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Datum:   22.10.2002
Ressort:   Feuilleton
Autor:   Peter Uehling
Seite:   12

Schumanns Schussfahrt

Systematisch statt gründlich: Janowski und das RSB wagen eine Konzert-Monografie

Zu den ersten programmatischen Taten von Marek Janowski als Künstlerischem Leiter des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin gehört ein fünfteiliger Zyklus, der dem symphonischen Werk Robert Schumanns sowie seinem Oratorium "Das Paradies und die Peri" gewidmet ist. Das überrascht: Allerorten sieht man bang dem Tag entgegen, an dem der letzte Abonnent seinen letzten Schnaufer tut, und entwirft schicke Programme, um die Jugend zu locken; die Symphonieorchester schieben sich, nachdem sie das 19. Jahrhundert abgegrast haben, ins 20. vor, bevorzugt freilich in dessen leichtere, gefühls-schmiegsame Seitenzweige, wie sie etwa von frommen Georgiern oder rotzigen Briten repräsentiert werden.

In solcher Situation wirkt der Schumann-Zyklus unverdorben ernsthaft, an der Kunst interessiert. Oder hat Janowski seinem Orchester diesen Komponisten zur Erziehung verordnet? Das auch von Komponisten-Kollegen wie Tschaikowsky oder Mahler verbreitete Klischee, Schumanns Orchestersatz sei dumpf, scheint dieser These zu widersprechen: was ließe sich an dumpfem Orchestersatz lernen? Vielleicht eben das, dass er nicht mehr dumpf klinge, sondern beredt werde. Denn das Dumpfe hat verschiedene Ursachen, ist entweder eine Wirkung mangelnder Klangkontraste, oder funktionsloser Verdopplungen im polyphonen Satz.

Janowski, ein Dirigent mit einem hervorragenden Sinn für Klangfarben, hatte bei den ersten beiden Konzerten am Sonnabend und Sonntag im Konzerthaus mal mehr, mal weniger Glück - wahrscheinlich umso mehr, je weniger die Partituren im Repertoire verankert und Gewohnheiten zu bekämpfen waren. In der Einleitung der "Genoveva"-Ouvertüre gelang Janowski die Darstellung des Verhältnisses von immer wieder ansetzenden und abbrechenden Stimmen zum Gesamtklang vorbildlich; das war kein ratloses Suchen nach einer das Ganze überwölbenden Hauptstimme, sondern ein bewusst dargestellter, eigenartiger Schwebezustand, wie ihn kein anderer Komponist jener Zeit schreiben konnte.

Trägt Licht

Wirkten hier die Tugenden musikalischer Einsicht, waren es in den beiden selten gespielten Konzertstücken für Klavier und Orchester in G-Dur op. 92 und d-Moll op. 134 vor allem klangliche Entscheidungen, die Licht in die Musik trugen. Sie betrafen in der Hauptsache die Bläser, die entweder als einleitende Soli das große Orchester allmählich heranziehen oder thematisch aus ihm herausragen. Die Solistin, die junge rumänischen Pianistin Mihaela Ursuleasa, spielte beide Werke mit noch nicht völlig geklärter Balance zwischen Ausdruck und Mechanik, was im einen Moment agogisch fein nuanciert war, konnte im nächsten schon wieder mechanisch klingen.

In Schumanns Cellokonzert wurden solche Momente, in denen Klang und Form zusammenwuchsen, immer kürzer, weil die gar zu vibratolastige Rhetorik des Solisten Heinrich Schiff Differenzierungen verhinderte und auf ihre Weise das Dumpfe wieder einließ. Und richtig unerfreulich wurden beide Konzerte am Ende, in den Symphonien Nr.1 in B-Dur und Nr. 2 C-Dur op. 61 - Tempowechsel, wo keine vorgeschrieben sind, ein Flüchtig-Werden unbetonter Noten im schnellen Tempo, wie überhaupt das meiste zu schnell war.

Schwerer noch wiegt, dass zugunsten des hurtig erschlossenen großen Bogens dessen Bewohner, die musikalischen Gestalten, herausgefegt wurden: Vom hartnäckig punktierten Hauptthema im Kopfsatz der zweiten Symphonie bleiben nur Töne übrig, wenn man ihn ganztaktig schlägt, aber kein Charakter. Und je schneller die Schussfahrt in den Schlussakkord wurde, desto mehr verdarb der Klang, wurde hart und vulgär. Da schien die Symphonie nicht mehr zu sein als eine effektvolle Art und Weise, Applaus hervorzurufen: Fürwahr ein neuer Aspekt an Schumanns Musik. Wir hätten ihn lieber nicht kennengelernt.

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31. Dezember 2004
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