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dpa Die Rückseite der italienischen Ein-Euro-Münze zeigt den "Uomo Vitruviano" von Leonardo da Vinci |
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Europa im Mittelalter
Ein Mönch als Universalgenie
Luca Pacioli war geistiger Vater der doppelten Buchführung
Selbst Leonardo da Vinci soll ihn "Maestro" genannt haben. In Vergessenheit ist er trotzdem geraten: der italienische Mönch Luca Pacioli, der die doppelte Buchführung in Europa bekannt machte. Mit ihr wird neben den Umsätzen auch der Warenein- und ausgang dokumentiert - eine Voraussetzung für das Entstehen früher Großkonzerne und die Geburt des Kaptalismus.
25.04.2004
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Das heute in Vergessenheit geratene Universalgenie der Renaissance war ein Mönch: Luca Pacioli machte die doppelte Buchführung in Europa bekannt. Als Schüler des Malers Piero della Francesca, der mit perspektivischen Darstellungen die Malerei seiner Zeit verändert, begeistert sich der etwa 1445 Geborene für Mathematik.
Mit 20 Jahren unterrichtet er als Privatlehrer im Hause eines reichen Kaufmanns in Venedig - und fährt auf dessen Schiffen mit. Weil die Herrschaft der Stadt bis nach Zypern und die Handelsbeziehungen bis Beirut reichen, bezieht Pacioli sein Wissen teilweise aus östlichen Quellen. Beirut ist Endpunkt der Seidenkarawanen aus China und der Gewürzstraße aus Indien.
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Einfluss bis heute spürbar Zehn Jahre später tritt Pacioli in den Minoritenorden ein, lehrt an verschiedenen Universitäten Italiens und veröffentlicht mehrere mathematische Abhandlungen. Das von ihm aufgeworfene "Problem der Punkte" - die Frage nach Aufteilung des Einsatzes bei vorzeitigem Abbruch eines Glücksspiels - wird erst 150 Jahre später in seiner Tragweite voll erkannt.
Dann nämlich berechnen die französischen Mathematiker Pascal und Fermat diese Wahrscheinlichkeit - die Geburtsstunde der Wahrscheinlichkeitstheorie, heute zentraler Bestandteil unseres Wirtschaftslebens. Auf mathematischer Spekulation basiert schließlich die Berechnung von Investitions- und Versicherungsrisiken - und auch jede wirtschaftliche Prognose.
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Lehrmeister für Leonardo da Vinci Doch wie entdeckt Pacioli die doppelte Buchführung für sich? 1497 begegnet er in Mailand Leonardo da Vinci, die beiden schließen Freundschaft und teilen eine Wohnung miteinander. Pacioli macht da Vinci, der sich eher mit geometrisch-perspektivischen Fragen beschäftigt, mit schwierigerer Mathematik vertraut. Er müsse "die Multplikation der Wurzeln von Meister Luca lernen", schreibt da Vinci - mit Tabellen, die heutzutage viele schon im Alter von sieben Jahren lernen.
In seinem Hauptwerk "Summa de Arithmetica Geometria Proportioni et Proportionalita" will Pacioli das gesamte mathematische Wissen seiner Zeit beschreiben. Das Kapitel "Abhandlung über die Buchhaltung" ist zwar keine eigenständige Leistung, aber die bis dahin ausführlichste und verständlichste Darstellung - geschrieben in der Volkssprache Italienisch, nicht in der Gelehrtensprache Latein. Es ist für Geschäfts- und Kaufleute gedacht.
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Eingang in die Alltagssprache Das Grundprinzip: Jede Transaktion wird zweimal ins Hauptbuch eingetragen - einmal in die linke Spalte auf der Sollseite, einmal in die rechte Spalte auf der Habenseite. So können die Konten verglichen und Fehler entdeckt werden. Das Verfahren ermöglicht auch eine Gewinn- und Verlustrechnung der Unternehmen zu jedem beliebigen Zeitpunkt und -raum.
Die Nützlichkeit des Verfahrens führt dazu, dass Begriffe daraus auch in die Alltagssprache Eingang finden: Soll und Haben, Bilanz, Saldo zum Beispiel. Der Gang der Geschäfte lässt sich seitdem mathematisch prüfen - der Handel wird zur fortschrittlichsten Wissenschaft seiner Zeit.
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Geburt des Kapitalismus Die Verbreitung der doppelten Buchführung in Europa gilt als die Geburt des Kapitalismus. Auch die Fugger führen sie ein, um den Überblick über ihren komplexen Konzern zu behalten. Waren werden in Wertgrößen angegeben, Qualitäten einer Sache auf Quantitäten reduziert. Der Maßstab dafür ist Geld - jedes Ding hat seinen Preis.
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Buchtipp |
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Schumpeters Reithosen - Die genialsten Wirtschaftstheorien und ihre verrückten Erfinder von Paul Strathern Campus Verlag, Frankfut/New York, 2003 331 Seiten ISBN: 3-593-37293-2 24,90 Euro
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von Bernd Schmitt |
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