Seelenverwandtschaft

Ein Hochzeitstag und ein Geburtstag: Steffi Graf, André Agassi und Jaden Gil haben Grund zum Feiern

BERLIN, 21. Oktober. Brooke Shields schickte weiße Orchideen zur Hochzeit. Edle Pflanzen, wie man weiß, aber auch höchst giftig. Entsprechend zweifelhaft ist das Kompliment, das die ehemalige Mrs. Agassi ihrer Nachfolgerin machte: Steffi Graf sei "solide wie ein Mercedes". Doch die Grüße von der bösen Fee haben dem Brautpaar kein Unglück gebracht. Von Ehekrisen, selbst Gerüchten darüber, blieben die beiden verschont. Heute feiern Steffi Graf und André Agassi ihren ersten Hochzeitstag.

Zur Zeremonie in Agassis Villa in Las Vegas vor einem Jahr waren nur die engsten Freunde und Familienangehörige geladen. Von Klatschreportern keine Spur - Agassis Wohnviertel Spanish Hill wurde abgesperrt wie Fort Knox. Steffi hauchte leise "yes!", so hörte man doch immerhin, und André soll dreimal entfesselt "Ich will, ich will, ich will!" gerufen haben. Die Flitterwochen fielen damals aus: Am 26. Oktober, vier Tage nach der Hochzeit, brachte "sweet Misses Steff", so nennt André seine Frau, den gemeinsamen Sohn zur Welt.

Piratenhäuschen am Pazifik

Ihre "papierne Hochzeit" feiern die Eltern mit Sohn Jaden Gil daher in diesem Jahr an einem besonders schönen Ort, einem traumhaften Luxus-Resort an der kalifornischen Küste: Zwei Swimmingpools gibt es auf der 13 Morgen großen Parkanlage, einen Golfplatz, drei Whirlpools, einen Wasserfall, ein Amphitheater und ein verwunschenes Kinder-Piratenhäuschen. Das Herrenhaus und die sechs Chalets mit Blick auf den Ozean beherbergen einen Speisesaal mit Sauna, drei Küchen mit offenem Kamin, ein Kino für 50 Personen und ein Spielzimmer mit Hightech-Schnickschnack. George Clooney, Sharon Stone und Michael Douglas waren schon zu Gast. Hier also verbringen Steffi und André ihren persönlichen Feiertag - es sei denn, sie verreisen. Das Anwesen in Tiburon in der Nähe von San Francisco im Wert von 23 Millionen Euro ist seit wenigen Wochen ihr neues Zuhause.

Selten genug kommt Familie Agassi in das Vergnügen, sich in den eigenen vier Wänden aufzuhalten: 30 Wochen im Jahr sind die drei unterwegs. Ehefrau und Sohn folgen André Agassi zu allen Wettkämpfen. Baby Jaden Gil hat per Flugkilometeranzahl bereits jetzt schon zweimal den Erdball umrundet. Mit seinen 32 Jahren ist sein Vater in der Welt der Tennisprofis eigentlich ein Greis - aber immer noch erfolgreich. Im September stand er im Finale der US Open gegen Pete Sampras; sein letztes Turnier gewann er im Mai gegen den 24-jährigen Deutschen Thomas Haas in Rom.

Mit einem geschätzten Vermögen von rund 260 Millionen Euro könnte Agassi sich allerdings bereits jetzt ebenso sorglos wie seine 33-jährige Frau, die rund 75 Millionen Euro auf dem eigenen Konto hat, in den Vorruhestand begeben. Zumal Steffi und er "echte Couch potatoes" seien, wie Agassi sagt, und am liebsten bei "Rockmusik vorm Kamin" entspannen. Das Paar hat weder Butler noch Leibwächter, nicht einmal ein Kindermädchen. Nachbarn berichten, Mr. Agassi bringe den Müll höchstselbst hinaus und trinke sein Bier am liebsten aus der Flasche. Am Wochenende radeln André und Steffi zum Bio-Supermarkt und kaufen bevorzugt Sonnenblumenbrot und Stachelbeermarmelade.

Wetten auf den Nachwuchs

Auf dem Champion s Ball in Wimbledon lernten sie sich 1992 kennen. Da war Steffi noch mit Formel-3-Rennfahrer Michael Bartels zusammen, Agassi hatte seine Beziehungen zu Barbra Streisand und Brooke Shields noch vor sich. "Ich war schon damals hinter Steffi her", gestand Agassi. Sieben Jahre später wurden sie ein Paar. Seitdem bezeichnen sie sich gern als seelenverwandt.

In Erziehungsfragen ihres Sohnes Jaden Gil sind sich die beiden Kindheitslosen einig: "Wir sind dazu da, unseren Kindern auf den Weg zu helfen", erläutert Agassi seine pädagogischen Ansichten, "und nicht, um unser eigenes Leben in ihnen zu verwirklichen." Da darf Jaden Gil ja erleichtert sein. Ein amerikanischer Turnierveranstalter bietet bereits jetzt zehn Millionen Dollar für den Fall, dass er im Jahr 2017 bei einem Tennismatch in New Jersey antritt. Und in England stehen die Wetten der Buchmacher bei 500:1, dass Jaden Gil einmal Sieger in Wimbledon wird. Vielleicht trifft er dort ja auch seine Seelenverwandte.

Sieben Jahre bis zum Rendezvous // Steffi Graf und André Agassi lernten sich 1992 auf dem Champion s Ball in Wimbledon kennen. "Steffis Herz zu erobern war so schwierig wie ein Tennis-Match zu gewinnen", sagte Agassi.

Im März 1999 bat der hartnäckige Amerikaner persischer Abstammung Steffi Graf in Key Biscane um eine Trainingsstunde. Und gab ihr den ersten zarten Kuss am Tennisnetz.

Sechs Monate später führte er Steffi in ein New Yorker Restaurant aus, um seinen Triumph bei den US Open zu feiern. Seitdem sind die beiden ein Paar - und seit einem Jahr Eltern.

Foto: REUTERS/SHAUN BEST Mamas Nase ist interessanter. Prompt verlor Papa Agassi die US Open.

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