro für eine Flasche ausgegeben haben - fünf Prozent weniger als im Jahr zuvor. Importweine liegen sogar noch etwas unter dem Preisniveau der einheimischen Gewächse. "Die Lust am Feiern fehlte wohl, weswegen man sich eher bescheiden an einem Gläschen Wein freute", kommentieren die Mainzer Experten das "launische Konsumklima".

Bernd Hoolmans indes hat keine Lust, in einen Preiskampf einzusteigen. "Unsere Kunden kaufen keine billigeren Weine. Wir haben das analysiert", sagt der Geschäftsführer. Ohnehin sehen die Düsseldorfer ihre Stärke vor allem im mittleren Preisniveau - also irgendwo zwischen fünf und 15 Euro. Hoolmans verfolgt die Vorlieben vieler Kunden recht genau. Dabei helfen ihm die 350 000 Kundenkarten, die als Anreiz einen kleinen Rabatt bringen. Die Düsseldorfer Weinhändler nutzen diese Kontakte zu den Stammkunden, um ihr Sortiment permanent zu erneuern. Von Zeit zu Zeit werben sie für eine Auswahl von neuen Weinen, "die sind entweder nach drei Tagen weg oder brauchen Monate. Wenn die Post am Montag im Briefkasten ist, weiß ich am Mittwoch schon: dieser Wein wird ein Renner und der ein Penner", berichtet der 52-jährige Manager von den Vorzügen dieser Marktforschung per Sonderaktion. Bestseller werden anschließend ins reguläre Programm aufgenommen.

Hoolmans weiß wohl, dass viele Weinhändler derzeit unter Druck sind. Doch sein Unternehmen sieht er unter dem Dach der börsennotierten Hawesko Holding AG Konzern gut positioniert. Neben Jacques’ gehören dazu unter anderem das Hanseatische Wein- und Sekt-Kontor oder der Lübecker Weinhändler Carl Tesdorpf. "Hawesko ist in Deutschland Marktführer im Versandhandel, im Großhandel und im Facheinzelhandel", sagt Hoolmans, der auch im Vorstand der Holding sitzt. Damit sei man ein gefragter Vertriebspartner für bekannte Namen wie den Nobelitaliener Antinori oder Penfolds aus Australien. Im vergangenen Jahr hat Hawesko den Umsatz leicht auf 267 Millionen Euro erhöhen können bei einem Betriebsergebnis (Ebit) von 14 Millionen Euro. In diesem Jahr soll der Umsatz um fünf Prozent und der Gewinn noch stärker zulegen.

Bernd Hoolmans ist sich ziemlich sicher, dass Jacques’ auch in diesem Jahr die renditestärkste Hawesko-Tochter bleiben wird. Und auch beim Blick in die weitere Zukunft ist dem Geschäftsführer nicht bange. Die Marktchancen seien längst noch nicht ausgeschöpft, meint Hoolmans: "Wir sind nach wie vor eine mittelständische Weinfirma und haben ein enormes Wachstumspotenzial."
 
Harry Pretzlaff
Aktualisiert: 21.05.2003, 11:22 Uhr


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