Rudolf Diesel wurde in Paris als Sohn eines deutschen Emigrantenehepaares geboren. Die Gewerbeschule in Augsburg bestand er mit Bravour. Das anschließende Studium an der Technischen Hochschule in München schloss er 1880 mit dem besten Examen seit Bestehen der Hochschule ab.

Wirkungsgrad: 26,2 Prozent
     Der junge Ingenieur interessierte sich vor allem für Kraftmaschinen. Die damaligen Dampfmaschinen nutzten nur bis zu 10 Prozent der eingesetzten Energie. Diesel nahm sich vor, einen Motor mit einem deutlich höheren Wirkungsgrad zu konstruieren.

Zunächst konzentrierte er sich auf die Verbesserung der Dampfmaschine, wandte sich dann aber den Verbrennungsmotoren zu. 1892 konnte er seinen Hochdruckverbrennungsmotor zum Patent anmelden. Diesel gewann Krupp und die Maschinenfabrik Augsburg als Partner.

Nach zahlreichen Fehlschlägen wurde 1897 das Jahr des Triumphes: Diesels Motor brachte einen Wirkungsgrad von 26,2 Prozent. Ein weiterer Vorteil: Der Motor brauchte kein Benzin. Er funktionierte auch mit billigem Schweröl.

"Fürst des Geistes"
     Zunächst fand er Einsatz in der Industrie, doch schon 1906 trieb der Dieselmotor eine Lokomotive an, 1912 einen Ozeanliner, 1923 den ersten Lastwagen und drei Jahre später einen Personenwagen. Auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 erhielt der Dieselmotor den "Grand Prix". Sein Erfinder wurde 1911 bei der Turiner Weltausstellung als "Fürst des Geistes" mit Orden geschmückt. Heute werden etwa 13 Prozent der Autos in Deutschland von Dieselmotoren angetrieben.

Als Geschäftsmann war Diesel nicht erfolgreich. Er war in Patentstreitigkeiten verwickelt und die von ihm gegründeten Gesellschaften warfen zu wenig Gewinn ab. Er träumte von sozialer Gerechtigkeit, "die nur durch einmütiges Handeln des ganzen Volkes" gesichert werden könne. Enttäuschungen, Rückschläge und drohender finanzieller Ruin untergruben Diesels Gesundheit. Auf einer Überfahrt nach England stürzte er sich vermutlich in die Nordsee.

von F.A. Brockhaus, Mannheim, Leipzig ©