Man werde sich gegen die Stimmungsmache wehren, so Ude, München baue keinen weiteren Büroraum mehr. Das Ziel, Unternehmen in der Stadt zu halten und Investitionen zu ermöglichen, gelte weiterhin uneingeschränkt. Das bekräftigt auch die SPD-Fraktion. Ein fatales Signal sei es auch, dass die Stadtplanung weniger Gestaltungsmöglichkeiten habe. Viele Fachdebatten hätten ergeben, dass schlanke Türme oft besser seien als gedrungene Bauten oder „fette Klötze“.
Ude räumte ein, dass er am Sonntag eine persönliche Niederlage erlitten habe: „Als Politiker gewinnt man natürlich lieber, als dass man verliert.“ Als einen tief deprimierenden Einschnitt in seiner Karriere empfindet Ude den Ausgang des Bürgerentscheids jedoch nicht.
Dass ein breites Pro-Hochhaus-Bündnis aus Wirtschafts- und Gewerkschaftsvertretern erst relativ spät an die Öffentlichkeit gegangen sei, bezeichnete Ude als einen Fehler. Ein Großteil der Briefwähler, die mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit für den Kronawitter-Kurs waren, hatte da nämlich schon abgestimmt. Ein großes Problem sei es gewesen, die Bürger zu mobilisieren, die mit der Hochhaus-Politik des Rathauses zufrieden gewesen seien.
Kritik an der Fragestellung
Deutliche Kritik übte der Oberbürgermeister an der Fragestellung des Bürgerentscheids. Diese habe wertende und manipulative Aussagen enthalten. Sollten Architektur-Wettbewerbe „in drei oder vier Jahren“ ergeben, dass mehr als 100 Meter hohe Häuser die beste Lösung für einen bestimmten Standort seien, hieß es in der SPD, werde man die Bürger über dieses Thema in Form eines Ratsbegehrens abstimmen lassen.
Unterdessen hat der Unmut über das Rebellentum Kronawitters und seiner Mitstreiter in der SPD zugenommen. Der Alt-OB habe sich klar über Beschlüsse und Festlegungen zur Hochhauspolitik hinweggesetzt, so SPD-Fraktionschef Helmut Schmid. Aus Vorstandskreisen des Unterbezirks war zu hören, man denke nicht an einen Parteiausschluss.
Kronawitter bezeichnete den Ausgang des Bürgerentscheids als „unglaublich großen Erfolg für München“. Die Hochhaus-Debatte müsse nun intensiver und sensibler als bisher geführt werden. Über 100.000 „mündige Münchner“ hätten sich nicht „von unglaublich bösen Angriffen auf meine Person“ und einer „riesigen Anzeigenkampagne gegen mich“ beeinflussen lassen, so der Alt-OB.
(SZ vom 23.11.2004)
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