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Metro
Am Ende landet alles beim Giganten aus Düsseldorf
 
Der riesige Einzelhandelskonzern Metro hat viele Gesichter
 
Jeder muss einkaufen. Der Besuch bei Läden, Kaufhäuser und Tankstellen gehört zu den festen Bestandteilen unseres Lebens. Aber wer steckt hinter diesen Geschäften? Eine Serie der Stuttgarter Zeitung gibt darauf Antwort. Den Auftakt macht ein Bericht über die Metro, den größten Handelskonzern Deutschlands, der gestern seine Bilanz präsentiert hat.

Seine Gehaltsliste ist länger als das Einwohnerregister von Kassel, Leverkusen oder Ulm. Sein Jahresumsatz übersteigt das Bruttoinlandsprodukt von Kroatien, Syrien und ganz Nigeria. Für den Einflussbereich dieses Riesen gilt das, womit sich vor 500 Jahren die Habsburger Fürsten rühmten: In seinem Reich geht die Sonne niemals unter. Der Gigant aus Düsseldorf ist der mit Abstand größte Handelskonzern in Deutschland und die Nummer vier der Welt. Wäre jemand verdammt dazu, in seinem Leben nur bei ihm zu kaufen, dann würde er keine Not leiden. Sein Essen käme aus den Regalen von Real, seine Kleidung von den Bügeln bei Kaufhof und die Bretter für die Hundehütte direkt aus den Praktiker-Baumärkten. Doch ganz gleich an wie vielen Kassen und in wie vielen Städten der Konsument auch sein Portemonnaie zückt - sein Geld landet früher oder später doch am selben Ort: auf den Konten der Metro AG. "Jede unserer Vertriebslinien soll ihr eigenes Image behalten", sagt der Metro-Vorstandsvorsitzende Hans-Joachim Körber. "Unser Ziel ist die Entwicklung eines langfristig profitablen Unternehmens. Aber wir bauen kein Empire."

Das wäre auch neu. Während andere Konzerne sich gern mit ihrer Geschichte rühmen, liest sich die offizielle Chronik der Metro wie die Speisekarte von McDonald’s: kurz. Als Gründungsjahr nennt das Unternehmen 1964. Da eröffnete der Lederwarenverkäufer Otto Beisheim seinen ersten Abholmarkt für Händler, den Metro Cash & Carry Markt in Düsseldorf. Schon der nächste Eintrag in der Firmengeschichte springt direkt ins Jahr 1996. Da entstand die Metro, wie man sie heute kennt. Innerhalb von nur zehn Monaten verschmolzen die traditionsreichen Handelsunternehmen Asko, Kaufhof und die Deutsche SB-Kauf AG miteinander unter dem Dach der Metro. Die ging dann am 25. Juli 1996 an die Börse. Beisheim hält 18,84 Prozent der Aktien und ist inzwischen mehrfacher Milliardär.

Viel mehr weiß man nicht. Ähnlich wie die Aldi-Brüder Theo und Karl Albrecht oder der Drogerieriese Anton Schlecker scheut der Metro-Gründer jedes öffentliche Aufsehen. Auch bei der gestrigen Bilanzpressekonferenz der Metro AG ist Beisheim nicht aufgetaucht. Seine Schüchternheit hindert den inzwischen zum Schweizer Staatsbürger gewordenen Unternehmer allerdings nicht daran, sich am Potsdamer Platz ein eigenes Denkmal zu setzen: Einen 19-stöckigen Prachtbau mit Cafés, Restaurants, Büros und zwei Hotels. Sein Name: Beisheim-Center.

So ungewöhnlich auch die Entstehungsgeschichte der Metro AG war, so unverrückbar ist heute ihre Machtstellung. Die fünf größten Handelskonzerne in Deutschland beherrschen fast 85 Prozent des Lebensmittelhandels. Die Metro AG liegt mit einem Marktanteil von mehr als 16 Prozent an der Spitze. "Beim täglichen Einkaufen denkt man ja nicht drüber nach. Aber ob man nun bei Kaufhof, Real, Saturn, Media-Markt, oder noch mehr als einem Dutzend anderer Geschäfte einkauft - alle gehören zur Metro", sagt Manfred Dimper, Referent für Handel und Wettbewerb bei der Verbraucherschutzzentrale in Berlin. "Das ist schon eine gewaltige Machtkonzentration." Dabei muss Macht nicht schaden - jedenfalls nicht dem Verbraucher. Der Preiskampf im Einzelhandel tobt nun schon seit Jahren, und Nutznießer sind nicht nur die Großkonzerne, sondern auch die Kunden. Milch, Butter und Kaffee sind seit langer Zeit sensationell billig. Auch Champagner, Computer oder Videokameras sind dank dem extremen Wettbewerb heute für fast jedermann erschwinglich. Und der größte der Konsumgiganten beschleunigt selbsttätig den Preisverfall in diesem Jahr noch mehr. "Geiz ist geil", wirbt die Metro-Tochter Saturn, und die ebenfalls zum Düsseldorfer Konzern gehörige Media-Markt-Kette stellt mit ihrem Werbeslogan "Ich bin doch nicht blöd" jeden für schwachsinnig hin, der mehr als den absolut niedrigsten Preis zahlt.

Diese Entwicklung hat Folgen. Die eine: die deutschen Kunden gewöhnen sich an Sonderangebote als Dauerzustand. Die andere: Lieferanten von Handelsriesen wie der Metro japsen unter dem Preisdruck der Konzerne nach Luft. "Die Verhandlungen mit dem Handel werden immer unausgewogener", sagt Horst Prießnitz, der Geschäftsführer des deutschen Markenverbandes, in dem hunderte von kleinen Herstellern aber auch Großkonzerne wie Nestlé und Unilever vertreten sind. "Die großen Handelskonzerne werden immer mächtiger. Und sie drehen ständig an der Konditionenschraube."

Unter diesen Vorbedingungen werden die so genannten Jahresgespräche zwischen den Herstellern und dem Handel von Mal zu Mal unangenehmer. Eines der älteste Gesetze der Branche lautet: Je mehr ich dir abkaufe, desto mehr Rabatt musst du mir geben. Die Metro beherzigt diese Regel, indem sie die Warenbeschaffung für alle Töchter in einer Zentrale bündelt: der Metro Einkauf GmbH. So verhandeln Kaufhof und Real nicht mehr allein über den Preis von Bananen, Kaffee oder Fernsehern, sondern gemeinsam mit allen anderen Unternehmen der Metro-Gruppe. Das Einkaufsvolumen dieses Riesenabnehmers: mehr als 40 Milliarden Euro pro Jahr. Das Ergebnis: Der Lieferant hebt die Hände und senkt die Preise. "Was wollen Sie machen?", sagt Prießnitz. "Der Lieferant muss nachgeben, oder er gefährdet seinen Regalplatz. Gegen die Konzentration im Handel ist kein gesetzliches Kraut gewachsen. Wir hoffen, dass der Gesetzgeber die einschlägigen Vorschriften in der bevorstehenden Novellierung des Kartellgesetzes noch einmal kritisch überprüft - an einem freiwilligen Fairnessabkommen mit dem Handel haben wir uns bisher die Zähne ausgebissen."

Doch diese Hoffnung wird oft enttäuscht. Noch immer bockt die Metro gegen eine Entscheidung des Bundeskartellamtes aus dem Jahr 1999, die ihr das allzu extreme Auspressen ihrer Lieferanten ausdrücklich untersagte. Der Fall "Allkauf" gilt in der Branche inzwischen als Paradebeispiel dafür, mit welcher Ausdauer die Einzelhandelsgiganten sich selbst höchstrichterlichen Anordnungen widersetzen. 1998 kaufte die Metro die Mönchengladbacher Warenhauskette Allkauf. Nach einer Durchsicht der Bücher merkte der Konzern zu seinem Entsetzen, dass die Allkauf teilweise dieselben Produkte billiger von ihren Lieferanten bezog als die Metro. Die Konzernleitung war darüber dermaßen erbost, dass sie von allen Lieferanten verlangte, der Metro rückwirkend dieselben Bedingungen einzuräumen - die Lieferanten sollten also Geld zurückzahlen.

"Derartige Forderungen sind unseres Erachtens absolut ungerechtfertigt", sagt Prießnitz, dessen Verbandsmitglieder betroffen waren. "Also schritt das Kartellamt ein und erließ eine Untersagungsverfügung." Doch die Düsseldorfer Manager ließen nicht locker. Sie zogen vor Gericht und erreichten, dass das Berliner Kammergericht die Entscheidung des Bundeskartellamtes wieder aufhob. Das wiederum wollten die Kartellrichter nicht auf sich sitzen lassen und legten ihrerseits Berufung ein. Erst vor sechs Monaten entschied nun der Bundesgerichtshof, dass der Fall neu verhandelt werden muss. Die Lieferanten werten das Urteil als Sieg für sich, doch in der 23-seitigen Urteilsschrift werfen die Richter vom Bundesgerichtshof nicht nur dem Kammergericht Berlin, sondern auch dem Bundeskartellamt Fehler vor.

So ist keineswegs entschieden, ob sich die Metro in dem erneut aufgerollten Verfahren nicht doch noch durchsetzt. Sicher ist allein der lange Atem des Konzerns. Bereits 1975 hatte die Metro versucht, sich vertraglich den so genannten "Best Price" zuzusichern. Mit dieser Meistbegünstigungsklausel wollte der Großabnehmer erreichen, dass seine Lieferanten keinem Einzelhändler einen niedrigeren Preis einräumen durften als der Metro. Schon damals sagte das Bundeskartellamt Nein. Doch die Metro streitet weiter. Nun liegen die Akten wieder auf den Schreibtischen des Berliner Kammergerichts.

Nicht nur die Lieferanten ächzen unter dem ständig wachsenden Preisdruck. Vor allem kleinere Einzelhändler geraten immer mehr zwischen die Mühlsteine der Handelsriesen. Ein beliebtes Mittel von Großkonzernen ist es, einzelne Waren unter ihrem Einkaufspreis anzubieten, um Kunden in ihre Läden zu locken. Beim Bundeskartellamt gehen jeden Monat rund ein Dutzend Beschwerden von Einzelhändlern allein wegen dieser Praxis der Handelsketten ein. In vielen Fällen lässt sich jedoch kein Verstoß gegen das Kartellrecht nachweisen. "Im Grunde begrüßen wir den Preiskampf ja", sagt eine Kartellamtssprecherin. "Das ist schließlich ein Zeichen von funktionierendem Wettbewerb." Allerdings dürften marktstarke Unternehmen nicht dauerhaft unter Einstandspreis verkaufen. "Es kommt darauf an, langfristig eine Wettbewerbsstruktur zu sichern", sagt die Sprecherin. "Nur so wird auch kleinen Einzelhändlern ein Überleben ermöglicht."
 
Sönke Iwersen
Aktualisiert: 21.05.2003, 11:23 Uhr


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