Politik

Port Klang - Seine Rettung war einer der wenigen Glücksmomente inmitten grenzenlosen Leids: Acht Tage lang trieb der Indonesier Rizal Shahputra (23) auf dem offenen Meer – festgeklammert an einen Baumstamm. Nach seiner ersehnten Rettung schildert er in der Klinik von Port Klang (Malaysia) die Tage zwischen Verzweiflung und Hoffnung.

26. Dezember 2004: Der Tag des Grauens begann wie jeder andere: "Ich stand früh auf, ging nach dem Morgengebet zur Dorf-Moschee. Die half ich mit in Stand zu setzen", berichtet Rizal Shahputra. "Dann hörten wir plötzlich ein Grollen vom Meer." Mit voller Wucht überspülte die Flutwelle sein Dorf bei Banda Aceh im Norden Sumatras. "Ein schlammiger Fluss riss mich weg. Sekunden später schwammen um mich herum hunderte Leichen."

Der 23-Jährige klammerte sich an einer entwurzelten Palme fest, auch drei seiner Freunde erreichten in letzter Sekunde den rettenden Stamm. Der Tsunami zog die vier Männer 250 Kilometer vor die Küste. Mit einem Messer schnitten sie Kokosnüsse ab, ihre einzige Nahrung. "Nach drei Tagen entschieden meine Freunde zurückzuschwimmen. Ich wollte weiter auf Hilfe warten, blieb allein. Um mich herum nur Wasser. Alles was ich tat, war Beten und Warten." Doch nach einer Woche verlor Rizal die Hoffnung. "Ich sah Schiffe am Horizont, viel zu weit weg." Die Rettung kam erst am 9. Tag. "Plötzlich steuerte ein Frachter direkt auf mich zu. Ich stand auf, schrie, riss die Arme hoch. Ich hatte es geschafft."

Als ihn seine Retter aus dem Wasser fischten, war Rizal halbtot, seine Beine waren schwer verwundet. In der Klinik in Malaysia erholt er sich jetzt. Ob er nach Indonesien zurückkehrt? Er weiß es nicht. "Seit zwölf Tagen habe ich keine Nachricht von meiner Familie." Rizal weiß, was das bedeutet. In Indonesien könnte er neu anfangen, weiter studieren. "Oder meinen Traum verwirklichen: Ich will Polizist werden."