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Der morbide Charme bleibt ungenutztAls die Schlossplatzkommission vor fast einem Jahr empfahl, den Palast der Republik nach der Asbestbeseitigung für eine Übergangszeit als Bühne für Kulturveranstaltungen zu nutzen, war dies eine weise Entscheidung. Nicht, weil es der Kommission darum gegangen wäre, das Leben des Gebäudes zu verlängern. Nein, es ging den Experten darum, eine Chance zu nutzen: Der morbide Charme des ausgehöhlten Gebäudes sollte kreative Kulturschaffende anlocken und der Hauptstadt einen neuen und aufregenden Veranstaltungsplatz verschaffen. Die Berliner und Besucher der Stadt hätten sich vielleicht eine Wagner-Inszenierung im ehemaligen Volkskammersaal anhören können. Sie wären durch das frühere Foyer gepilgert, und sie hätten vielleicht auf einem Klappstuhl im großen Saal ein Konzert verfolgt. Aus alledem wird nun wahrscheinlich nichts werden. Zu teuer wäre die Herrichtung des Gebäudes, meint die Oberfinanzdirektion, die die Immobilie verwaltet. Schade. Die Begründung klingt ein wenig danach, als habe die Behörde nur einen Grund gesucht, um die Zwischennutzung zu verhindern. Vielleicht aus Angst vor einem dauerhaften Provisorium? Das hätte man durch einen befristeten Mietvertrag sicher besser verhindern können. Die einzige Chance, dass der Palast doch noch geöffnet wird, besteht jetzt wohl darin, dass ein privater Veranstalter alle Kostenrisiken übernimmt und alle Auflagen einhält. Dann könnte der Bund die Nutzung nur schwer ablehnen. Wahrscheinlicher ist aber folgendes Szenario: Der Palast steht die nächsten zwei Jahre leer, der Bundestag stellt dann fest, dass er kein Geld für den Abriss hat. Daraufhin setzt das Parlament eine Kommission ein, die ein Konzept entwickeln soll. Seite 19 [Neue Suchanfrage] [Weitere Artikel vom 22.10.2002]
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30. Dezember 2004
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